Eberswalde: Das Darmkrebszentrum Nordostbrandenburg am GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde ist erfolgreich durch die Deutsche Krebsgesellschaft DKG zertifiziert worden. Mit ihrem Zertifizierungssystem möchte die DKG die medizinische Versorgung onkologischer Patienten verbessern und ihnen eine verlässliche Qualitätsbewertung der behandelnden Einrichtungen auf der Grundlage aktueller Leitlinien aus Wissenschaft und Forschung an die Hand geben. Derzeit gibt es europaweit 1.960 von der DKG zertifizierte Darmkrebszentren an 2.041 Standorten. Seit neuestem gehört auch das Darmkrebszentrum Nordostbrandenburg dazu, welches sich in den zurückliegenden Jahren zum Schwerpunkt der onkologischen Versorgung in der Region entwickelt hat.
Leiterin des Darmkrebszentrums Nordostbrandenburg ist Delia Pliquett, Leitende Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Werner Forßmann Klinikums. Im Interview erläutert sie, was die Zertifizierung für das Darmkrebszentrum und für die hier behandelten Patienten bedeutet.
Das Darmkrebszentrum Nordostbrandenburg am GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde ist erneut zertifiziert worden. Was ändert sich für Patienten bzw. welche Vorteile bietet das Zentrum?
Delia Pliquett: Mit der nun erfolgten DKG-Zertifizierung verpflichten wir uns zusätzlich zu den strengen internen Qualitätsanforderungen zu einer externen Kontrolle durch die Zertifizierungsgesellschaft OnkoZert im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Wir bieten unseren Patientinnen und Patienten eine operative Therapie auf höchstem Niveau; alle Patientinnen und Patienten des Darmkrebszentrums werden durch zwei spezialisierte Darmzentrumsoperateure behandelt. Zusätzlich koordinieren wir die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Schritte, sodass sich unsere Patientinnen und Patienten gut aufgehoben fühlen können. Wir setzen auf den persönlichen Kontakt zu unseren Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen und engagieren uns auch jenseits der eigentlichen Darmkrebsbehandlung z. B. bei Informationsveranstaltungen und der Unterstützung einer Eberswalder Selbsthilfegruppe.
Welche Leistungen bietet das Darmkrebszentrum?
Delia Pliquett: In unserem Darmkrebszentrum spezialisieren wir uns auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen im Dick- und Enddarm. Wir haben ein Netzwerk aus stationär und ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen gegründet, um unseren Patientinnen und Patienten ein umfassendes Behandlungsangebot machen zu können. Zusätzlich engagieren sich zahlreiche nicht-ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Darmzentrums für unsere Patientinnen und Patienten und ermöglichen beispielsweise eine engmaschige physiotherapeutische Behandlung und umfassende Beratungen hinsichtlich sozialrechtlicher, ernährungswissenschaftlicher aber auch psychologischer Fragestellungen. So erhalten unsere Patientinnen und Patienten eine vollumfängliche, moderne und leitliniengerechte Therapie.
Welche Partner sind Teil des Zentrums?
Delia Pliquett: Hauptpartner des Darmzentrums sind neben uns Chirurgen vor allem die Kollegen der Gastroenterologie, der Onkologie, der Strahlentherapie, der Radiologie und der Pathologie. Diese sechs Fachrichtungen sind maßgeblich an der Diagnostik und Therapie einer Darmkrebsbehandlung beteiligt. Hinzu kommen weitere Kooperationspartner wie die Ernährungsberatung, Physiotherapie, Psychoonkologie, Schmerztherapie, Stomatherapie und der Sozialdienst. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Palliativmedizin aber auch mit Selbsthilfegruppen der Deutschen ILCO und der Frauenselbsthilfegruppe Krebs. Seit einigen Jahren gibt es am Werner Forßmann Klinikum zudem eine Praxis für Humangenetik.
Zusätzlich zu diesen eigentlichen Behandlungspartnern sind an unserem Darmkrebszentrum zahlreiche weitere Mitwirkende involviert. So gibt es beispielsweise spezialisierte Tumordokumentarinnen, Qualitätsmanagement-Beauftragte und EDV-Mitarbeiter die die Auswertung unserer Qualitätsdaten und die weitere Optimierung der Abläufe in unserem Darmkrebszentrum erst ermöglichen.
Wie lange hat die Zertifizierung gedauert und welche Schritte waren notwendig, um das Zertifikat zu erhalten?
Delia Pliquett: Bereits seit 2019 haben wir die erneute DKG-Zertifizierung unseres Darmkrebszentrums vorbereitet. Zunächst haben wir die operativen Methoden überprüft und geändert. So konnten wir eine zügige und deutliche Verbesserung unserer Qualität erreichen. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zertifizierung ist die nun bereits seit mehreren Jahren wieder exzellente chirurgische Qualität mit geringen Komplikationsraten und einer hohen Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten. Um weiterhin so gute Ergebnisse erzielen zu können setzen wir auf eine offene Kommunikation und engmaschige Qualitätskontrollen. Im weiteren Verlauf wurden mehr und mehr Kooperationspartner für unser Darmkrebszentrum gewonnen. In den letzten Jahren konnten die von der DKG geforderten Strukturen geschaffen und optimiert werden, sodass schließlich alle Anforderungen an ein DKG-zertifiziertes Darmkrebszentrum erfüllt werden konnten.
Die erneute DKG-Zertifizierung war bereits in den letzten Jahren geplant, allerdings spürten auch wir im Darmkrebszentrum Nordostbrandenburg sehr deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie und waren in den Jahren 2020 und 2021 bemüht die durch die Pandemie verzögerte Diagnostik und Therapie der Darmkrebserkrankungen aufzufangen. Im Jahr 2022 konnten wir wieder vollumfänglich agieren und meldeten uns mit den exzellenten Daten dann Ende 2022 zur Zertifizierung an. Das Audit für unser Darmkrebszentrum fand im April 2023 statt und nach Beseitigung letzter bürokratischer Hürden wurde nun zu unserer Freude das DKG-Zertifikat für unser Darmkrebszentrum erteilt.
Welche Schritte sind für die Zukunft geplant? Und was ist Ihnen für die Zukunft des Zentrums wichtig?
Delia Pliquett: Aktuell bereiten wir das Re-Zertifizierungs-Audit für das Darmzentrum vor. Wir sind stolz auf die bereits erreichten Ziele und auf die nun auch mit dem DKG-Zertifikat bestätigte exzellente Behandlungsqualität. Bereits jetzt operieren wir über 70% der Darmkrebserkrankungen laparoskopisch und wollen diesen Trend in den nächsten Jahren fortsetzen. Wir werden weiterhin modernste Techniken einsetzen und unseren Patientinnen und Patienten eine optimale Behandlung ihrer Darmkrebserkrankung ermöglichen. Wir werden auch in Zukunft unseren Patientinnen und Patienten ein empathischer und sicherer Partner in der Behandlung ihrer Darmkrebserkrankung sein.