Bernau: In diesem Jahr feiert Bernau vom 13.-15. Juni zum 32. Mal Hussitenfest. Für das Jubiläum haben sich die Stadtväter und die vielen ehrenamtlichen Akteure wieder einiges Sehens-, Hörens- und Erlebenswertes einfallen lassen. Los geht das bunte Treiben am Freitagnachmittag, dem 13. Juni, um 16.30 Uhr mit der offiziellen Eröffnung am Steintor durch den Bürgermeister André Stahl.
„Feldzug“ durch die Bernauer Gastronomie
Um 18 Uhr beginnt ein eher weniger bekanntes und beachtetes Spektakel: Die Briganten als lebendige Nachfahren der tapferen Bernauer, die vor 593 Jahren den Hussiten standhielten, werden bewaffnet und gerüstet durch die Stadt ziehen. Ihr Ziel sind die Kneipen und Restaurants der Innenstadt. Dort wollen sie Bierfässer für das Briganten-Lager im Stadtpark erbeuten, in dem ca. 150 mittelalterlich gekleidete Kämpfer – teilweise auch mit ihren Frauen und Kindern – die Zelte aufgeschlagen haben.

„Wir wollen den Ratskeller, Zickenschulze, Leiterwagen, das Hofgeflüster, die Taverne Kreta, das India 1, die Casa Montana (ehemaliges Steakhaus am Stadtpark) und auf dem Festplatz die Bierkutsche von Heiko Peckel sowie den Spanferkel-Stand von Marcel Stahlberg ‚plündern‘, um Bierfässer zu ergattern“, verrät Brigant Leo Grabsch den „Feldzug“ durch die Bernauer Gastronomie. In der Regel stehen die 25- bzw. 50-Liter-Fässer schon bereit, so dass die Briganten nicht zu den Waffen greifen müssen, um an ihr „Diebesgut“ zu gelangen.
Als kleines Dankeschön gibt es für jedes Restaurant den Freibrief der Briganten und von den Gastronomen eine kleine Bierprobe für die Akteure, bevor die tapferen Kämpfer mit ihrem großen Leiterwagen für den Transport der Fässer zum nächsten Restaurant weiterziehen.
Die Bierfässer werden im Laufe der drei tollen Hussitenfest-Tage von den Bernauer Briganten, ihren tschechischen Freunden und weiteren Mitwirkenden geleert. „Die etwa 300 Liter Bier lassen wir aber nicht komplett in unseren Kehlen hinunterlaufen“, berichtet Leo Grabsch. „Auch die fleißigen Helfer, die uns beim Auf- und Abbauen unseres Lagers und der Kulissen für die ‚Schlacht um Bernau‘ tatkräftig unterstützen, bekommen einen ordentlichen Schluck des Gerstensafts ab.“
Die Briganten sind sehr dankbar für die Unterstützung durch die Bernauer Gastronomen. „Dass die rund 150 Akteure des Hussitenlagers alljährlich durch die Stadt mit Essen und durch die Restaurants mit Bier versorgt werden, ist wirklich fantastisch“, bemerkt Briganten-Chef Bernd Eccarius anerkennend. „Die gute Versorgung erhöht natürlich die Moral und Motivation, alles zu geben bei den Programmpunkten wie die Eröffnung, den Fackelumzug, den Festumzug, die Fechtvorführungen und die Schlacht, die wir als Briganten mit unseren ausländischen Freunden für die Gäste des Hussitenfestes gestalten“, sagt Bernd Eccarius. „Durch das meist sehr warme, trockene Sommerwetter und die Rüstungen und Uniformen sind unsere bewegten Aktionen allesamt sehr anstrengend“, berichtet der Briganten-Chef aus seiner langjährigen Erfahrung.
Das Bernauer Bier und der Sieg über die Hussiten
Der Sieg über die Hussiten im Jahr 1432 soll auch mit dem Bier zu tun gehabt haben, das in der Stadt gebraut wurde. Der Spruch „Bernauisch Bier und heißer Brei macht die Mark hussitenfrei“ kursiert nicht nur zum Hussitenfest in der größten Stadt des Barnims. Der Legende nach fügten die tapferen Bernauer mit ihrem heißen Brei – angeblich teils aus Braurückständen, wirkungsvoll von der Stadtmauer gekippt – den Hussiten eine Niederlage bei. Aus diesem Anlass wird im Juni alljährlich das Bernauer Hussitenfest als großes Mittelalterspektakel gefeiert.