Wandlitz: Befragt haben wir insgesamt 304 Einwohner*innen. Das sind deutlich mehr als 1 % der gesamten Wandlitzer Bevölkerung (23.775 EW – 30.06.2020). Der Umfragebeginn war der 18.09., die letzten Befragungen fanden am 26.11.2020 statt. Die jüngsten Befragten waren 20 Jahre, die ältesten über 80 Jahre alt. Drei Schwächen der Umfrage am Anfang: Sie ist sehr Basdorflastig, 45 % der Befragten waren Basdorfer, es wurden in den kleineren Ortsteilen nur wenige Personen und insgesamt keine Teenager befragt.
Das Ergebnis der Umfrage: 204 Wandlitzer*innen waren für eine Begrenzung, 11 Wandlitzer*innen war es egal und 89 waren gegen eine Begrenzung der Wohnbebauung. Damit haben sich 67 % der Befragten für eine Begrenzung bzw. so wenig wie möglich neue Wohnbebauung in Gesamtwandlitz bzw. ihrem Ortsteil ausgesprochen. Im Ortsteil Wandlitz waren dabei sogar 86 % und im Ortsteil Basdorf 65 % der Befragten für eine Begrenzung. Nur die anderen Ortsteile betrachtet sind dann nur noch 50 % der Befragten für eine Begrenzung.
Da es bei der Befragung die Möglichkeit gab, die Entscheidung zu begründen, können wir auch etwas zu den Gründen für dieses Ergebnis sagen:
Es fehlt die notwendige Infrastruktur (L100, NWA, ÖPNV, Kitas, Schulen, Sport- und Freizeitmöglichkeiten) und diese kann teilweise auch nicht geschaffen werden, die L100 wird nicht breiter, eine Umgehungsstraße bekommen wir in den nächsten Jahrzehnten nicht und diese würde auch nur zu mehr Versiegelung führen. Weitere Gründe sind, dass der jeweilige Ortsteil seinen dörflichen Charakter verliert, immer mehr Bäume werden gefällt, Menschen die teilweise schon seit Jahrzehnten hier wohnen, sagen, dass sie im negativen Sinne ihren eigenen Ort kaum noch wieder erkennen. Viele der Befragten äußerten aber auch, dass sie kein Problem mit dem Bau von Ein- oder Zweifamilienhäusern haben, die sich in das Gesamtbild einpassen.
Selbst unter denen die für weiteres Wachstum sind, hat der überwiegende Teil angegeben, dass Wachstum nur möglich ist, wenn die Infrastrukturentwicklung mit dem Zuwachs an Einwohner*innen Schritt hält, sonst funktioniert Wachstum nicht. Argumente fürs Wachstum waren: Gut für die Gewerbetreibenden, mehr Arbeitsplätze vor Ort, mehr Steuereinnahmen, dann können wir uns vielleicht doch eine Schwimmhalle leisten, mehr Angebote an dann vielleicht auch preiswerten Wohnungen, die Kinder sollen hier auch einmal bauen oder in Mietwohnungen wohnen können und eventuell mehr Fachärzte.
In den kleinen Ortsteilen zeigte die Befragung, von der Schwäche der Beteiligung abgesehen, dass dort nicht unbedingt eine Mehrheit gegen Wachstum sein muss, da sich ein Teil der Einwohner*innen vom Wachstum eine bessere Infrastruktur verspricht, so einen Discounter, kulturelle Angebote oder eben einen Allgemeinmediziner. Ein Beispiel hierfür ist Schönerlinde. Auch in Schönwalde wird ein Wachstum, aber nicht um jeden Preis, favorisiert. Ein Lanker sagte uns aber wieder, er will nicht, dass es in Lanke einmal so aussieht wie in Wandlitz. Wandlitz hat aus seiner Sicht bereits verloren. Gerade abseits der NEB wird der ÖPNV als Problem angesprochen. In den kleinen Ortsteilen sind die dortigen Ortsbeiräte und Ortsvorsteher aufgerufen einmal genauer bei ihren Bürger*innen nachzufragen und unter Umständen eine eigene Umfrage zu starten.
Ein Ergebnis der Befragung ist auch, dies wird viele nicht überraschen, dass der Arbeitsweg von 45 % der befragten Berufstätigen nach Berlin führt.
Prägnante Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen, Geschlechtern und ob Alteingesessener oder Zugezogener, konnten wir nicht feststellen. Allerdings sind viele Zugezogene so selbstkritisch, dass sie sagen, dass sie anderen nicht versagen können, was sie selbst wahrgenommen haben, also hierher zu ziehen.
Welche Schlussfolgerungen sollten wir aus dem Ergebnis der Befragung ziehen? Also was ist das Fazit?
Vorangestellt sei dabei, dass wir bei den Befragten keine Illusionen wecken wollten, denn Bauland ist natürlich erst einmal Bauland. Aber die Bürger*innen erwarten von uns, dass wir als Gemeindevertreter*innen im Rahmen unserer Möglichkeiten Einfluss auf die weitere Entwicklung unserer Gemeinde nehmen und sie wollen daran beteiligt, also befragt, sie wollen mit ihren unterschiedlichen Befindlichkeiten mitgenommen werden. Sie wollen, dass Wandlitz, die einzelnen Ortsteile ihren besonderen Charme, den noch vorhandenen grünen Charakter bewahren können. Dazu bedarf es dringend der Erarbeitung eines umfassenden Infrastrukturkonzeptes.
Die klare Mehrheit der Befragten, ob mit Ja oder Nein abgestimmt wurde, sieht, dass unsere Infrastruktur an Grenzen gelangt ist und wir nur wachsen können, wenn die Infrastruktur mithält. Und dazu muss vor einem weiteren Wachstum die Infrastruktur auch erst einmal ertüchtigt werden. Wobei Ergebnis der Umfrage auch ist, dass von den Infrastrukturproblemen abgesehen, eine deutliche Mehrheit, besonders im Ortsteil Wandlitz, gar nicht mehr oder nur moderat wachsen will.
Wir werden zukünftig der Ausweisung von neuem Bauland, insbesondere in den beiden einwohnerstärksten Ortsteilen Wandlitz und Basdorf, nur in Ausnahmefällen zustimmen und uns dafür einsetzen, dass bei größeren Bauvorhaben eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit in den Ortsteilen stattfindet. Und wenn dann „Ackerland“ zu Bauland gemacht werden muss, soll darauf geachtet werden, dass ansässige junge Familien auch Zugang zu den Flächen erhalten und nicht finanzkräftige Investoren alles wegkaufen können, dass auch Wohnraum geschaffen wird, den sich der Durchschnittsbürger als Mieter leisten kann. Darüber hinaus müssen Investoren an den Kosten der notwendigen Infrastruktur beteiligt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass Wandlitz den teilweise noch vorhandenen „Waldsiedlungscharakter“ nicht komplett verliert.
Zum Abschluss möchten wir uns als Fraktion bei den vielen Befragten, aber auch unseren sachkundigen Einwohner*innen, die die Befragung aktiv unterstützt haben, bedanken