Bernau: Jedes Museum steckt voller Geschichten. Spannende, kuriose, rührende Ereignisse verbergen sich hinter den Ausstellungsstücken im Museum im Steintor und im Museum im Henkerhaus. In der Serie „Museumsfundstück des Monats“ stellt das Team des Museums Bernau jeweils ein Objekt in den Mittelpunkt und erzählt seine Geschichte.
Die Aussteuertruhe
Objekt 7 von 470 im Steintor
Im Obergeschoss des Steintors präsentiert sich eine prächtig beschlagene Holztruhe, die bei Führungen mit Schulklassen häufig als „Schatztruhe“ bezeichnet wird. Die Kinder denken meist, dass sie randvoll gefüllt ist mit Gold und Edelsteinen – so wie es ihnen häufig in Filmen suggeriert wird.
Allerdings handelt es sich bei dieser Holztruhe nicht um einen Hort voller Juwelen. Stattdessen enthält diese Truhe die Aussteuer einer jungen Braut, also all jene Gegenstände, die sie in die Ehe einbrachte. Dazu zählten vor allem Wäsche wie Tischdecken, Handtücher und Nachthemden sowie diverse Haushaltsgegenstände.
Die Gestaltung der Truhe und ihr Inhalt spiegelten den sozialen Rang der Brautfamilie wider: „Je aufwändiger die Truhe und je wertvoller der Inhalt, desto höher war der gesellschaftliche Rang. Ein vermögender Bräutigam galt stets als eine erstklassige Partie. Das Verhältnis war klar: Der Mann war der Versorger, während die Frau in Abhängigkeit stand. Daher war es nicht nötig, dass er zusätzlich etwas mitbrachte – er nahm bereits die Tochter an sich, der man noch eine Mitgift zukommen ließ. Dass letztlich der Bräutigam die Höhe der Mitgift bestimmte, verhinderte, dass Frauen aus ärmeren Verhältnissen in höhere gesellschaftliche Kreise einheiraten konnten,“, erläutert Franziska Radom, Leiterin des Museums Bernau.
Auf dem Beschlag der Truhe ist das Jahr 1746 zu lesen und außerdem sind noch die Buchstaben AEM darauf vermerkt. „Das sind wahrscheinlich die Initialen der Braut, für die diese Holztruhe damals gefertigt wurde. Obwohl nicht rekonstruiert werden kann, wie lange die Truhe genutzt wurde, ist bekannt, dass solche Aussteuertruhen oft von Generation zu Generation weitergegeben wurden und somit ein Teil der Familiengeschichte waren. Daher ist diese Aussteuertruhe mehr als ein Behältnis alter Wäsche. Sie erzählt die Geschichte gesellschaftlicher Hierarchien und familiärer Traditionen, die bis heute nachwirken“, ergänzt Franziska Radom.
Geöffnet ist das Museum im Steintor dienstags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.