Eberswalde: „Wann ist Trauer eine Krankheit?“– um diese Frage geht es beim Psychiatrischen Kolloquium am 12. März in Eberswalde. Das Zentrum für psychische Gesundheit des GLG Martin Gropius Krankenhauses lädt dazu sowohl Ärzte, Therapeuten und Fachkräfte, als auch alle anderen am Thema Interessierten ein. Aktueller Anlass ist die Neueinführung der „Anhaltenden Trauerstörung“ als Diagnose. Nach dem Vortrag von Prof. Dr. phil. Birgit Wagner aus Berlin können Sichten und Erfahrungen diskutiert und ausgetauscht werden.
Trauer als normale Reaktion auf den Verlust eines Menschen ist immer schmerzhaft, kann aber meistens ohne professionelle Hilfe bewältigt werden. Man schätzt, dass zirka 4 Prozent der Trauernden schwerwiegende anhaltende Trauersymptome entwickeln, die dem Bild einer Trauerstörung entsprechen. Die Trauer ist dann auch nach sechs Monaten in voller Intensität vorhanden, und es kommt zu erheblichen Beeinträchtigungen im familiären und sozialen Bereich, wie beispielsweise in der Schule oder am Arbeitsplatz.
„Eine nicht verarbeitete Trauer kann langfristige psychische Störungen begünstigen sowie körperliche Erkrankungen und eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge haben“, sagt Prof. Dr. Uta Donges, Klinik-Chefärztin und Leiterin des Zentrums für psychische Gesundheit. Im Zentrum sind Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik unter einem Dach zusammengeführt, die Beschwerden der Patienten werden im komplexen Zusammenhang gesehen und behandelt. „Probleme bei der Trauerbewältigung gab es immer schon, die neue diagnostische Unterklassifikation grenzt die Trauerstörung jedoch deutlicher von einer Depression ab, um in der Therapie noch gezielter vorgehen zu können“, erklärt Prof. Dr. Uta Donges.
Zwischen Depression und Trauer gibt es viele Verbindungen. Das Zentrum für psychische Gesundheit verfügt unter anderem über zwei Stationen für Patienten mit Depression und eine Krisenstation mit einer Akutaufnahmemöglichkeit. Neu ist hier die Einführung der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS), die als effektives und sehr gut verträgliches Behandlungsverfahren bei Depression gilt. Sie wird am wachen Patienten mit einer Magnetspule durchgeführt. Moderne Methoden der Neuronavigation erlauben dabei eine zielgenaue, individuell angepasste Stimulation und Modulation der Hirnaktivität.
Als Standard in der Behandlung der Trauerstörung gilt die Kognitive Verhaltenstherapie. Die Referentin des Symposiums, Prof. Dr. phil. Birgit Wagner, wird darauf konkreter eingehen. Ihre Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie – Verhaltenstherapie nimmt sie an der Medical School in Berlin wahr und ist zudem durch ihr Buch „Psychotherapie mit Trauernden“ in Fachkreisen gut bekannt.
„Wir wollen mit unserer Veranstaltung sowohl Neues aus Psychotherapie und Psychosomatik vorstellen, als auch bewährte Wege der Bewältigung von Trauer aufzeigen“, sagt Prof. Dr. Uta Donges. „Jeden Menschen betrifft dieses Thema irgendwann im Leben. Wir freuen uns sehr auf die Impulse, die uns unsere renommierte Referentin dazu mitbringen wird, mit der wir seit vielen Jahren durch wissenschaftliche Arbeit verbunden sind.“ Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr im Konferenzraum A222 des GLG Martin Gropius Krankenhauses in der Oderberger Straße 8 in Eberswalde. Der Eintritt ist frei.