Eberswalde: Knapp 1.500 Kilometer Fahrstrecke mit dem Rad hat sich Prof. Dr. Michael Heinrich Seegenschmiedt aus Essen für dieses Jahr mit der „Tour de RON“ vorgenommen. Montag traf er am späten Abend in Eberswalde ein, heute früh startete er die nächste von insgesamt 15 Etappen am GLG Werner Forßmann Klinikum. Nicht ohne der Klinik für Strahlenmedizin einen kurzen Besuch abzustatten. Denn diese hat unmittelbar mit dem Anliegen der Tour zu tun.
Für den Tour-Gedanken steht das RadioOnkologieNetzwerk (kurz: RON), ein großer Praxen-Verbund mit Schwerpunkt Strahlentherapie. Die Idee entstand, weil der traditionelle ONKOLAUF in Essen während der Coronakrise ausfallen musste. So ging der Professor 2022 erstmals allein und mit dem Fahrrad an den Start. Die „Tour de RON“ soll Spenden für die Krebsnachsorge einfahren, aber vor allem auf diese aufmerksam machen.
„Ich möchte mit der Tour das Nachsorge-Thema im Bereich der Onkologie aufgreifen und gemeinsam mit Fachkolleginnen und -kollegen bekanntmachen, denn es wird immer noch unterschätzt“, sagte der erfahrene Radiologe. „Im Vordergrund der Krebsbehandlung stehen die Vorbereitung und unmittelbaren Therapiemaßnahmen, für die Verarbeitung der Folgen kann und muss noch mehr getan werden.“
Dem stimmte Ralph Schrader, Chefarzt der Strahlenklinik im Eberswalder Schwerpunktkrankenhaus, voll und ganz zu. Er sagte: „Wir haben hier am Standort die drei wichtigen Säulen der Krebsbehandlung unter einem Dach: die internistische Onkologie, die chirurgischen Disziplinen und die Strahlentherapie. Durch das Zusammenwirken dieser drei Säulen ergeben sich die besten Chancen für eine optimale und erfolgreiche Behandlung aller Patienten mit Krebserkrankungen. Wichtig ist aber auch, dass die Patienten im Anschluss an die Therapie Beratung, Hilfe und Unterstützung finden – z.B. nach Behandlung eines Mammakarzinoms oder Prostatakarzinoms. Auch soziale Folgen spielen eine große Rolle.“
In der Region wird dafür an der verstärkten Vernetzung der stationären und ambulanten Versorgung gearbeitet. Eine wichtige Funktion hat das Onkologische Zentrum Barnim am GLG Werner Forßmann Klinikum mit seinem DKG-zertifizierten Hämato-Onkologischen Zentrum, DKG-zertifizierten Darmkrebszentrum und unlängst DKG-zertifizierten Pankreaskarzinomzentrum. Damit hat sich der Kompetenzausweis des Klinikums in der interdisziplinären Onkologie nochmals deutlich erweitert. Die Klinik und Praxis für Strahlentherapie verfügen neben einer modernen Ausstattung mit zwei Linearbeschleunigern auch über Zweigpraxen in Prenzlau und in Schwedt und stehen in ständigem interdisziplinären Austausch. Die Großgeräte werden nicht nur in der Krebsbehandlung eingesetzt. Prof. Dr. Michael Heinrich Seegenschmiedt zählt zu den bekanntesten Spezialisten für die Strahlenbehandlung gutartiger Erkrankungen, z.B. schmerzhafter degenerativer Gelenkveränderungen, Fersensporn, Morbus Dupuytren oder entzündlicher Weichteil- und auch Bindegewebserkrankungen.
Bei einem kleinen Frühstück tauschten der Professor und das Team Erfahrungen aus. Der 1955 geborene Prof. Dr. Michael Heinrich Seegenschmiedt betonte dabei seine Sicht, dass Sport, im richtigen Maß betrieben, zusammen mit gezielter Ernährung der Entstehung von Krebs entgegenwirken kann. „Bei einer Erkrankung setzen wir uns dafür ein, dass Psyche und Körper wieder ganz gesunden können und wieder neue Lebensqualität gewinnen – denn natürlich verändern der Krebs und die Therapie die Menschen nachhaltig“, so der Professor. Bei fast allen Krebsarten habe sich dank neuer Methoden deutlich die Heilbarkeit erhöht, wobei es Ziel der Medizin sei, mit weniger Nebenwirkung mehr Heilung zu erreichen. Viele Patienten erfahren durch die Krankheit auch eine neue Bewusstheit für ihr Leben.
Ganz nebenbei ließ sich ein kleiner Besuch im Notfallzentrum des Klinikums nicht vermeiden, wo der Professor sich wegen eines Hundebisses „verarzten“ ließ, der ihn am Vortag beim Radeln auf dem Oderteich ereilt hatte. „Halb so schlimm“, sagte er. Dann schwang er sich auch schon in den Sattel. Nicht ohne die Zusage einer Spende von Ralph Schrader für das Anliegen der Tour. Das nächste Ziel ist Waren (Müritz). Die Gesamtstrecke formt auf der Landkarte ein großes Herz und steht unter dem besonderen Motto: „Das HERZ im OSTEN erleben und erfahren!“ Dazu der Professor: „Der Osten bietet einfach tolle Wege, tolle Landschaften und tolle Menschen.“ Noch weitere vier Etappen bis Hannover stehen bevor. Wer mitradeln will, ist herzlich willkommen. Die Etappenübersicht findet man im Internet.