Die Farben Rot und Weiß stehen seit über 150 Jahren für die Arbeiterbewegung, die Gewerkschaften und nicht zuletzt für die älteste Partei Deutschlands. Ist sein leuchtend roter Mantel ein Zeichen für Solidarität und soziale Gerechtigkeit?
Leider ist dem nicht so, denn die Farben wurden ihm vor 90 Jahren für die Werbung eines bekannten Sprudelbrausekonzerns aufgedrückt. Sie sind also kein Hinweis auf die roten Fahnen am Willy-Brandt-Haus oder den Pommes rot-weiß vom benachbarten Imbiss.
Doch einen waschechten Sozi erkennt man nicht unbedingt an der roten Kleidung, sondern eher an seinen Einsatz für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Wie sieht es also aus mit Arbeitsschutz und Mitbestimmungsrechten in der Wichtelwerkstatt? Dies hätten wir gerne von der Arbeitswichtelvertretung erfahren, jedoch liegen dem Internationalen Gewerkschaftsbund keine Erkenntnisse vor, ob jemals Betriebsratswahlen stattgefunden haben. Vor allem in der Vorweihnachtszeit ist bei den Arbeitswichteln von unbezahlter Mehrarbeit und nicht gewährleisteter Ruhezeit auszugehen.
Zuletzt bliebe noch eine offensichtliche Tatsache. Der Name des Weihnachtsmannes ist Santa „Klaus“. Wäre er Sozi, so würde man ihn „Der Klaus“ nennen. Anhand dieses Ausschlussverfahrens kann man auch feststellen, dass er kein Christdemokrat („Herr Weihnachtsmann“), kein LINKER („Genosse Santa Klaus“) und kein Bündnisgrüner („Klausi“) ist.
Er ist also kein Sozi, aber wir unterstützen das Ansinnen, den Kleinsten eine Freude zu machen und nehmen daher auch als Stiefelpaten am Nikolaus-Shopping des Bernauer Stadtmarketings teil.
Wer in dieser Ausgabe einen bissigen politischen Text erwartet hat, der ist nun vielleicht ein wenig enttäuscht. Wir alle haben ein hartes Jahr hinter uns. Hierbei ist nicht nur die stressige Suche nach Nudeln, Mehl oder Toilettenpapier gemeint, sondern die Existenzängste vieler Menschen in unser aller Umfeld – sei es in der Familie, unter Freunden, bei Bekannten, in der Nachbarschaft oder den Kollegen.
Der Alltag hat sich durch die Pandemie und die dadurch notwendigen Einschränkungen stark gewandelt. Wir mussten auf vieles verzichten, was uns selbstverständlich erschien.
Die Küche daheim ersetzt nicht den Restaurantbesuch, auf der Wohnzimmercouch stellt sich kein Kino-Feeling ein, Feiern zu zweit sind kein Großstadtclub und Kultur im Livestream ist kein Ersatz für einen Theaterbesuch.
Rückblickend gab es auch Erfreuliches in dieser Krise. Wir freuen uns über die steigende Anerkennung für Pflegekräfte, den (leichten) Digitalisierungssprung und die Hilfsbereitschaft vieler Menschen die Einkäufe und Erledigungen für andere zu übernehmen.
Der Dezember läutet für gewöhnlich eine Zeit ein, die von Besinnlichkeit und Vorfreude geprägt ist. In diesem Jahr ist es anders, Ungewissheit macht sich breit und nur eines ist schon sicher: es wird kein leichtes Weihnachten werden. Viele Leute würden auf die Geschenke verzichten, wenn sie dafür ihre Familien und Freunde um sich herum haben können.
Gemeinsam überwinden wir auch diese Krise – aber bitte mit Abstand und Anstand.
Frohe Weihnachten und dieses Mal sehr ernst gemeint: ein gesundes Neues!