Eberswalde: Nach den Jahren 1999 und 2012 wurde im Jahr 2022 erneut eine Sozialstudie vom Büro LPG – Landesweite Planungsgesellschaft mbH aus Berlin für das Brandenburgische Viertel (BV) erstellt. In der aktuellen Studie werden die Entwicklungen der Wohnbevölkerung, die Identität und das Image des Quartiers sowie die Ausstattung und Nachfrage nach sozialer Infrastruktur den vorherigen Studien vergleichend gegenübergestellt. Schwerpunktmäßig soll dabei die Ermittlung von Problemlagen im Brandenburgischen Viertel gelingen. Insbesondere wird dabei das Zusammenspiel von Angeboten und Einrichtungen sozialer Infrastruktur mit den Bedarfen der Wohnbevölkerung analysiert, um Optimierungspotenziale abzuleiten.
In den letzten Jahren wurde im „BV“ eine positive Entwicklung angestoßen, die auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie lokalen Akteurinnen und Akteuren im Rahmen einer Befragung in Zusammenhang mit der Studie wahrgenommen wird.
Etwa 52 Millionen Euro aus der Wohnraumförderung wird das Land Brandenburg für die Sanierung von Wohnungen der Genossenschaft 1893 eG bis 2024 bereitgestellt haben. Für den gleichen Zeitraum (2020 bis 2024) erhält die Stadt Eberswalde ca. 7,5 Millionen Euro aus der Städtebauförderung für die soziale Entwicklung im Viertel. Diese wurden unter anderem für den Neubau des Hortes „Kinderinsel“ in der Kyritzer Straße sowie die Arbeit des Quartiersmanagements aufgewendet. Durch solche Maßnahmen wird das Brandenburgische Viertel zunehmend als Wohnstandort für neue Bevölkerungsgruppen interessant. Dennoch bestehen große Herausforderungen für das Viertel fort.
Aus gutachterlicher Sicht ergeben sich auf Grundlage der Sozialstudie insbesondere folgende Handlungserfordernisse, die prioritär bearbeitet werden sollten:
1. Die Versorgungssituation im Brandenburgischen Viertel muss verbessert werden. Der Ausbau der Nahversorgung wäre ein wesentlicher Schritt zu mehr Zufriedenheit und würde die Attraktivität des Viertels maßgeblich steigern.
2. Der öffentliche Raum im Brandenburgischen Viertel muss entwickelt werden, sodass er seine Funktion als sozialer Begegnungsort besser erfüllen kann. Aus Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner ist insbesondere im Hinblick auf die Gestaltung und die Ausstattung mit Sitzbänken und anderem Stadtmobiliar sowie attraktiver Bepflanzung Optimierungsbedarf gegeben.
3. Das Brandenburgische Viertel weist eine Vielzahl von Einrichtungen und Angeboten, insbesondere im sozialen Bereich auf. Ohne das Engagement ehrenamtlich tätiger Personen wäre ein Großteil dieser Angebote in der jetzigen Form nicht zu betreiben. Die Sichtbarkeit der verschiedenen Akteurinnen und Akteure muss als zentrale Aufgabe verbessert werden.
4. Anders als für Kinder gibt es im Brandenburgischen Viertel kaum altersspezifische Angebote für Jugendliche. Das ergibt sich sowohl aus der Haushaltsbefragung als auch aus den Erkenntnissen aus den Gesprächen mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort. Die Gruppe der Unter-16-Jährigen bildet derzeit rund 18 % der Gebietsbevölkerung im Vergleich zu rund 14 % im Jahr 2012.
5. Aus der vielfältigen Bevölkerungsstruktur im Brandenburgischen Viertel ergeben sich auch besondere Herausforderungen, insbesondere für die Integrationsarbeit. Es ist besonders wichtig, dass sich Neuankömmlinge gut und schnell eingliedern können, um ihre Teilhabechancen zu erhöhen und um das Zusammenleben im Viertel zu fördern. Sprach- und Integrationskurse sind dafür essenziell, aber auch niedrigschwellige Beratungsangebote vor Ort und die ehrenamtlichen Netzwerke.
6. Auch hier wäre ein Großteil der bestehenden Angebote ohne das Engagement ehrenamtlich tätiger Personen in der jetzigen Form nicht zu betreiben. Die Erhaltung, Stärkung sowie finanzielle Absicherung bestehender Strukturen sind somit wesentlich für ein attraktives Brandenburgisches Viertel.
Von Seiten der Verwaltung haben Frau Sarah Schmidt, die kommissarische Amtsleiterin des Amtes für Generationen, Sport und Integration und Frau Katharina Brunnert, die Quartiersmanagerin im Brandenburgischen Viertel die Erarbeitung der Studie begleitet. „Noch vor den Sommerferien wird es eine Sozialraumkonferenz mit Akteurinnen und Akteuren im ‚BV‘ geben, um insbesondere die Punkte Sichtbarkeit der Angebote, Ausbau der Angebote für Jugendliche und Integrationsarbeit aufzugreifen und gemeinsam Optimierungen und positive Entwicklungen voran zu treiben“, berichtet Frau Schmidt.
Frau Brunnert ergänzt dazu: „Noch während der Erarbeitung der Studie wurden bereits von der Stadtverwaltung eine Bank am Eingang Prignitzer Straße und eine öffentliche Toilette im Märkischen Park installiert. Am 13. Mai 2023 wurde im Rahmen des Freiwilligentages auf dem sogenannten Jugendplatz im Barnim Park damit begonnen, einen Work Out-Bereich zu installieren. Damit wird gemeinsam mit Jugendlichen und weiteren Engagierten ein attraktives Angebot zentral im Viertel geschaffen werden“.
Die Sozialstudie finden Sie hier.