Der Grundstücksmarkt in Brandenburg hat sich im vergangenen Jahr deutlich zurückhaltender entwickelt als in den Vorjahren. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht 2022 hervor, den Innenstaatssekretär Dr. Markus Grünewald und Henry Zunke vom Oberen Gutachterausschuss heute in Potsdam vorgestellt haben. Nach langjährigen Steigerungen sind im vergangenen Jahr deutlich weniger Kaufverträge abgeschlossen worden, auch der Geldumsatz hat sich stark verringert. Die steigende Preisentwicklung für Wohnbauland setzte sich zwar 2022 fort, allerdings spürbar gedämpfter als in den Vorjahren.
Grünewald: „Die aktuellen Zahlen des Grundstücksmarktberichtes 2022 sprechen eine eindeutige Sprache. Die Dynamik der vergangenen Jahre ist einer neuen Zurückhaltung gewichen. Der Boom auf dem Grundstücksmarkt in Brandenburg legt eine Atempause ein – für wie lange, ist noch unklar. Fest steht, dass Zinserhöhungen und stark steigende Baupreise zumindest im vergangenen Jahr den Grundstücksmarkt gebremst haben.“
Zunke: „Der Grundstücksmarkt in Brandenburg blickt auf ein durchwachsenes Jahr zurück. Bis auf wenige Ausnahmen wurden Rückgänge beim Geldumsatz, bei Bodenpreisen und bei abgeschlossenen Verträgen festgestellt. Und erste Daten für das Jahr 2023 zeigen, dass sich die Umsatzrückgänge wohl fortsetzen werden. Bei Bodenpreisen und Kaufverträgen ist eine Stagnation festzustellen.“
Der Grundstücksmarkt 2022 im Überblick
Rückgänge bei Kaufverträgen, Geld- und Flächenumsatz
Der Geldumsatz ist im vergangenen Jahr auf 8,6 Milliarden Euro (2021: 10,1 Milliarden Euro) zurückgegangen. Das ist ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 15 Prozent. Die Anzahl der abgeschlossenen Kaufverträge ist um 19 Prozent gesunken. 28.353 Kaufverträge wurden abgeschlossen und durch die Notare an die Gutachterausschüsse übermittelt (2021: 35.006). Die meisten Kaufverträge wurden dabei neben Potsdam in den Städten Cottbus, Brandenburg a.d.H., Falkensee und Königs Wusterhausen abgeschlossen.
Der Flächenumsatz des Landes betrug 24.877 Hektar (2021: 33.983 Hektar). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 27 Prozent. Den größten Flächenumsatz wiesen Schlieben, Nuthe-Urstromtal, Dahme/Mark, Ortrand und Fehrbellin auf.
Gedämpfter Markt für Wohnbauland
Die Preise für Einfamilienhausgrundstücke stiegen im Berliner Umland um acht Prozent auf 408 €/m² (2021: 377 €/m²) und im Weiteren Metropolenraum um zehn Prozent auf 113 €/m² (2021: 103 €/m²). Das Preisverhältnis zwischen einem Baugrundstück für ein Einfamilienhaus im Berliner Umland und dem Weiteren Metropolenraum beträgt damit unverändert 3,6:1. Ein überdurchschnittlich hohes Bodenrichtwertniveau für Wohngebiete des individuellen Wohnungsbaus weist neben Potsdam mit bis 1.000 €/m² (ohne Villengebiete) insbesondere Kleinmachnow (Landkreis Potsdam-Mittelmark) mit bis zu 1.200 €/m² aus.
Zunehmend attraktiv werden für die Marktteilnehmer die berlinfernen Gemeinden, insbesondere die mit guten Anschlüssen an den Regionalverkehr, was an den Verschiebungen der Kaufvertragsanzahl um neun Prozent zugunsten des sogenannten Weiteren Metropolenraum in den vergangenen fünf Jahren deutlich wird.
Das freistehende Einfamilienhaus ist nach wie vor stark nachgefragt. Hier wurden Preissteigerungen von elf Prozent im Berliner Umland und 16 Prozent im übrigen Land festgestellt. Der Durchschnittspreis über alle Baujahre hinweg betrug im vergangenen Jahr 397.000 Euro.
Der Verkauf neuer Eigentumswohnungen ist spürbar um 37 Prozent auf 1.314 Einheiten zurückgegangen (2021: 2.102). Der Durchschnittspreis blieb mit 403.000 Euro für eine neu errichtete Wohnung dabei unverändert.
Preisanstieg für Gewerbebauland
Bei Gewerbebauland ist ein Rückgang der Kauffälle um 19 Prozent auf 407 Verträge (2021: 500) festzustellen. Gleichzeitig stieg der Geldumsatz um 15 Prozent auf 351 Millionen Euro (2021: 305) bei zehn Prozent geringerem Flächenumsatz von 582 Hektar (2021: 649). Der Durchschnittspreis für das Land Brandenburg stieg von 43 €/m² auf 53 €/m². Die Bodenrichtwerte liegen in einzelnen Lagen deutlich über diesem Wert, so zum Beispiel im Bereich des Flughafens BER mit bis zu 1.200 €/m².
Unterschiede bei land- oder forstwirtschaftlichen Flächen
Die durchschnittlichen Bodenpreise der Land- und Forstwirtschaft haben sich im vergangenen Jahr unterschiedlich entwickelt. Während Ackerland mit 1,13 €/m² nahezu auf dem Vorjahresniveau (2021: 1,12 €/m²) liegt, ist bei Grünland ein Rückgang auf 0,83 €/m² (2021: 0,87 €/m²) festzustellen. Der Preis für Waldflächen ist dagegen auf 0,74 €/m² gestiegen (2021: 0,69 €/m²).
Mit 4.530 Kaufverträgen über land- oder forstwirtschaftlich nutzbare Flächen ging die Kaufvertragsanzahl gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent zurück (2021: 5.370). Der Flächenumsatz sank um 28 Prozent auf 18.969 Hektar (2021: 26.323), der Geldumsatz um 29 Prozent auf 237 Millionen Euro (2021: 332).
Detailliertere Informationen zum Grundstücksmarktbericht finden sich hier.