Manchmal wohnt das Glück gleich nebenan
Es gibt sie – die leichten, unanstrengenden Bücher – „Ruthchen schläft“ ist eines davon.
Wer nach zu viel schweren literarischen Stoffen oder ständig erdrückenden Nachrichten nach einer vergnüglichen und entspannenden Lektüre sucht, ist mit diesem Buch bestens versorgt.
Schauplatz des Erstlings von Kerstin Campbell ist ein Berliner Mietshaus, dessen Besitzer Georg seine täglichen (mehr als 4 Jahrzehnte alten) Routinen und Rituale mit seiner über achtzigjährigen Lieblingsnachbarin Frau Lemke in Gefahr sieht, denn Frau Lemke soll umziehen zu ihrem Sohn nach New York. Dem geht es nur ums Geld und – wie Mütter meistens alles wissen – weiß Frau Lemke das auchund versucht den Umzug auf die Zeit nach dem Tod ihrer alten Katze Ruthchen zu verschieben.
Als Ruthchen tatsächlich eines Morgens nicht mehr aufwacht, versucht Georg mit dem Besuch eines Tierpräparators und dem dabei entstehenden „ewigen Ruthchen“ den Schein zu wahren und mit diesem Unterfangen kommt eine Reihe von Ereignissen ins Rollen, die bei aller Leichtigkeit tiefe Blicke in familiäre Verstrickungen, schmerzvolle Erfahrungen und fragile Bindungen freigibt. Georg trauert Linda nach, die nach 2o Jahren Beziehung nach Australien verschwunden ist, um Georgs ständige Untreue und ein verlorenes Kind zu verkraften. Sein familiärer Hintergrund wird ebenfalls beleuchtet und manches Mal möchte man Georg in die Arme nehmen und Trost spenden.
Trotz alledem weht ein laues Sommerlüftchen durch dieses Buch und man wünscht sich, dass noch viele Abende mit dem Umblättern vergehen.
Aber etwas mehr als 200 Seiten sind leider schnell gelesen und man ist nach dem Zuklappen des Buches nur eines: glücklich.