Welche Störungen durch Wegbröckeln und Brückenkorrosion zustande kommen, kann man nicht nur aktuell in Dresden bei der Carolabrücke sehen, auch anderenorts z.B. in Lüdenscheid, wo eine Autobahnbrücke nicht mehr nutzbar war. Die Verkehrskarawane wälzt sich nun dort seit mehreren Jahren durch die Innenstadt und zieht eine gewaltige Lärmbelastung für die Anwohner nach sich. Deshalb fordert nicht nur unsere Listenvereinigung Plus Brandenburg (ein Zusammenschluss von Piratenpartei, Volt und der Naturschutzpartei ÖDP) sondern gar der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie nach dem Teileinsturz in Dresden dazu auf „der Sanierung von Brücken bundesweit oberste Priorität einzuräumen“.
Auch die Brandenburger Landesregierung hat jahrzehntelang dem Verfall wertvoller Infrastruktur tatenlos zugesehen, z.B. bei wichtigen Brücken für Bahnstrecken und Autostraßen. Das Investitionsbeschleunigungsgesetz, welches wir dem damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer zu verdanken haben, erleichterte das Baurecht und ermöglichte, dass trotz Klagen gegen ein Projekt mit den Bauarbeiten begonnen werden kann und damit Fakten aus Beton geschaffen werden und dies natürlich auch im Straßenbau. Der Fokus liegt nicht zuletzt deswegen nach wie vor gerne auf renommierten Projekten anstatt auf dem wenig attraktiven Erhalt der Bestände, welche seit Jahren schon von Experten als tickende Zeitbomben benannt sind. Hier geht es auch um Menschenleben.
Auch damals 2018 in Genua setzte Rost der Ponte Morandi am Hafen zu. Von Problemen wurde oft gewarnt. Dann brach die Brücke zusammen. Am Unglück war nicht das Wetter schuld. An entscheidenden Trägern wurde ewig lang keine Wartung vorgenommen. Selbst Warnungen des Bauplaners waren ignoriert worden. Schlussendlich starben dann beim Einsturz der Morandi-Brücke in Genua 43 Menschen.
Allein 50% aller Brücken in kommunaler Hand sind in mangelhaftem Zustand. „Die Kommunen sind aber zumeist so klamm, dass sie aus eigenen Haushaltsmitteln ihre Brücken nicht ordentlich im Bestand unterhalten oder gar qualitativ gut sanieren können“, so Thomas Löb, Direktkandidat zur Landtagswahl aus Erkner. In Brandenburg gibt es aber 806 Brücken im Zuge von Bundesstraßen, von denen im Zustandsbericht an 9 die Note ungenügend und 25 die Note nicht ausreichend vergeben wurde, 141 Brücken sind als ausreichend bewertet, was immerhin 17,5% sind. Bei den Landesstraßen mit insgesamt 750 Brücken sieht es schlechter aus, 12 Brücken sind als ungenügend, 59 als nicht ausreichend benotet, 181 als ausreichend, was 24,1% der Brücken darstellt. Die regelmäßige Prüfungen und Erhalt der Bauwerke muss eine der wichtigsten Aufgaben des Landesbetriebs Straßenwesen bleiben!
„Die eingebauten Baumaterialien entsprechen nicht dem heutigen Standard. Es ist nicht zu erwarten, dass Brücken 80-100 Jahre halten, bevor sie durch einen Neubau ersetzt werden können.“ Viele ältere Brücken wurden für ein geringeres Verkehrsaufkommen und leichtere Fahrzeuge konzipiert. Löb weiter: „Der heutige Verkehr, insbesondere der Schwerlastverkehr, kann die Belastungsgrenzen dieser Brücken überschreiten. Zu DDR-Zeiten sind über 80% der Waren über die Schiene transportiert worden und dies bei weitaus geringerem Konsum. Der individuelle Personen- aber auch der Schwerkraftverkehr ist seitdem überproportional, alle Erwartungen übertreffend, gewachsen.“
Neu nach Erkner hinzugezogen und gleich in die Stadtverordnetenversammlung eingezogen, recherchierte Löb, dass die Brücke über das Flakenfließ, die die L30 durch die Stadt Erkner führt erst 1953 wiedererrichtet wurde und dies als einfeldrige Balkenbrücke aus Stahl mit einer Stahlbetonfahrbahnplatte. Dieses Material wiederum stammt zum großen Teil aus verschiedenen recycelten Brücken des Autobahnrings, die im Krieg zerstört wurden. „Da ist man verwundert, wenn man bedenkt, dass sich Erkner innerhalb des Berliner Autobahnrings befindet und es sich bei der L30 um einen der wichtigsten Zubringer zur Autobahn handelt. Dies also eine sehr wichtige Brücke ist, die Berlin mit Brandenburg verbindet.“
Über die künftigen Verkehrsströme sollte man sich im Landtag umfassender und ressortübergreifend Gedanken machen, um Vorhandenes zu erhalten und um aus einer Antriebs- doch noch eine richtige Verkehrswende zu gestalten. So sollte zuerst in die Grundbedürfnisse an Mobilität investiert werden. Denn auch der ÖPNV fährt über diese Brücken. Kalkuliert man dann noch die Überalterung der Bevölkerung ein, so kommt ein weiteres Problem dazu: Fachkräftemangel auch im Ingenieur- und Bauwesen. Deshalb müssen Bau- und Ingenieurberufe attraktiver werden und körperlich belastende Arbeit muss entsprechend tarifgebunden entlohnt werden. Gerade indem man aktiv Menschen mit Migrationshintergrund integriert, sie ausbildet und Brandenburg für deren Zuzug, auch in den ländlichen Raum, generell attraktiver für junge Menschen und Familien gestaltet. Thomas Löb meint hierzu: „Überhaupt sollte dies eine Selbstverständlichkeit und keine permanente Diskussion sein, denn auch das ist Brücken bauen.“
Quellen:
Brücken | Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg
https://www.ls.brandenburg.de/ls/de/betreiben/unser-strassennetz/bruecken/#
https://kl-ing.de/projekte/projekt/instandsetzungsplanung-der-bruecke-ueber-das-flakenfliess-in-erkner-brandenburg/
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