Bernau: Was ist ein Haushalt, wozu braucht man ihn? Und wer bestimmt eigentlich, welches Geld wofür ausgegeben wird? Diese und weitere Fragen können die Schülerinnen und Schüler der Bernauer Grundschulen gerade im Rahmen des SchülerHaushaltes besprechen und ausprobieren. Und so erfahren sie ganz nebenbei, dass eben nicht nur die Großen über Geld entscheiden dürfen.
„Das Projekt vermittelt ein sperriges Thema altersgerecht und ansprechend. Und das Schöne daran ist, dass die Kinder lernen, demokratisch zu entscheiden, welche Projekte an ihren Schulen umgesetzt werden sollen. Denn der SchülerHaushalt gibt den Schülerinnen und Schülern echtes Geld, dass sie für ihre Schule einsetzen können“, erklärt Claudia Lorenz, die in der Stadtverwaltung das Thema begleitet.
Vier Bernauer Schulen beteiligen sich in diesem Jahr am Projekt. Die Robinsonschule, die Grundschule am Blumenhag, die Grundschule Schönow und die Georg-Rollenhagen-Grundschule haben dafür jeweils ein Haushaltsbudget in Höhe von 2000 Euro erhalten. Johanna Seeger von der Partnerschaft für Demokratie und Claudia Lorenz als Vertreterin der Stadtverwaltung sind froh, dass dieses Projekt 2023 in Bernau umgesetzt werden kann. „Die Idee dazu hatten wir bereits vor Corona. Den Bürgerhaushalt kennen die Bernauer und wir hatten den Wunsch, dass auch Grundschüler an dieses Thema herangeführt werden. Denn eine Haushaltsdiskussion ist ein grunddemokratischer Prozess“, so die beiden Vertreterinnen. In diesem Jahr trat dann die Servicestelle Jugendbeteiligung e.V. an sie heran und das Bernauer Projekt war abgemacht.
Mit Hilfe der Servicestelle wurden die Beteiligten wie die Lehrkräfte in Workshops auf das Projekt eingestimmt, Materialien wurden beschafft und in den Bildungseinrichtungen wurden Planungsteams gebildet. Die Mädchen und Jungen aus den Planungsteams malten Plakate und forderten ihre Mitschüler auf, Ideen einzureichen, für die das Geld
verwendet werden soll. „Die Schülerinnen und Schüler sind total kreativ. Viele tolle Vorschläge wurden eingereicht. In der Grundschule am Blumenhag stand eine Popcornmaschine auf der Wünscheliste genauso wie eine Malwand, Nistkästen oder Blumen für den Schulhof“, berichtet Johanna Seeger. Auf der Wünscheliste der Robinsonschule standen zum Beispiel ein Billardtuch, ein Kickertisch und ein Gokart Fahrzeug. Im Rahmen des Projektes werden dann alle Projekte auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und es erfolgt in einem weiteren Schritt die Wahl.
Die Grundschule Schönow wählte noch vor den Sommerferien und auch die Grundschule am Blumenhag hat die Wahl zum SchülerHaushalt an zwei Tagen vollzogen. „Anstelle von Wahlkabinen gab es Wahltische mit Sichtschutz. Und unsere Schüler bekamen einen Wahlzettel, auf dem sie abstimmen konnten. Sie haben dadurch gelernt, dass jeder eine Stimme hat, die was zählt“, so Astrid Huwe, Schulleiterin der Grundschule Schönow. Bis Ende des Jahres muss das gesamte Projekt in allen vier Schulen abgeschlossen sein und dann kann auch eine neue Runde des SchülerHaushaltes in Bernau starten.
Der Schülerhaushalt soll dazu beitragen, Kinder und Jugendliche an politischen Entscheidungen teilhaben zu lassen und langfristig zu politischer Beteiligung zu motivieren. Der SchülerHaushalt soll auch im kommenden Jahr als gemeinschaftliches Beteiligungsprojekt der Stadt Bernau bei Berlin, der Servicestelle Jugendbeteiligung e.V. und der Partnerschaft für Demokratie durchgeführt werden.
Ein Blick hinter die Kulissen der Grundschule Schönow – Schulleiterin Astrid Huwe, Pauline (11 Jahre) und Elias (11 Jahre) berichten vom Schülerhaushalt
Was genau lernen Kinder beim Schülerhaushalt?
Astrid Huwe, Schulleiterin: Die Schülerinnen und Schüler lernen in ihrem gewohnten Kontext Schule auf ganz praktische Art demokratische Entscheidungsprozesse kennen. Sie können selbst Ideen einbringen, um aktiv ihr Schulumfeld zu verbessern.
Wie sind Sie vorgegangen? Wie haben Sie zum Beispiel das Planungsteam gebildet?
Elias: Wir alle wollten mitmachen. Ich wurde von meinen Mitschülern in das Planungsteam gewählt.
Astrid Huwe: Das Planungsteam bestand hauptsächlich aus 6 Schülern der Klassenstufe 5, die von zwei Lehrerinnen begleitet wurden.
Was genau war die Aufgabe des Planungsteams?
Astrid Huwe: Die Kinder entwarfen Plakate und forderten ihre Mitschüler auf, Ideen einzureichen. Unterstützt gab es durch Workshops und Materialien der Servicestelle Jugendbeteiligung e.V. und der Partnerschaft für Demokratie.
Elias: Wir hatten dann alle Vorschläge ausgewertet. Wir haben darüber gesprochen, ob die Vorschläge umzusetzen sind.
Pauline: Acht Vorschläge schafften es auf den Wahlzettel.
Dann wurde gewählt?
Astrid Huwe: 526 Schüler haben ihr Kreuz gemacht. Die meisten Stimmen mit 110 Stimmen bekamen Fußbälle, danach folgten Fußballtornetze mit 99 Stimmen, knapp gefolgt schafften es die Holzpferde für den Schulhof auf den dritten Platz. Eine Schuluhr, Stifte, Hula-Hoop-Reifen und Springseil folgten auf den hinteren Plätzen.
Und das Fazit?
Pauline: Es geht darum, Kompromisse zu finden. Wir haben viel diskutiert.
Astrid Huwe: Die Schülerinnen und Schüler haben großes Interesse gezeigt, ihre Schule aktiv zu gestalten. Es gibt eine höhere Motivation und Identifikation mit der Schule, da ihre Ideen und Vorschläge tatsächlich umgesetzt werden. Das ist eine tolle Erkenntnis.