Bernau: Jedes Museum steckt voller Geschichten. Spannende, kuriose, rührende Ereignisse verbergen sich hinter den Ausstellungsstücken im Museum im Steintor und im Museum im Henkerhaus. In der Serie „Museumsfundstück des Monats“ stellt das Team des Museums Bernau jeweils ein Objekt in den Mittelpunkt und erzählt seine Geschichte.
Der Schandstein
Objekt 5 von 319 im Henkerhaus
Viele Redewendungen unserer heutigen Sprache nutzen wir, ohne uns über deren Ursprung im Klaren zu sein. So ist es auch bei dem heute vorgestellten Objekt: dem Schandstein.
Schandsteine waren Werkzeuge der Bestrafung im Mittelalter – meist mit hässlichen Fratzen. Zwischen fünf bis zehn Kilo schwer, wurden sie Missetätern um den Hals gehangen. So beschwert und in Lumpen gekleidet wurden diese dann durch den Ort geführt und waren dem Spott der Bevölkerung ausgesetzt. Während des Marsches wurden die Namen und die Schandtaten der unglücklichen Steinträger ausgerufen. Wortwörtlich bekam man dadurch einen ‘schlechten Ruf‘ in der Stadt.
Der Schandstein im Bernauer Henkerhaus war speziell für ‚zanksüchtige Eheweiber‘ vorgesehen. War eine Ehefrau nicht hörig und gab ihrem Mann Widerworte, so konnte er sie anzeigen, worauf sie mit dem Schandstein bestraft werden konnte. Jedoch fand er eher selten Anwendung. Denn wenn die Ehefrau öffentlich bestraft wurde, so gab sich auch der Mann die Blöße, da ein Jeder sehen konnte, dass er sich zu Hause nicht durchsetzen konnte.
„Glücklicherweise werden Schandsteine heutzutage nicht mehr benutzt und wir können sie als das sehen, was sie sind: skurrile Relikte aus einer weniger aufgeklärten Zeit“, schildert René Puttlitz, Mitarbeiter im Museum Bernau, die Geschichte der Schandsteine.
Geöffnet ist das Museum im Henkerhaus dienstags bis freitags von 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr, samstags, sonntags sowie feiertags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.