Für die Wahl des „Lieblingsbuchs der Unabhängigen“ haben fast 1.000 unabhängige Buchhandlungen 267 Romane ins Rennen geschickt. Wir hatten „Frankie“ von Jochen Gutsch und Maxim Leo in die Vorauswahl eingereicht. Leider kam es nicht in die Shortlist. Und diese verwirrte mich doch sehr. Keins davon hatte ich gelesen. Also ran an die Hausaufgaben.
- Elena Fischer: „Paradise Garden“ (Diogenes)
- Milena Michiko Flašar: „Oben Erde, unten Himmel“ (Wagenbach)
- Rónán Hession: „Leonard und Paul“ (Woywood & Meurer)
- Jarka Kubsova: „Marschlande“ (S. Fischer)
- Caroline Wahl: „22 Bahnen“ (DuMont)
Beim genaueren Hinsehen und querlesen, hatte ich meine Erklärung. „Paradise Garten“ liegt seit Sommer in meinem Zuhauselesestapel eingequetscht (kommt mit in den Herbsturlaub!), „Marschlande“ regte nicht meine Neugierde (nicht schon wieder eine „Dachbodenfundtagebuchgeschichte“) aber unsere Kunden lieben es – ich denke darüber nach, „22 Bahnen“ verkauft sich von alleine, muss ich nicht lesen – hätte ich es doch mal getan, „Leonard und Paul“ noch nie davon gehört – Lieblingsbuch der Buchhändler in England und Irland – also muss es sehr speziell sein, wie die Engländer – habe das Buch an 3 Abenden verschlungen, bleibt noch „Oben Erde, unten Himmel“ – Japanischer Plott mit einer Tatortreinigerin und Hamster- kommt auch mit in den Urlaub. Ich werde berichten.
Gewonnen hat „22 Bahnen“ von Caroline Wahl aus dem Dumont Verlag / Hardcover / 22 €
Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern – und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der – genau wie sie – immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle.
›22 Bahnen‹ ist eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Familienlebens und darüber, wie das Glück zu finden ist zwischen Verantwortung und Freiheit.
Habe mittlerweile die Hälfte gelesen. Verstehe jetzt die anderen Buchhändler. Sehr besondere Geschichte.
Wir leben Bücher, auch die, die wir noch nicht kennen.
Melanie Brauchler