Bauen und Baumschutz in Wandlitz, für einige in Wandlitz ein Zusammenhang über den man nicht nachdenken muss. Wenn der Baum stört, haut man ihn halt um. Sind ja nur 80 Jahre Baumgeschichte.
Die Gemeindevertretung wurde unlängst über ein Bauvorhaben informiert und der Bürgermeister forderte, das Einvernehmen für dieses Vorhaben zu erteilen. In der Prenzlauer Chaussee/Ecke Karl-Liebknecht-Str. soll ein Mehrfamilienhaus mit Zahnarztpraxis und Tiefgarage gebaut werden. Durchaus ein Vorhaben, das unterstützt werden kann. Der Haken dabei, die Einfahrt wurde so geplant, dass ein altehrwürdiger Alleebaum dafür fallen soll. Aber bevor wir „meckern“, wollten wir sehen, ob so ein Bauvorhaben nicht auch ohne Baumfällung machbar ist. Mit Hilfe engagierter sachkundiger Einwohner konnte eine Variante für die Zufahrt gefunden werden, die ohne die Baumfällung auskommt. Diesen Vorschlag fanden sowohl der Ortsbeirat Wandlitz und die Mehrzahl der Gemeindevertreter so gut, dass sie dafür ihre Zustimmung gaben.
Doch dem Bürgermeister gefiel das ganz und gar nicht. Flugs beanstandete er den Beschluss der Gemeindevertretung. Eine seiner Begründungen war, die Verwaltung hat die Fällgenehmigung bereits erteilt, was wir nun gar nicht lustig fanden. Wieso soll die Gemeindevertretung ihr Einverständnis erteilen, wenn der Bürgermeister schon entschieden hat? Ein zweites Mal haben die politischen Vertreter für die Variante ohne Baumfällung votiert und der Bürgermeister beanstandete erneut. Das Spiel hätte zu einem unendlichen werden können, was die Kommunalverfassung allerdings nicht vorsieht. Mehr als zwei Entscheidungen zu einem solchen Sachverhalt gibt es nicht. Normalerweise ist die nächste Stufe der Entscheidungen die Kommunalaufsicht. Normalerweise! Doch in Wandlitz ist ja vieles anders.
Im Bericht des Bürgermeisters zur Sitzung der Gemeindevertretung am 23. März 2023 konnte der interessierte Leser erfahren, dass dem Bürgermeister schon seit dem 09. März 2023 die Baugenehmigung für das Vorhaben mit Baumfällung vorliegt. Informiert wurde darüber kein Gemeindevertreter, warum auch. Als Bürgermeister hat man ja scheinbar die Macht, über alle demokratischen Gepflogenheiten hinweg Probleme auszusitzen. Wenn die Fristen des Bauordnungsamtes nicht eingehalten werden, entscheidet es nach Aktenlage. Das wieder ein Baum gefällt werden muss, ist ja nicht so tragisch, ist ja nicht vor seiner Haustür. Es wird leider immer deutlicher, dass es ein Nachdenken über nachhaltiges Bauen in der Wandlitzer Rathausspitze nicht gibt. Dort wird sich zwar mit noch zu erstellenden Klimaschutzkonzepten geschmückt, doch was soll der Inhalt sein? Baumschutz gilt nur für die Gärten der Bürger*innen, nicht für Investoren und den Bürgermeister?
Offiziell wurde gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt, die Verfahrensfehler liegen allerdings beim Bürgermeister und nicht beim Bauordnungsamt.
Für uns ist es ein Anliegen, solche ortsbildprägenden Bäume zu erhalten, denn Neuanpflanzungen brauchen mindestens 30 Jahre bis sie auch nur annähernd das leisten können, was uns dieser altehrwürdige Baum nun schon lange gibt.
Petra Bierwirth
Gabriele Bohnebuck
Jörg Striegler
Fraktionsgemeinschaft
Die Linke/ Grüne/ SPD/ UWG
Gemeindevertretung Wandlitz