Eberswalde: Als „stärkstes Netzwerk der Stadt“ bezeichnet Friedhelm Boginski, Bürgermeister von 2006 bis 2021, das Bündnis für Familie in Eberswalde. Es besteht seit 15 Jahren und hat unlängst trotz personellem Wechsel in der Koordination die neuen Projekte „Wunschgroßeltern finden“ und die Auszeichnung „Familienbewusstes Unternehmen Eberswalde“ auf den Weg gebracht. So viel Energie und Zusammenwirken wird belohnt – das Bundesfamilienministerium zeichnet das Familienbündnis Eberswalde als Bündnis des Monats April aus.
Wechsel der Zuständigkeiten, beständiges Angebot
Katrin Forster-König, die als Referentin für Generationen und Familie fünf Jahre lang die Geschicke des Bündnisses leitete und die Partner zusammenhielt, bleibt dem Bündnis in ihrer Funktion als kommunale Gleichstellungsbeauftragte erhalten. Der neue Bürgermeister Götz Herrmann hat die Zuständigkeiten im Rathaus umsortiert und die Bündniskoordination dem neu gebildeten Sachgebiet „Soziale Teilhabe, Familie und Integration“ übergeben. Der hohe Stellenwert des Bündnisses für die Stadtpolitik zeigt sich daran, dass das Bündnis aus dem Rathaus heraus weitergeführt wird. Dazu Götz Herrmann:
„Als Schirmherr verfolge ich die wichtige Arbeit des Lokalen Bündnisses für Familie Eberswalde mit großem Interesse und mit Dankbarkeit für das Engagement, von dem unsere ganze Stadt profitiert. Als tatkräftiges Netzwerk, das sich auch in Krisenzeiten schnell zusammenfindet, um zu helfen, ist unser Bündnis sehr präsent. Es beweist, dass kooperative und empathische Initiativen letztendlich immer die Gewinner sein werden, denn wie heißt es so schön: Nur gemeinsam sind wir stark! Ein großer Dank gilt Katrin Forster-König für die tolle Leistung.“
Großeltern gesucht
Seit Ende des letzten Jahres hat das Bündnis das Projekt „Wunschgroßeltern finden“ im Angebot. Dessen Entstehung ist beispielhaft für die Arbeit und die gute Vernetzung des Bündnisses, sagt Eva Henrici, zuständig für das als Elterninitiative gestartete Projekt und jüngstes Bündnismitglied. „Ich habe mich mit meiner Idee an die Eberswalder Kontaktstelle der Akademie 2. Lebenshälfte gewandt und wollte nur mal vorfühlen, ob es so etwas Ähnliches in der Region vielleicht schon gibt. Keine drei Wochen später saß ich bei Frau Forster-König im Büro für ein Brainstorming zur Umsetzung meiner Idee in ein Projekt für das Bündnis für Familie.“ Henrici ist begeistert von dem schnell und effektiv funktionierenden Netzwerk. Das Projekt „rannte dort offene Türen ein“ und Eva Henrici durfte es unter anderem dem Seniorenbeirat vorstellen, der ebenfalls dem Bündnis angehört. Das Interesse bei den Familien ist sehr groß, doch Startschwierigkeiten gab und gibt es ebenfalls. „Man merkt, was Corona mit den Älteren gemacht hat. Sie sind doch etwas zögerlicher und zurückhaltender als erwartet, aber wir machen keinen Druck und sind in gutem Austausch mit allen Beteiligten“, berichtet Eva Henrici. Immerhin konnten bereits einer Familie Wunschgroßeltern vermittelt werden.
Susanne Gast, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beim Jobcenter Barnim und langjähriges Mitglied im Bündnis, beschreibt die Idee als „Triple-win“-Situation:
„Seniorinnen und Senioren erhalten durch das Projekt Familienanschluss, wenn sie selbst keine Familie in der Nähe haben. Für Eltern, deren Eltern nicht vor Ort sind, können die Wunschgroßeltern eine Entlastung sein, aber auch ein schöner Austausch von Erfahrungen mit Erziehung. Und für die Kinder ist es ein Zuwachs an Bezugspersonen sowie die Erfahrung und das Gefühl, Großeltern zu haben.“
„Leuchttürme für Vereinbarkeit finden“
Als weiteres neues Projekt des Bündnisses werden in diesem Jahr die ersten Eberswalder Unternehmen mit dem Label „Familienbewusstes Unternehmen Eberswalde“ ausgezeichnet. Startpunkt und Anschub für die schon länger in den Köpfen von Susanne Gast und Katrin Forster-König bestehende Idee war eine kollegiale Beratung im November 2021. „Bei diesem Austausch mit anderen Bündnissen sind bei uns die Schranken im Kopf gefallen. Uns wurden dadurch auch Ängste und Sorgen genommen, uns einer solchen Aufgabe selbstbewusst zu stellen“, sagt Katrin Forster-König über das Format der kollegialen Beratung, das vom Servicebüro für Lokale Bündnisse für Familie angeboten wird.
Im Dezember 2022 startete in Eberswalde die Ausschreibung für die Unternehmensauszeichnung. „Unser Bürgermeister ist sofort Schirmherr geworden, und es dauerte nicht lange, da lagen die ersten Bewerbungen von lokalen Unternehmen auf unserem Tisch. Voraussetzung ist, dass der Betrieb seine Leistungen in Eberswalde erbringt. „Uns ist vor allem der Fokus auf eine väterorientierte Personalpolitik wichtig – und wir wollen Leuchttürme für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf finden“, meint Susanne Gast, die ihre Arbeitsmarkt-Expertise in die Arbeitsgruppe rund um die Auszeichnung einbringt.
Lobby für Familien
Auch kommunalpolitisch konnte das Familienbündnis in Eberswalde schon einiges für Familien bewirken. So hat sich das Bündnis mit Erfolg für eine bessere sachliche und auch personelle Ausstattung in den Familien- bzw. Eltern-Kind-Zentren in der Stadt stark gemacht. Jetzt kann auch die Väterarbeit dort noch stärker in den Fokus genommen werden.
Hier geht es zum Bündnis-Portrait: Lokales Bündnis für Familie Eberswalde