Kunst liegt im Auge des Betrachters, Architektur ist eine der Künste.
Wen wundert es da, dass eine Reihe von Architekten auf der Internetseite des Landkreises Barnim für den Erhalt von Bogensee plädiert.
Bogensee als etwas Künstliches? Von Diktatoren erschaffene und in Stein gemeißelte Weltanschauung. Das ist erhaltenswert?
Erhaltenswert sind in meinen Augen die Zeugnisse der Schreckensherrschaft. Die KZ-Areale, die an den millionenfachen Mord von andersdenkenden Menschen erinnern. Mord an denjenigen, die in den Augen der Herrschenden eine falsche Religion oder eine falsche sexuelle Orientierung hatten. Orte, wie das Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen, in den Andersdenke ihrer Freiheit beraubt und ihrer Menschenwürde beraubt werden sollten.
Diese Erinnerungsorte müssen erhalten bleiben. Davon bin ich fest überzeugt.
Aber die Villa eines nationalsozialistischen Propagandaministers, der dort seine Liebchen empfing? Die Gebäude, die der Kaderschmiede des sogenannten sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates dienten?
Ich denke, in einer Welt, die sich im Klimawandel befindet, die den Mangel an Trinkwasser auch in unseren Breiten nicht nur erahnen lässt, ist jede Entsiegelung und Wiederaufforstung – auch und vor allem in der unmittelbaren Nähe von Berlin – eine gesellschaftlich wichtigere Aufgabe, als der Erhalt dieser Bauten in Bogensee.
Wer wie ich die Übernutzung des Liepnitzwaldes erlebt, kann erkennen wie wichtig Wälder für uns Menschen sind. Zehntausende Menschen aus Berlin und dem Barnim überrennen nicht Bogensee.
Overtourism findet in kühlen und kühlenden Wäldern im Sommer rund um die Seen statt.
Nein, wir brauchen keine weiteren 4500 Bewohner in einem Areal, dass, wie der Bürgermeister bereits richtig bemerkte, keinerlei infrastrukturelle Voraussetzungen dafür hat.
Ich denke, dass für die Zukunft unserer Region und seiner Bewohner der Aufbau eines Klimawaldes auf dem Bogenseeareal den ersten Vorrang haben muss.
Katrin Guse, Gemeindevertreterin