Panketal: Am Freitag, den 19. April 2024, las der in Berlin lebende Autor Roland Lampe im Forum der Grundschule Zepernick aus seinem Buch „Paradies mit Brennnesseln. Hans Fallada in Brandenburg“.
Hans Falladas Leben „auf dem Land“ wird zumeist mit Mecklenburg-Vorpommern in Verbindung gebracht. Aber wer weiß schon, dass er seinen Weltbestseller „Kleiner Mann – was nun?“ im brandenburgischen Neuenhagen schrieb? Und dass er seine Süchte und seine Schlaflosigkeit mehrfach in der Schauß´schen Klinik seines Freundes Willi Burlage in Zepernick zu heilen suchte?
„Es war, als fiele alles von mir ab“ – so überschrieb Lampe seinen Vortrag, den er eigens für den Abend in Zepernick verfasst hatte.
In seinem 2023 erschienen Buch beschreibt Autor und Archivar Roland Lampe zehn Orte in Brandenburg, in denen der bedeutende Schriftsteller Fallada Spuren hinterließ. Selbst Fallada-Kenner werden die Orte Grünheide, Templin oder Hermannswerder nicht unbedingt mit dem Autor von „Kleiner Mann, was nun?“ oder „Geschichten aus der Murkelei“ in Verbindung bringen. Geschweige denn mit Zepernick!
Von Ende 1935 bis Anfang 1936 verbrachte Hans Fallada seinen ersten Aufenthalt in der Heilanstalt für „Gemüts- und Nervenleiden, Erschöpfungszustände, Entziehungskuren, Störungen des endokrinen Stoffwechsels, Herz- und Gefäßerkrankungen sowie Erkrankungen der Luftwege“, so die vollständige Bezeichnung der 1911 von Dr. med. Alfons Schauß eröffneten Klinik vor den Toren Berlins. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Klinik bereits von Falladas Freund Dr. Willhelm Burlage geleitet, der als Arzt außerdem in Berlin praktizierte.
Roland Lampe trug zahlreiche interessante und wenig bekannte Fakten vor. So stellte Fallada in Zepernick trotz diagnostizierter Überarbeitung auf Wunsch des Verlegers Ernst Rowohlt sein Manuskript zum Buch „Vom Stadtschreiber, der aufs Land zog“ fertig, dessen Druckfahnen extra zur Überarbeitung in die Schauß´sche Klinik geschickt worden waren. Die pünktliche Fertigstellung des Buches, welches noch vor Weihnachten in Druck gehen konnte, sicherte der Familie Dietzen (so Falladas bürgerlicher Name) dringend benötigte Einkünfte.
Die Zuhörer erfuhren dieses und einiges mehr über Falladas Süchte, seine Sorgen, sein familiäres Umfeld und seine Aufenthalte in Zepernick.
Lampe, der seinen Vortrag durch persönliche Hinweise und Lektüretipps unterbrach, brachte den Anwesenden nicht nur den Menschen Rudolf Dietzen (alias Hans Fallada) näher, sondern auch die eine oder andere Begebenheit aus dem Schauß´schen Sanatorium. Vom ersten Aufenthalt des Autors in Zepernick bis zu einem Auszug aus seinem letzten, in Pankow vollendeten Roman „Der Alpdruck“ spannte Lampe den erzählerischen Bogen.
Zum Abschluss des Abends erhielten die Gäste des Vortrages von Niels Templin, dem Vorsitzenden des gastgebenden Vereins „Kunstbrücke Panketal e.V.“ noch einige Informationen rund um die Entwicklung des Geländes am Heidehaus bezüglich einer geplanten Nutzung als Bürgerhaus. Mit viel Applaus der ca. 30 Anwesenden ging ein spannender und interessanter literarischer Abend zu Ende.