Heute (Mittwoch, 25.06.2024 – Redaktion) stellt der Bundesverband der Recherche und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (RIAS) seinen Jahresbericht „Antisemitische Vorfälle in Deutschland 2023“ vor. Die Zahl der erfassten antisemitischen Vorfälle lag im Jahr 2023 um 86% über dem Vorjahr. Insgesamt stieg die Zahl auf 4.782 Vorfälle, davon ereigneten sich allein 2.787 Fälle nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Simona Koß (SPD), stellvertretende innenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Berichterstatterin für das Thema Antisemitismus, erklärt dazu: „Der massive Anstieg der bei den Meldestellen erfassten antisemitischen Vorfälle erschreckt mich sehr. Insbesondere nach dem 7. Oktober 2023 ist das Ausmaß des Antisemitismus in Deutschland sichtbar geworden. Wir haben die Pflicht, uns dem entgegenzustellen!“
Auffällig hoch war 2023 die Zahl antisemitischer Vorfälle in Bildungseinrichtungen: Das umfasst Vorfälle in Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Museen, Theatern und ähnlichen Einrichtungen. Die RIAS-Meldestellen dokumentierten dort 471 Vorfälle, das sind rechnerisch 9 Vorfälle pro Woche und damit insgesamt doppelt so viele wie im Vorjahr.
Simona Koß kommentiert: „Jüdische Schulen unter Polizeischutz waren schon immer schwer zu ertragen. Die Ausbreitung von Antisemitismus führt dazu, dass Kinder schon in Kita und Grundschule Ausgrenzung erfahren. Ältere meiden bestimmte Orte, ziehen sich zurück oder geben Lehrveranstaltungen auf. Das ist nicht akzeptabel! Der sichere Schul- und Hochschulbesuch für alle muss gewährleistet sein. Dazu gehört auch der Schutz von Lehrkräften. Alle haben ein Recht auf Bildung in einer offenen Lern- und Lehratmosphäre. Bildung ist in erster Linie Ländersache. Deshalb bin ich froh, dass sich die Kultusministerkonferenz bereits Maßnahmen beschlossen hat. Wir begleiten die Umsetzung von Bundesseite und werden, wo möglich, nachschärfen. Außerdem halten wir die Sicherheitsvorkehrungen hoch und investieren in die politische Bildung.“
Dazu schreibt der RIAS-Bundesverband in seinem Jahresbericht: „Dieser starke Anstieg lässt sich zum Teil durch Reaktionen auf den 7. Oktober erklären. Doch bereits vor dem 7. Oktober war ein starker Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu beobachten, etwa bei antisemitischen Vorfällen an Schulen. Darunter fallen neben antisemitischen Schmierereien an Schulgebäuden auch antisemitische Äußerungen von Schüler:innen oder Lehrer:innen. Diese richteten sich zum Teil unmittelbar gegen jüdische Schüler:innen. Bereits in der Zeit vor dem 7. Oktober registrierte RIAS 86 solche Fälle an Schulen und damit genau so viele wie im gesamten Jahr 2022. Bis Ende 2023 stieg diese Zahl auf 233 Vorfälle.“
Der Bericht und weitere Informationen: https://report-antisemitism.de/