Wandlitz: Im September des letzten Jahres überraschte die gemeinsame Fraktion Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und UWG unsere Gemeindevertretung mit dem Antrag, man möge den gemeindlichen Klimanotstand ausrufen. In der recht umfangreichen Vorlage, die wie jedermann nachlesen kann zum überwiegenden Teil aus der einer heutigen Mode entsprechender Argumentation besteht, ist allerdings nichts Konkretes oder Neues zu erfahren. So sah das auch die Mehrheit in den gewählten Gremien. Beim aufmerksamen Lesen der Vorlage fragt man sich, wo haben die Einreicher die letzten zehn Jahre gelebt.
Was meine ich damit? Unsere Gemeinde beschäftigt sich seit dieser Zeit mit einer aktiven Umwelt- und Energiepolitik. Als Beispiele sind hierbei die gemeindliche Baumschutzsatzung und das Kommunale Energiekonzept (KEK) zu nennen. Wie stellt sich das nun konkret dar. Gerade das letztgenannte Konzept begründete den guten Ruf unserer Kommune in Bezug auf ihre Bemühungen, eine energiepolitische und umweltgerechte Entwicklung einzuleiten, die den Anforderungen der Zeit durchaus gerecht wird. Mit den Vorarbeiten wie Festlegung der Zielstellungen, Überzeugung des Politischen Raums und Beschaff ung der Finanzierung, immerhin 100.000 €, wurde im Jahr 2010 begonnen. Wichtig war dabei immer, die aktive Einbeziehung der Bürger gewesen. In insgesamt vier öff entlichen Veranstaltungen mit teilweise je 200 Teilnehmern konnten diese ihre Wünsche und Vorstellungen mit einbringen.
Nach seiner Fertigstellung und dem einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung 2014 wurde mit der Umsetzung begonnen. Zur Erinnerung: Das Konzept verfügt über drei Hauptsäulen: Energieeinsparung, Energieeffi zienz und dem maßvollen Einsatz alternativer Energieerzeugungsformen. Weiterhin enthält es über vierzig Einzelmaßnahmen unterschiedlicher Prioritäten. Trotz vieler objektiver und subjektiver Schwierigkeiten bei der Umsetzung gelang es, durch eine Reihe von Maßnahmen erhebliche energetische und fi nanzielle Einsparungen in die Wege zu leiten. Leider ließ mit der nun nötig gewordenen praktischen Arbeit das Engagement der breiten Öff entlichkeit nach und beschränkte sich auf einen kleinen Kreis von engagierten Ehrenamtlichen und die Verwaltung, die dieses Thema als eine Schwerpunktaufgabe behandelte. Für die nächste Zeit kommt es darauf an, das bestehende Konzept fortzuschreiben, weiterzuführen und an die sich veränderten Anforderungen und neuen Möglichkeiten anzupassen.
”Trotz vieler objektiver und subjektiver Schwierigkeiten bei der Umsetzung gelang es, durch eine Reihe von Maßnahmen erhebliche energetische und fi nanzielle Einsparungen in die Wege zu leiten”
So wird z.B. die Erarbeitung der Wandlitzer Planungsbausteine, diese liegen seit 2017 vor, als ein Instrument einer ökologischen und ökonomischen nachhaltigen Bauweise für die öff entliche Hand und die komplette Umrüstung LED Straßenbeleuchtung aus eigenen Mitteln der Gemeinde weitergeführt, um nur zwei Beispiele anzuführen. Dazu bedarf es aber der aktiven Beteiligung aller Bürger unserer Gemeinde, verbunden mit der Hoff nung, dass unser Handeln sich beispielgebend auch auf das Verhalten im privaten Bereich niederschlägt.
Betrachtet man nun die im Anhang der Vorlage aufgeführten Beispiele, soweit diese überhaupt auf unsere örtlichen Gegebenheiten anwendbar sind und vergleicht diese mit der Situation in der Gemeinde, kommt man schnell zum Schluss, dass wir hier doch schon ein ganzes Stück weiter sind. Zurück zum Klimanotstand. Viel wichtiger als plakative Aktionen ist das Überdenken eigener Verhaltensmuster. Hierbei meine ich nicht nur das Urlaubsverhalten sondern das Verhalten im täglichen Leben. Wer denkt schon an abgeholzte Regenwälder, wenn er sich zum Frühstück Margarine oder Nougatcreme samt dem darin enthaltenen Palmöl auf sein Brot streicht. Wer denkt schon bei der, sicherlich nicht immer nötigen, Nutzung seines Mobiltelefons und des Streamens von Musik und Filmen an die damit verbundenen weltweit explodierenden Stromverbräuche? Wer ist bereit auf Annehmlichkeiten und Komfort für sich selbst zu verzichten? Oder wer übernimmt, was in der Gemeinde durchaus möglich ist, eine Baumpatenschaft? Wenn man sein Verhalten und die Einstellung zu den Dingen ändert, beginnt man etwas an der Welt zu verändern. Deswegen sollte eine Einschätzung dessen, wo man steht und was man konkret tun kann, immer im Mittelpunkt des eigenen Handelns in der Öffentlichkeit und im Privaten stehen. Zielstellung sollte immer sein, nicht nur reden, sondern handeln