Dieses Buch holt vor allem Frauen ab, deren Kinder schon aus dem Gröbsten raus sind, die sich neu in der Gesellschaft orientieren müssen und neue Wege gehen müssen, oder wollen.
All diese Punkte treffen auf die Protagonistin Johanna zu. Ihr Vater verstarb vor einigen Monaten und hat ihr seinen Garten hinterlassen, welcher immer ein beliebter Rückzugsort von Johanna war. Sie hat keine Idee, was sie jetzt mit dem Garten machen möchte.
Ihre Tochter Rosa ist 15 Jahre alt und braucht sie als Mutter immer weniger. Der Blick auf die sich verändernde Mutterschaft fällt Johanna schwer und erfreut sich im Zuge dessen dann doch immer daran, dass es weiterhin Situationen gibt, in welchen sie als Mutter gebraucht wird. Es ist eben nur anders als früher.
Im eigenen Blumenladen gibt es ebenfalls Veränderungen, weil die jüngere Kollegin voller innovativer Ideen ist und diese auch erfolgreich umsetzt. Sie vergleicht die aktuelle Zeit oft mit ihren eigenen Anfängen in der Berufswelt und weiß einen Teil der Veränderungen sehr zu schätzen, dennoch hat sie auch Schwierigkeiten mit dem stetigen Wandel.
Johannas Mann ist nur selten daheim und wenn er daheim ist, fühlt sie sich ungesehen. Und nicht nur von ihm. Wann hat es aufgehört, dass fremde Männer sie flirtend angelächelt haben? Oder sie überhaupt bemerkt wurde?
Johanna kann mit dieser gefühlten Unsichtbarkeit nicht gut umgehen und geht für sich neue Wege, um mehr Sichtbarkeit in der Gesellschaft zu erlangen. Jedoch erst als sie damit übertreibt, wird sie für die anderen (wieder) sichtbar und fühlt sich jedoch damit nicht wohl. Ihrer Familie das Warum hinter dieser Aktion zu erklären, wirft einige Fragen auf und erfordert von allen Seiten viel Einfühlungsvermögen.
Älter werden. Gerade für Frauen ist das oft ein großes Thema mit vielen Facetten. Unsichtbarer werden, und doch sichtbar sein wollen. Gebraucht werden, aber anders als früher. Dieser Umbruch, der schleichend passiert, wird in diesem ruhigen, aber eindrucksvollen Roman sehr gut geschildert.
Nicole Schimko