Was gibt es Neues von der Heidekrautbahn?
Viel hat man im Jahr 2019 von der geplanten Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn gehört. Nach der Unterzeichnung der Planungsvereinbarung im Januar 2019 fanden die Heidekrautbahn-Konferenz, Bürgerversammlungen, Sonderfahrten mit den Gemeindevertretungen und viele Ausschusssitzungen vor allem in den Anrainergemeinden und -bezirken statt, die die Stammstrecke zum Thema hatten. In diesem Jahr ging es ruhiger zu – doch die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) war keineswegs untätig: Gemeinsam mit Planern und Gemeinden wurden die Reaktivierungsbemühungen vorangetrieben und wichtige Etappenziele auf dem Weg zur Wiederinbetriebnahme erreicht.
Planungsfortschritte an der Stammstrecke
Die NEB hat Ende letzten Jahres das Planungsbüro DB Engineering & Consulting mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die grundhafte Erneuerung und Modernisierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn zwischen der Hertzstraße in Berlin und dem Abzweig Schönwalde beauftragt.
Im Rahmen der Genehmigungsplanung werden die erforderlichen Schalluntersuchungen durchgeführt. Dabei werden Gutachten zur Schallentwicklung sowohl für den geplanten Zugverkehr (Verkehrslärm) auf der Stammstrecke der Heidekrautbahn als auch die erforderlichen Baumaßnahmen (Baulärm) erstellt.
Um Fragen der Umweltverträglichkeit zu klären, hatte die Niederbarnimer Eisenbahn bereits frühzeitig ein Büro für Landschaftsökologie mit der faunistischen Kartierung beauftragt. Entlang der gesamten Stammstrecke in Brandenburg wie auch in Berlin wurden im letzten Jahr wie auch dieses Jahr die Artengruppen Fledermäuse, Amphibien, Reptilien und Brutvögel sowie die Biotop- und Lebensraumtypen erfasst. Diese Erfassungen dienen als Grundlage für die Erstellung des Landschaftspflegerischen Begleitplans, des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrags und die Prüfung der Umwelt- und FFH-Verträglichkeit. Ziel: Die mit der Wiederinbetriebnahme verbundenen Eingriffe in die Umwelt zu minimieren und unvermeidbare Eingriffe auszugleichen.
Darüber hinaus wurden im Juni 2020 die Referenzmessungen für das Erschütterungsgutachten durchgeführt, um die Notwendigkeit von erschütterungsmindernden Maßnahmen feststellen zu können. Die Ergebnisse aller genannten Untersuchungen und Gutachten sind Bestandteil der Entwurfs- und Genehmigungsplanung und werden bei der Gestaltung der tech-nischen Anlagen berücksichtigt. Die Einreichung der Planrechtsunterlagen bei den zuständigen Behörden in Brandenburg und Berlin ist für dieses Jahr vorgesehen. Voraussichtlich im I. Quartal 2021 können die Unterlagen im Rahmen der Bürgerbeteiligung eingesehen werden.
Wiederaufbau in Wilhelmsruh
Für den Wiederaufbau des Regionalbahnhofs Wilhelmsruh in Berlin, dem Start- und Zielpunkt der Stammstrecke, besteht bereits Baurecht. Baubeginn wird Ende dieses Jahres sein – der Spatenstich wird voraussichtlich im Dezember stattfinden. Zunächst wird der Berliner Mauerweg, der an dieser Stelle entlang der Nordbahn-Trasse verläuft, verlegt. Danach beginnt der eigentliche Bau des Haltepunktes. Die Stammstrecke der Heidekrautbahn ist damit der erste Korridor des Infrastrukturprojekts i2030, bei dem mit dem Bau begonnen wird.
Die Corona-Pandemie hat auch im Hinblick auf die Planungen zur Stammstrecke zum Teil zu Verzögerungen geführt. Die Niederbarnimer Eisenbahn geht dennoch davon aus, dass mit den vereinten Kräften aller Beteiligten der geplante Termin für die Wiederinbetriebnahme der Stammstrecke – Dezember 2023 – eingehalten werden kann.
Ziel ist dabei neben der Schaffung einer sicheren Lösung nach Möglichkeit der Entfall des Zugsignals bei Annäherung, also des „Pfeifens“ des Zuges
Gesamtnetz & Anbindung bis Gesundbrunnen
Parallel bzw. in Ergänzung zu den Planungen für die Stammstrecke und den Bahnhof Wilhelmsruh soll im Auftrag der beiden Länder eine planerische Betrachtung des Gesamtnetzes der Heidekrautbahn durchgeführt werden. Denn nach der Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 sollen mittelfristig die Züge über Berlin-Wilhelmsruh hinaus auf der Nordbahn nach Berlin-Gesundbrunnen verlängert werden. Zusammen mit dieser Durchbindung bis Berlin Gesundbrunnen soll auf den Stre-ckenabschnitten Klosterfelde – Basdorf, Basdorf – Schildow – Berlin Gesundbrunnen sowie Basdorf – Karower Kreuz – Berlin Gesundbrunnen jeweils ein 30-min-Takt realisiert werden. Auf den übrigen Streckenabschnitten muss mindestens ein 60-Minuten-Takt angeboten bzw. aufrechterhalten werden. Dies erfordert den Aus- und Umbau von vorhandenen Bahnanlagen zwischen dem Abzweig Schönwalde und Groß Schönebeck. Hierzu gehören
– der Neubau eines ca. 4 km langen zweiten Streckengleises zwischen Bahnhof Basdorf und Abzweig Schönwalde
– der zweigleisige Neubau der Abzweigstelle Schönwalde
– der Umbau des Bahnhofskopfes Basdorf von und nach Karow
– die Anpassung des Bahnhofs Klosterfelde zur Fahrtzeitreduzierung
– der Ausbau des Bahnhofs Wandlitzsee zum Kreuzungsbahnhof
– die Verlängerung der bestehenden Bahnsteige von 85 auf 140 m Nutzlänge
– Ausbau und Ausrüstung mehrerer, bisher nicht technisch gesicherter Bahnübergänge
Für den Bahnübergang für Fußgänger und Radfahrer südlich vom Bahnhof Basdorf (das „Drehkreuz“) ist eine den Anforderungen der Sicherheit entsprechende Lösung zu entwickeln. Ziel ist dabei neben der Schaffung einer sicheren Lösung nach Möglichkeit der Entfall des Zugsignals bei Annäherung, also des „Pfeifens“ des Zuges.
Bei allen anderen Bahnübergängen im Bestand werden Anpassungen an die neue Sicherungstechnik erforderlich, die sich auf die Schließzeiten nur in geringem Umfang auswirken werden.
Die Aufgabenstellung der Vorentwurfsplanung für das Gesamtnetz liegt detailliert vor und wird voraussichtlich im IV. Quartal dieses Jahres beauftragt. Es wird von einer Planungsdauer von neun Monaten ausgegangen, in denen auch erste Abstimmungen mit Gemeinden, Trägern öffentlicher Belange und der Eisenbahnaufsicht stattfinden werden.