In der jüngsten Videokonferenz zwischen der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten der Länder ist erneut eine Verlängerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen worden. Für die meisten Schülerinnen und Schüler in Brandenburg bedeutet das, weiterhin keinen Präsenzunterricht zu haben und für die Eltern, dass sie neben der eigenen Berufstätigkeit auch ihre Kinder betreuen, beschulen, bekochen und bespaßen müssen.
Beim Lesen dieser Nachrichten komme ich als Mutter von vier Kindern – davon drei im schulpflichtigen Alter – zu dem Schluss: Familien haben in Deutschland offenbar keine starke Lobby. Das wird in der Corona-Krise unübersehbar deutlich.
Schon seit geraumer Zeit drängen sich mir immer wieder dieselben Fragen auf.
Wer kommt auf die Idee, Eltern könnten im Homeoffice arbeiten und nebenher Ersatzlehrer spielen? Glaubt ernsthaft jemand, dass Grundschülern im Distanzunterricht relevante Lerninhalte vermittelt werden können? Wo bleiben praktikable digitale Lernangebote und Konzepte für Hybrid-Unterricht für größere Kinder und Jugendliche? Wie soll Online-Unterricht unter den momentan noch unzureichenden technischen und personellen Voraussetzungen funktionieren? Welche Lehren wurden aus dem ersten Lockdown im Frühjahr gezogen und welche Vorbereitungen seitdem getroffen, um das Distanzlernen zu verbessern und die Familien zu entlasten?
Langanhaltende Schulschließungen sollten im Interesse des Wohlbefindens und der zukünftigen Entwicklung unserer Kinder die letzte Option sein. Wenn sie unvermeidbar sind, müssen Politiker und Behörden Rahmenbedingungen schaffen, um die Mehrbelastung der Familien so gering wie möglich zu halten. Bei solchen Entscheidungen ist es wichtig, dass die politischen Verantwortungsträger einen persönlichen Bezug zur Problematik haben.
Die Familien werden momentan auf eine harte Bewährungsprobe gestellt.
Ohne hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote ist es nicht möglich, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Die Corona-Krise wirkt auch in diesem Zusammenhang wie ein Brennglas auf bestehende Defizite.
Für mich ist die Wertschätzung der Familien als Keimzellen der Gesellschaft die Voraussetzung für ein zukunftsfähiges Deutschland. Ich setze mich dafür ein, dass unsere Kinder unter bestmöglichen Bedingungen aufwachsen. Seit über zehn Jahren engagiere ich mich daher ehrenamtlich in verschiedenen Elterngremien, unter anderem im Landeselternrat. Der feste Wille, die Belange der Familien wahrnehmbar und durchsetzungsstark zu vertreten, ist einer der Gründe, warum ich mich für ein Mandat im Deutschen Bundestag bewerbe.