Die Ukraine Hilfe Lobetal (cura hominum – Sorge für Menschen e. V.) unterstützt seit 30 Jahren notleidende Menschen in der Ukraine.
Am 1. September (Weltfriedenstag) wird das Jubiläum mit einem Gottesdienst und anschließenden Mittagessen mit Austausch und Begegnung begangen. Beginn ist um 10 Uhr in der Lobetaler Kirche.
Diese humanitäre Hilfe umfasst insbesondere Hilfstransporte in die Ukraine, um dringend benötigte Sachspenden, wie Medikamente, Kleidung und Hygieneartikel zu den notleidenden Menschen zu bringen. Die Initiative arbeitet dabei eng mit lokalen Partnern zusammen und stellt so sicher, dass die Unterstützung genau dort ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Neben der materiellen Hilfe legt die Ukraine Hilfe Lobetal auch großen Wert auf Partnerschaften und Vernetzung. So bestehen vielfältige Beziehungen zu christlichen Gemeinden und humanitären Organisationen über Konfessionsgrenzen hinweg.
Die Arbeit der Ukraine Hilfe Lobetal wird durch Spenden und ehrenamtliches Engagement getragen, wobei zahlreiche Freiwillige und Mitarbeitende der Stiftung aktiv dazu beitragen, die Lebenssituation der Menschen zu verbessern und ihnen Hoffnung für die Zukunft zu geben.
Bei Elisabeth Kunze laufen die Fäden zusammen. Sie ist eine von drei Vorständen des Vereins cura hominum – Sorge für Menschen e. V.. Anlässlich des Jubiläums haben wir ein Interview geführt, dass wir im Folgenden wiedergeben. Das Interview führte Wolfgang Kern am 14. August 2024.
Interview mit Elisabeth Kunze, Vorstand Ukraine Hilfe Lobetal e.V. anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
Wie hat alles begonnen?
Zwei Jahre bevor wir 1994 mit der Ukraine-Hilfe starteten, verteilten wir bereits Bibeln und christliche Literatur in den Kasernen der Sowjetarmee in und rund um Bernau. Dadurch kamen wir in Kontakt mit Ukrainern und erfuhren von der Not in diesem Land. Im Februar 1994 schickten wir einen kleinen Transport in die Ukraine. Die berührende Reaktion dort ermutigte uns, weiterzumachen. Dieser Transport ging in eine psychiatrische Klinik in Charkiw. Die Mitarbeiter verteilten die für sie bestimmten Lebensmittel an die Patienten. Die Not war unbeschreiblich. Mit Tränen in den Augen sagten sie, dass sie nicht von Gott und der Welt vergessen seien. Der Dank war überwältigend. Das war der Beginn unserer Arbeit.
Wir berichteten davon dem Gemeindekirchenrat und baten um Unterstützung durch die Lobetaler Kirchengemeinde. Wir erhielten die Alte Wäscherei als Koordinationsort für die Hilfslieferungen. Es folgten zwei bis drei Transporte pro Jahr.
Wie hat sich die Ukraine-Hilfe Lobetal entwickelt?
Ein Wendepunkt war unsere Erwähnung in der Fernsehsendung „Zeit läuft“ am 1. März 2000. Ich durfte live über unsere Arbeit berichten. Danach stieg das Interesse rasant. Wir erhielten viele Spenden. 2003 gründeten wir den Verein, um eigenständig tätig zu werden. Das war eine richtige Entscheidung. Wir konnten Mitarbeiter einstellen, was zur Stabilität und Kontinuität beitrug.
Mit dem 24.Februar 2024 begann eine neue Phase des seit 2014 andauernden Krieges in der Ukraine. Wir sind eine Organisation mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Ukraine und einem großen Netzwerk. Die Nachfrage nach unserer Hilfe stieg stark an, und wir erhielten viel Unterstützung in Form von Geld- und Sachspenden sowie ehrenamtlichem Engagement. In den ersten Monaten fanden wöchentlich zwei bis drei Transporte statt. Das war eine besondere Zeit.
Welche Orte und Einrichtungen unterstützen Sie?
Wir beliefern hauptsächlich christliche Gemeinden und Organisationen, die die Hilfsgüter weitergeben. Wir erreichen Orte im Westen der Ukraine, versuchen jetzt aber hauptsächlich, so nah wie möglich an die umkämpften Gebiete wie Odessa, Chernihiv oder Charkiw zu gelangen. Unsere Partner verteilen die Hilfsgüter an kinderreiche Familien, Menschen mit Behinderungen, Flüchtlinge, Witwen und Waisen, an Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser.
Wie entscheiden Sie, wohin die Transporte gehen?
Wir entscheiden danach, wer schon länger nichts erhalten hat oder wer bestimmte Dinge am dringendsten benötigt. Es hängt auch davon ab, was gerade verfügbar ist.
Wie viele Hilfstransporte hat die Ukraine-Hilfe Lobetal in den letzten Jahren durchgeführt?
2022 hatten wir etwa 84 große und 38 kleine Transporte mit insgesamt gut 1.111 Tonnen. 2023 waren es 63 große und 54 kleine Transporte, die insgesamt fast 834 Tonnen umfassten. In diesem Jahr sind es bisher 36 große und 23 kleinere Transporte.
Was beeindruckt Sie besonders?
Wir können auf Gott und auf Menschen guten Willens vertrauen. Wir erleben fast täglich Wunder. Oft wissen wir nicht, wo die nächsten Spenden herkommen, aber dennoch schaffen wir es jede Woche, einen großen LKW zu füllen. Manchmal wussten wir nicht, wie wir die Transporte bezahlen sollten, doch dann kam eine große Spende oder viele kleine Spenden. Ein besonders großes Geschenk war, dass uns eine Firma für mehrere Jahre einen LKW kostenlos zur Verfügung stellte. Das ist alles nicht selbstverständlich. Wir sind sehr dankbar, was wir in den 30 Jahren unseres Bestehens tun durften.
Was beschäftigt Sie derzeit?
Mich bewegt der Schmerz und die Zerstörung in der Ukraine. Das trifft mich sehr. Mich bewegt aber auch das Engagement der Ukrainer, die trotz allem weitermachen und helfen. Ich denke oft darüber nach, wie wir dem Land nach dem Krieg helfen können, sich zu erholen. Auch dann werden unsere Hilfstransporte wichtig bleiben. Aber nicht nur. Es wird viel Zuspruch und Ermutigung brauchen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Frieden. Einfach Frieden in der Ukraine. Auf der ganzen Erde.