Bernau: Normalerweise sind laut Schulgesetz die Landkreise die Träger der weiterführenden Schulen. Bei der Tobias-Seiler-Oberschule ist dies anders. Hier nimmt Bernau als Kommune die Möglichkeit wahr, der Schulträger zu sein. „Dies ist historisch gewachsen und auch gut so, denn die Stadt ist ein verlässlicher Partner“, sagt Schulleiter Othmar Nickel, der „sein“ Haus seit 1987 kennt. Damit ist die Kommune für die bauliche Unterhaltung in der Verantwortung und kann auch die inhaltliche-pädagogische Ausrichtung steuern. „Dies war für mich ein wesentlicher Antrieb, in die Kommunalpolitik zu gehen – um auf die Bildungspolitik und den Bereich Sport Einfluss nehmen zu können“, erklärt Othmar Nickel, Lehrer für Erdkunde und Sport und seit fast 30 Jahren Kommunalpolitiker.
Direkt nach dem Studium an der Humboldt-Universität Berlin wurde der Thüringer aus dem streng katholischen Eichsfeld 1987 von der Vermittlungskommission, die die Lehrerinnen und Lehrer quer über die Republik verteilte, nach Bernau bei Berlin geschickt. Bis 1994 pendelte er täglich von Berlin-Treptow in die Hussitenstadt. „Bis ich meine Frau davon überzeugen konnte, mit mir ins lebenswerte Bernau zu ziehen“, verrät Othmar Nickel schmunzelnd. Ihn zeichnete von Anfang an eine hohe Motivation aus, sich als Lehrer in das Schulgeschehen einzubringen. Deshalb war es für Othmar Nickel ein logischer Schritt, 1991 die Stelle des stellvertretenden Schulleiters an der Seite seines Chefs und Mentors Klaus Wegener, einem „Bernauer Urgestein“, einzunehmen.

Neben dem Fachlichen auch Werte und Normen vermitteln
Wenn man das 25 Jahre alte Schulgebäude an der Zepernicker Chaussee 20 betritt fallen die Sauberkeit und Entspanntheit angenehm auf: nirgends Graffitis, saubere Toiletten und Flure, kein überbordender Lärm.
Neben all den fachlichen Dingen die Schule leisten sollte, wie dem sicheren Anwenden mathematischer, muttersprachlicher, fremdsprachlicher und naturwissenschaftlicher Kenntnisse, lernen „seine“ mehr als 370 Schülerinnen und Schüler bei ihm auch „wie man sich benimmt“. Höflichkeit, Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung, Disziplin und Toleranz sind für Othmar Nickel Basiskompetenzen, die er und sein Lehrerkollegium den Jugendlichen der Schule vorleben. Das erkennen auch die Eltern an, die froh sind, wenn ihre Kinder einen der begehrten Plätze in einer der jährlich startenden drei FOR-Klassen zum Erlangen der Fachoberschulreife und der EBR-Klasse für die Berufsbildungsreife in der offenen Ganztagsschule bekommen.
Dass das Arbeitsklima unter den 34 Lehrerinnen und Lehrern stimmt, beweist auch die geringe Ausfallquote an Stunden. Landesweit liegt sie bei vier bis sechs Prozent, an der Tobias-Seiler-Oberschule bei 0,5 Prozent. „Bei uns herrscht ein solidarisches Miteinander, eine große Ehrlichkeit, ein Geben und Nehmen, was sich in einem geringen Krankheitsstand niederschlägt. Bei der Stundenverteilung picken sich meine Stellvertreterin Petra Sommer und ich nicht die Rosinen aus dem Kuchen, sondern wir übernehmen die eher schwierigen Klassen“, erklärt der Schulleiter. An der Tobias-Seiler-Oberschule werden Werte und Normen den Lernenden nicht aufoktroyiert, sondern von den Lehrenden vorgelebt.
In der Kommunalpolitik und beim Fußball mitmischen
Und wenn Othmar Nickel einmal nicht in der Schule oder Kommunalpolitik eingespannt ist, dann findet man den leidenschaftlichen Sportler auf dem Fußballplatz des FSV Bernau, dem er seit 1995 die Treue hält. Seinen Kindheitstraum, einmal Fußballtrainer zu werden, erfüllte er sich 1996 als ehrenamtlicher Trainer im Kinderbereich.
„Leider finde ich selbst viel zu wenig Zeit zum Fußballspielen, aber in der Unternehmermannschaft bin ich nach wie vor dabei“, erzählt der 63-Jährige. Neben dem sportlichen Ausgleich schätzt er den Teamgeist in der Mannschaft, die Geselligkeit im Verein und das großartige Engagement vieler Bernauerinnen und Bernauer für den FSV. Zwei seiner vier Enkelkinder spielen ebenfalls dort Fußball. Da steht Opa Othmar natürlich auch gern an der Bande und feuert sie an.
„Ich bin stolz darauf, seit 2000 als CDU-Stadtverordneter mit dafür gesorgt zu haben, dass in Bernau ausreichend in Schulen, Kitas und Sporteinrichtungen investiert wurde. Ich agiere lieber, als ich reagiere und packe lieber an, als nur zu meckern“, erklärt der wortgewandte Stadtverordnete. Als Kommunalpolitiker liegt es ihm weiterhin am Herzen, denn sein Mandat läuft noch bis 2029, dass die hohe Lebensqualität in Bernau erhalten bleibt, dass eine gute Bildungs- und Sportpolitik gemacht wird, dass die Stadt auf der Grundlage solider Finanzen ökonomisch und ökologisch zukunftstauglich bleibt.
Wenn Othmar Nickel am 31. Januar 2026 nach 39 Jahren aus dem Schuldienst ausscheidet, bleibt ihm mehr Zeit, um sich in seine kommunalpolitischen Ämter als Abgeordneter der Bernauer Stadtverordnetenversammlung und als Kreistagsvorsitzender zu „stürzen“, aber auch um mehr für die Enkelkinder da zu sein, wieder häufiger auf dem Fußballplatz Präsenz zu zeigen und sich gemeinsam mit seiner Frau so manchen bisher aufgeschobenen Reisewunsch zu erfüllen.