Wandlitz: Ganz unscheinbar war im Bericht des Bürgermeisters zur Gemeindevertretersitzung am 3. Dezember 2020 zu lesen:‚
„Als vorbeugende Maßnahme zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung in der gesetzlich vorgegeben Qualität ist der Erlass eines generellen Sprengverbotes für die Tagstunden der Monate April bis Oktober geplant.“
Soll jetzt, nach den temporären NWA in 2018 und 2019, das erste Jahr mit einem in der Wasserversorgungssatzung festgeschriebenem Verbot folgen? Da reibt man sich schon etwas verwundert die Augen! Vor allem nach den Ereignissen im vergangenem Jahr. Mangan im Trinkwasser, kein Problem, so war von der Geschäftsführung zu hören. Ein natürliches Vorkommen. Das stimmt zwar, aber nur wenn man die vorgegebenen Grenzwerte einhält. Das war leider nicht immer der Fall. Sie waren in vielen Fällen überschritten. Doch das musste erst das Gesundheitsamt feststellen und sprach für einige Gebiete sogar eine Verbrauchsbeschränkung für Säuglinge und Kleinkinder aus.
Und welche Konsequenz zieht der Verband daraus? Ein Sprengverbot. In meinen Augen eine sehr einfache und bequeme Konsequenz. Eine Lösung die nicht zukunftssicher ist!
Laut Verbandsgeschäftsführung ist der Verbrauch von Trinkwasser in den letzten 10 Jahren von 75 Litern/ Person und Tag auf 90 Liter/ Person und Tag gestiegen. Nach Angaben des NWA können pro Tag ca. 9000 Kubikmeter Trinkwasser gefördert werden. In Spitzenzeiten im Hochsommer liegt die geförderte Menge schon mal bei 8400 Kubikmetern.
Dazu muss man aber auch wissen, dass der Durchschnittsverbrauch in Deutschland bei 120 Litern/ Person und Tag liegt. Ein Wert, der für den Verband nicht mehr zu realisieren ist.
Da können wir momentan zufrieden sein, dass:
– viele Einwohner*innen Brunnen haben und so die benötigte Kapazität senken.
Aber bei dem immer weiter sinkendem Grundwasserspiegel besteht die Gefahr, dass viele Brunnen irgendwann nicht mehr nutzbar sind. Dann steigt auch hier der Bedarf an Leitungswasser.
– der Ortsteil Schönwalde gehört zwar zum NWA, wird aber mit Wasser aus Stolpe versorgt und Lanke hat ein eigenes Wasserwerk.
– der Ortsteil Schönerlinde gehört nicht zum Versorgungsgebiet des NWA, sondern wird durch die Berliner Wasserbetriebe Ver- und entsorgt.
Für mich ist nicht das Grundproblem das Gartengießen im Sommer, sondern das ja scheinbar die Kapazität nicht an den wachsenden Bedarf durch den Einwohnerzuwachs angepasst werden kann. Mehr Menschen benötigen nun mal mehr Wasser! Da nützt es auch wenig, wenn diese Annahmen von den verantwortlichen Personen ständig negiert wird.
Erst im Dezember hat eine Initiative aus 16 Ver- und Entsorgern, dazu gehört auch der NWA, eine Analyse zur Situation und zum Trend der Trinkwasserversorgung in der Region (Berlin und dem nahen Umland) präsentiert.
Das Fazit lautet, dass die Region bis 2050 um ein Fünftel wachsen wird und mehr als die Hälfte aller Brandenburger dann in dieser Region lebt. Die Versorgung mit Trinkwasser kann in den heute bestehenden Strukturen nicht mehr gewährleistet werden.
Für mich ist es höchste Zeit zu handeln.
Dazu gehört aus meiner Sicht zum einem die Diskussion, wieviel Zuzug können wir uns beim jetzigen Stand unserer Trinkwasserinfrastruktur leisten ohne unsere Einwohner über alle Maßen zu belasten und zum anderen, welche Schritte sind erforderlich um diese Infrastruktur zukunftssicher zu machen.
Hier müssen Gemeindeverwaltung, Gemeindevertretung und NWA handeln. Der Verband ist ein Dienstleister der Kommunen. Sie haben ihn gegründet, damit er für sie die Aufgabe der Ver- und Entsorgung ausführt.
Wenn die Konstruktion des NWA aus strukturellen Gründen nicht mehr leistungsfähig ist, die anstehenden Zukunftsaufgaben nicht lösen kann, muss über eine Änderung des Systems nachgedacht werden. Da darf es auch keine Denkverbote mehr geben.
Ich bin davon überzeugt, dass jedem von uns klar ist, dass wir sparsam mit der Ressource Wasser umgehen müssen. Noch vielmehr vor dem Hintergrund bei sich verändernden klimatischen Bedingungen.
Und diejenigen, die sich über die Situation noch keine Gedanken gemacht haben, müssen wir aufklären.
Das wird uns mit Verboten aber nicht gelingen. Schon gar nicht, wenn die Einhaltung des Verbotes auch noch durch Drittfirmen kontrolliert werden soll. Da stellen sich bei mir sofort die Fragen: Bekommen diese dann eine Erfolgsprämie?? Werden dafür unsere Wassergebühren herangezogen?
Für mich ist das kein zukunftsfähiger Weg. Dieser Weg ist vielleicht ein scheinbar einfacher, aber er wird die Bürger*innen auf Dauer nicht von der Handlungsfähigkeit der Verantwortlichen überzeugen.