2008 kam Kung Fu PandA und startete einen der größten Erfolge des Animationskinos. Jetzt, 2024, kommt Teil 4 und Panda Po ist kaum gealtert. Diese arglose Mixtur aus Kung-Fu-Kultur und Hollywood könnte vielleicht befremdlich wirken, doch im Film ist eben alles möglich!
Wie authentisch ist das, Pandas und Kung-Fu?
Hape Kerkeling:
„Gar nicht! Das ist überhaupt nicht authentisch. Da machen wir uns gar nichts vor. Ich glaube, es gibt keine Panda-Bären, die im wahren Leben Kung-Fu-Meister sind. Insofern, eine nette Lüge. Aber es ist eigentlich wie bei Rotkäppchen. Es gibt auch keine Wölfe, die sprechen. Da ging es ja schon los, das ist ja nicht der erste Fall!
Und ich meine, dass eine Gans Vater von einem Panda-Bären ist – also ich hätte es fast geglaubt…“
Der Kino-Panda, der nun nach längerer Pause mit seinem 4.Teil zurückkehrt, leidet absolut nicht an diesen üblichen Franchise-Abnutzungsdefekten, sondern ist durchaus ein lustiger, geradezu frischer neuer Familienfilm geworden.
Im Übrigen mit den bewährten Kräften. Den trotz Übergewicht weiterhin munter-beweglichen Panda Po spricht im Original wieder Jack Black, der für die deutsche Fassung abermals vortrefflich von Hape Kerkeling vertont wird.
Stellt sich die Frage, wie viel Jack Black wohl in diesem Panda steckt?
Jack Black:
„Ich würde sagen, 50% von mir. Nein, eher 90%! Es ist wie eine jüngere Version von mir. Als ich ein Kind war, war ich sehr leidenschaftlich und träumte davon, ein Komiker und ein Rockstar zu sein. Und als Po in KUNG FU PANDA 1 ein Kind war, träumte er davon, ein Kung-Fu-Meister zu werden. Wir waren also beide Fans, irgendwie Nerds. Auf dieser Ebene haben wir schon eine Verbindung.“
Und an Hape Kerkeling die Frage: Wie ist es, einen Panda zu sprechen, der in Wirklichkeit Jack Black heißt?
Hape Kerkeling:
„Normalerweise entwickle ich meine Rollen selbst und entscheide auch darüber, wie sie gucken, wie sie sich bewegen. In dem Fall ist es so – hier ist alles vorgegeben. Ich orientiere mich an einer klaren Vorgabe. Das heißt wiederum, ich muss versuchen, mich irgendwie da ‚reinzufinden. Und Jack Black ist natürlich ein fantastisches Vorbild, ein großartiger Schauspieler und Komiker. Und insofern versuche ich natürlich in der deutschen Adaption so viel von dem, was lustig ist, aus dem Original zu retten und das, was eben aufgrund der großen Unterschiede der Sprache nicht funktionieren kann, neu herzustellen.“
Jetzt also ein neues Panda-Abenteuer, das man auch ohne Vorkenntnisse der vorausgehenden Geschichten verstehen kann. Bambusbär Po, der kurioseste Kung-Fu-Meister und Drachenkrieger mit gehörigem Appetit soll nun als spiritueller Führer im Tal des Friedens wirken und bekommt es mit neuen und natürlich auch den alten Widersachern zu tun. Die Story ergibt sich quasi von selbst – der Panda macht schon sein Ding…
Es ist viel mehr die gesamte Gestaltung des Films. Schon der Abspann sieht aus, wie eine üppige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme – rund 500 Mitarbeiter, alles ausgefuchste Profis, bis hin zu Hans Zimmer, der wieder einmal für die Filmmusik zuständig ist.
Grundsätzlich empfiehlt sich dieses so einfallsreich durchchoreografierte Abenteuer, weil man in jedem Detail einen besonderen Spaß entdecken und genießen kann. Und auch das Drehbuch ist sorgfältig und witzig gestaltet, bis zum Schluss, wenn Po uns dann seine „altchinesischen“ Weisheiten in der Art von irgendwie komisch missglückten Glückskeks-Sprüchen mit auf den Weg gibt.
Hape Kerkeling:
„Das Storytelling ist wirklich das A und O dabei, weil – es ist ja vom Bild her heute alles machbar. Und insofern, glaube ich, finden auch die Macher in Hollywood zurück zur guten Geschichte. Am Ende ist es ja die Geschichte, die gewinnt und das ist hier wieder hervorragend gelungen. Erstaunlich eigentlich bei einem vierten Teil, aber ich finde ihn mindestens so gut wie den ersten!“
Wer ist dieser Po denn eigentlich? Seine (nicht immer ehrliche) Fuchsfreundin Zhen meint im Film einmal, er sei ein richtig guter Kerl. Möglicherweise wird ihm das zum Verhängnis…
Hape Kerkeling:
„Ja, es ist wahrscheinlich auch nicht immer richtig, durchweg und andauernd ein guter Kerl zu sein. Im Kern ein guter Kerl zu sein, ist am Ende schon ratsam. Ich darf ja nicht verraten, wie der Film ausgeht. Also insofern es ist schon okay, ein guter Kerl zu sein, doch manchmal muss man zu etwas härteren Mitteln greifen, um das auch bleiben zu können…“
Und nach all den Jahren Zusammenarbeit Po und Hape Kerkeling, wie ist das: Nähert sich Po langsam Hape Kerkeling an – oder ist es möglicherweise andersherum?
