Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger !
Gerade befinden wir uns in einer Zeit, die uns einiges abverlangt. Das Klima gerät in Schieflage oder droht außer Kontrolle zu geraten. Ein unheimliches Virus hat unsere Gesellschaft durcheinander gerüttelt und zu nie gekannten Einschnitten in unsere täglichen Abläufe geführt, und aus den Unruhe und Kriegsgebieten machen sich unablässig Menschen auf den Weg auch zu uns, die es einfach nicht mehr ertragen können.
Als sei das nicht schon genug, durchbricht der Präsident einer Atommacht eine rote Linie, die wir nach dem Fall des sogenannten Eisernen Vorhangs und dem Ende des Kalten Krieges, für festgezurrt halten wollten. Jetzt fliehen auch noch Menschen, beinahe aus der Nachbarschaft vor einem nicht für möglich gehaltenen Krieg.
Unser Grundgesetz, sowie alle bei uns geltenden Prinzipien der Ethik und Moral, verpflichten uns zu helfen. Es verbietet sich somit von selbst, in Not geratene Menschen – und genau das sind die Flüchtenden – ohne Obdach sich selbst zu überlassen.
Bund Länder und Landkreise organisieren die Verteilung auch auf unsere Kommune. Seit 2015 engagieren sich Verwaltung und Bürger:innen in Wandlitz, Basdorf und etwas später auch in Lanke und sorgen sich um ein würdevolles Miteinander, z.B. mittels des Runden Tisches des Willkommens. Zahlreiche Familien aus beinahe allen Wandlitzer Ortsteilen haben im vergangenen Jahr auch ukrainischen Flüchtlingen Unterkunft gewährt.
Seit Oktober ist bekannt, dass auch Klosterfelde sich an der Kultur des Willkommens beteiligen soll. Der Ortsbeirat und sein Vorsitzender, sehen darin allerdings eine unzumutbare Belastung ihres Ortes. Es stellt sich nun die Frage, was das Besondere an Klosterfelde sein könnte, und weshalb es gerade dort zu einer unzumutbaren Situation kommen könnte.
In den 3 oben genannten Ortsteilen hat es keine Vorkommnisse gegeben, die auf ein Gefahrenpotential durch die Anwesenheit von mehr als insgesamt 200 Menschen aus anderen Kulturkreisen zurückzuführen sind.
Wer aufmerksam beobachtet, dem wird aufgefallen sein, dass gerade dort, wo es so gut wie keine Fremden gibt, diffuse Ängste eher anzutreffen sind, als z. B. in multikulturellen größeren Kommunen. Das Unbekannte, Fremde wird abgelehnt, ohne rationale Begründung.
Begründungen werden aus Kriminal- oder Horror-Literatur und Filmen, quasi konstruiert. Nicht genug damit, nutzen Systemkritiker und rechte Ideologen die tatsächlich unbegründeten Ängste aus, um Unruhe zu schüren und unser über Jahrzehnte stabiles Gemeinwesen infrage zu stellen und zu destabilisieren. Dies erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung, auch Demagogie genannt.
Wir bitten Sie liebe Wandlitzerinnen und Wandlitzer, laufen sie diesem verschwindend kleinen, wohl aber lauten Klientel nicht hinterher. Vertrauen Sie Ihrem gesunden Menschenverstand, der uns bisher gemeinsam durch viele schwierige Zeiten geführt hat. Weichen Sie dem Gespräch mit dem Nachbarn nicht aus. Die Straße ist nicht die Bühne, um Probleme zu lösen, sondern Besonnenheit ohne Krawall und falsche Parolen.
Peter Liebehenschel
Freie Bürger Gemeinschaft Wandlitz