Biesenthal: Nicht auf dem Marktplatz, wo damals der Name aufgrund der alten Eiche entstand, sondern auf dem Gelände der Jugendeinrichtung „Kulti“. Donnernde Bässe, krasse Rhythmen ließen die Bühne vibrieren! Die Flensburger Band „Violand“ ließ es krachen. Selbst die fünf Stunden Fahrt hatten die vier Jungs in Kauf genommen, um zu zeigen welch geballte Musikpower in ihnen steckt.
Start des Jubiläumsfestival war bereits um 15 Uhr. „Extra ne Stunde eher für die Nachwuchsband „People“ der Klassenstufen 6 und 7. Die hatten hier ihren überhaupt erst dritten öffentlichen Auftritt und waren mit Coversongs u.a. von Adele richtig Klasse“, ist Henning echt begeistert. „Jede Band konnte in diesem Jahr 45 Minuten rocken“, so Sebastian Henning.
Wie kam es vor 20 Jahren zur „Rockenden Eiche“? Die Idee war bereits im Jahr 2002 entstanden, als der damalige Zivildienstleistende die Idee hatte, eine Plattform für junge, noch nicht bekannte Bands zu schaffen und ihnen die Möglichkeit zu geben vor einem größeren Publikum zu spielen. Das „Kulti“ selbst etablierte sich 1996 zunächst im Biesenthaler Fachwerk-Rathaus, zog dann später aber an seinen jetzigen Standort an der Bahnhofstraße 152, wo es größere Räumlichkeiten gab.
Jungen Bands die Möglichkeit zum Proben zu geben und sie im Musizieren zu unterstützen hat von Anfang an Tradition im „Kulti“. Ein ehemaliger amerikanischer Schulbus, der als Kulturwagen diente, war mit einer Einbauküche, Spielen, Musikinstrumenten, Mal- und Artistikzubehör ausgestattet. Musik war ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Jugendliche konnten sich musikalisch in Szene setzen. Von Oktober 2002 bis Februar 2003 existierte das Projekt Freestyle-Rap. Kulturwagen-MitarbeiterInnen und Band sahen damals das Potenzial für ein größeres Event und organisierten dieses unter der Eiche auf dem Marktplatz mit sechs Bands. Bis zum 15. Festival waren bereits insgesamt mehr als 49 Bands aufgetreten.
Längst ist die „Rockende Eiche“ ein fester Bestandteil im Veranstaltungsplan der Stadt Biesenthal und lockt Besucher aus ganz Berlin und Brandenburg an. Sebastian Henning erinnert sich an tolle Events der letzten Jahre: „Wir hatten hier bereits Bands aus Irland, England, Polen und den Niederlanden und die waren alle Mega!“ Im Büro zieren die Wände zahlreiche toll gestaltete Plakate vergangener „Rockende Eiche“-Festivals. Dort sitzt Jessy Jordan, die seit elf Jahren die Organisation der Bands im Griff hat. Von der Kontaktaufnahme über den Vertrag bis zum Auftritt. „In diesem Jahr haben sich rund 20 Bands beworben aus Berlin, Leipzig, Flensburg und Umgebung. Im wesentlichen Bands mit Rap und Hardrock. Dabei sind diesmal „People“, „PharaX“, „Violand“, „The future died last night“, „ViaNova“, „DJ Curt Cocain“, „Abandon the past“. Zudem wurde eine Special Band verpflichtet – „Hell/Doc“ – eine Cover-Rockband, die von den Toten Hosen über die Ärzte bis zu AC/DC, die den Besuchern einheizt und ihr Blut zum Kochen bringen wird. So der Plan. „Das sollte ein Dankeschön für die Treue an unsere Besucher sein“, sagt der Klubleiter, der auch darauf aufmerksam macht, dass der Eintritt bisher komplett kostenlos ist. Er hofft, dass dies trotz steigender Kosten auch künftig so bleiben kann.
Das gesamte Festival läuft mit schmalem Budget und kann nur unter Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Helfer auf die Beine gestellt werden, die eine Altersspanne von 15 bis 65 Jahren umfasst. Zu den Helfern gehört zum Beispiel Tammo Lampe, der von der ersten „Rockenden Eiche“ an dabei war – am Grill, am Bierwagen und seit dem 4. Festival übernahm er das gesamte Bierwagen-Management und Catering. „Ich bin da mit Herzblut dabei“, verrät er. Im normalen Leben arbeitet er bei einem Betreuungsdienst.
Die blaue Nacht hat sich inzwischen über den Innenhof gelegt, inzwischen gut gefüllt. Die Leute feiern richtig ab. Lichtpunkte sind Bier- und Grillwagen, Handys die in den Himmel leuchten. Auf der Bühne stehen jetzt ganz harte Rockmusiker der Band „Via Nova“, die sich die Kehle aus dem Leib schreiben und die Instrumente so richtig zum Glühen bringen.
Im Hintergrund reicht Steffen Henning einem jungen Mann die Hand. Es ist Richard Seiffert, der seit sechs Jahren das Festival als Sanitäter betreut. Er arbeitet ansonsten beim ASB als Notfallsanitäter. Am Eingang schieben sich weitere Gäste herein. Es wird kontrolliert. Und Ordnung muss auch hier sein. Für 16jährige ist ab 22 Uhr Schluss. Hier sind die ehrenamtlichen Helfer Jens Milewski, Chantal Kowalke und Nina Krause im Einsatz.
Die Lichter von der Bühne zucken in den Abendhimmel – die Stimmung steigt. Gitarren und Drums sind im Höchsteinsatz. „Es wird ne lange Nacht“, sagt der Klubleiter und ist zufrieden mit einem erfolgreichen tollen 20. Jubiläum. Wird’s eine 21. Rockende Eiche geben? „Es haben sich schon jetzt für 2024 zwei Bands beworben“, sagt er. „Die Eiche wird also auch in den kommenden Jahren weiter kräftig rocken solange die Leute es wollen, soviel steht schon mal fest.“