Hape Kerkeling:
„Der Po kommt mir so entgegen, wie er gezeichnet wurde. Ich bilde mir ein: Ja, wir nähern uns im Laufe der Jahre an. Und ich hoffe, dass ich einen Teil dieser wunderbaren Entwicklung, die er macht, privat auch noch hinbekomme.“
Noch etwas zur Animation, die neben der Action immer auch auf ein emotionales Äquivalent und auf wirklich witzige Gestaltungsprinzipien Wert legt. Das ganze Repertoire komischer Darstellungsmöglichkeiten: Von der heiteren Grundstimmung über all diese Optionen, visuell den Widerspruch, die Mutter des Komischen, sichtbar zu machen – die Umkehrung, (die schon Po, als viel zu dicken Kung-Fu-Typ präsentiert), die lachhafte Übertreibung (bzw. Untertreibung), das „Wortwörtlichnehmen“ und all die damit zusammenhängenden Tricks und Assoziationen, die hier von den Filmemachern so souverän gehandhabt werden.
Das heißt, auch wenn eine Szene gerade mal nicht von Action überquillt, hat man trotzdem genug damit zu tun, die ganze Fülle des komischen Angebots zu erfassen, dass Langeweile in keinem Moment aufkommen kann.
Auch die konkrete Gestaltung der animierten Figuren lohnt einen genaueren Blick. Da ist zum Beispiel als Neuheit im vierten Panda-Film das fiese Chamäleon. Die sprichwörtliche Wandelbarkeit dieses Reptils war geradezu eine Herausforderung für das Animationsteam, das sich einerseits akkurat an die biologische Vorlage hält, um daraus dann für den Showdown ein Feuerwerk komischer bzw. unheimlicher Verwandlungen zu entwickeln.
Übrigens ist eine inhaltliche Dimension der Familie gewidmet. Po’s Sippe ist wirklich das Beispiel modernen Zusammenlebens: Eine postmoderne Familie, Mehrgenerationenhaus, zwei Väter, diverse Tierarten – Patchwork Par excellence – der Panda beweist, es geht!
Hape Kerkeling:
„Ja, der Panda und DreamWorks beweisen, es geht: Patchwork-Familie kann richtig gut funktionieren und manchmal sogar besser als das klassische Modell. Oh, jetzt gibt’s sicher wieder böse Briefe!
Aber so ist es. Und das ist eigentlich auch das Schöne daran. Auch das kann man lernen.“
Ein weiteres Thema ist die Kultur des Essens, seiner Zubereitung und Po’s schier grenzenlose Esslust…
Hape Kerkeling:
„Ja, und da sind wir auch beim Thema Kultur. Po liebt das Essen. Es ist wesentlicher Bestandteil seiner Persönlichkeit. Ein Panda frisst Bambus – das ist nun mal so. Aber hier im Film ist er eben auch ein Liebhaber von Reissuppen, Nudeln – sonst wäre er ja auch nicht so dick! Insofern weicht unser Panda von der natürlichen Nahrungskette ab. Aber Pandas können ja auch nicht sprechen und kein Kung Fu. Und deswegen darf Po auch Nudelsuppe essen.
Mir ist das ja sehr nahe, so dieses Asiatische oder Mediterrane, dass man das Essen liebt und zelebriert. Da gibt’s in Deutschland noch so ein bisschen Nachholbedarf, wenn einem der Teller mit dem Schnitzel in der einen oder anderen Kneipe vor den Latz geknallt wird. Das kann noch netter werden!
Essen sollte man schon deutlich wertschätzen. Nicht umsonst kommt es häufig im Film vor. Abgesehen davon, dass es wahnsinnig lustig ist, dass er zu viel isst. Es ist immer lustig, wenn Leute zu viel essen!“
Rein professionell – ist das Synchronisieren ein Job, der einfach nur Textablesen bedeutet oder wird man vor dem Mikro auch aktiv, wenn Po richtig loslegt?
Hape Kerkeling:
„Also das ist wirklich kein Job, der reines Text-Ablesen bedeutet, sondern es macht immens viel Spaß. Und die Vorlagen, die man aus Hollywood bekommt, das sind einfach immer unfassbar gute Drehbücher, dass es Spaß macht, diese Wandlung vor dem Mikrofon nachvollziehen zu dürfen. Es ist auch immer eine große Herausforderung, schauspielerisch. Aber das Gute ist, mich sieht ja niemand dabei. Das heißt, ich kann auch mal wirklich ein Tränchen verdrücken, ohne dass man‘s merkt…
Apropos, 2006 oder 2007 habe ich Steven Spielberg kennengelernt. Und da habe ich aus Spaß gesagt: Bitte, bitte geben Sie mir eine Rolle! Das hat er ernster genommen, als ich es gemeint habe. Und ein Jahr später bekam ich von seiner Firma DreamWorks dieses irrsinnige Angebot KUNG FU PANDA sprechen zu dürfen.
Und deswegen, falls Steven Spielberg das irgendwann mal liest:
I’m so thankful!“
Kung Fu Panda 4 ist ab 16.05.2024 Digital verfügbar. Und ab 20.06.2024 als DVD und Blu-ray.