Bernau: Wer in den letzten Tagen um Bernau herum in der Natur unterwegs war, hat sie gesehen: die kleinen Seenlandschaften auf den Wiesen, zum Beispiel die Schäferpfühle bei Ladeburg. Die nassen Flächen allerorts sind Oberflächenwasser, die aufgrund der vielen Niederschläge im zweiten Halbjahr 2023 entstanden sind.
„Nach den Jahren der anhaltenden Dürre war 2023 ein wirklich feuchtes Jahr, was unserer Natur das ganze Jahr 2024 zugutekommen wird. Normalerweise haben wir Niederschläge von etwa 500 bis 600 Liter pro Quadratmeter. Im vergangenen Jahr, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, waren es fast 1000 Liter pro Quadratmeter. Deshalb sind unsere Teiche und Kleingewässer wieder gut gefüllt und unsere Wiesen weisen Oberflächenwasser auf“, erklärt Jürgen Brinckmann, der Leiter des städtischen Infrastrukturamtes. Wer also nach einem Spaziergang über Bernaus Wiesen feuchte Füße hat, muss sich nicht sorgen. Das ist vor allem in den Randbereichen der Stadt zu finden, wo landwirtschaftlich genutzte Flächen auf Wohnbebauung treffen. „Da, wo Ableitsysteme in Geländesenken gebaut wurden und Bauherren offensichtlich falsch beraten wurden, läuft das Wasser nicht korrekt ab und sammelt sich an Stellen, wo man es sich nicht wünscht. In der Isarstraße ist das in Bernau zum Beispiel der Fall“, so der städtische Amtsleiter.
Dass Bernau jetzt Reserven bildet, ist nach Ansicht der Bernauer Baudezernentin nicht nur schön, sondern auch Ergebnis jahrelanger Arbeit. „Der Wasser- und Abwasserverband Panke-Finow, der Wasser- und Bodenverband Finowfließ, die Untere Wasserbehörde und wir als Kommune haben intensiv an der Umsetzung der Konzeption Schwammstadt gearbeitet. Es wurden Speicher gebaut und Vorfluter ertüchtigt. Im Ergebnis profitiert die Natur vom verlangsamten versickern in die Speicher und der Grundwasserneubildung“, so Dunja Marx. Die Wallanlagen, die zur grünen Lunge der Stadt gehören, werden ihrer Funktion als Retentionsraum gerecht. Sie nehmen überschüssiges Wasser auf und verteilen es auf einer breiten Fläche, von wo es langsam in die Speicher gelangt. Im Baudezernat Bernaus werden die Kleingewässer und Teiche schon lange nach Möglichkeiten gehegt und gepflegt, um die Stadt insgesamt klimarobust zu machen und langfristig mit dem Klimawandel umzugehen. „Den Wunsch der Stadtverordneten nach einer noch intensiveren Auseinandersetzung haben wir positiv vernommen. Wir werden mit den interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie Interessensvertretungen die Arbeitsgemeinschaft ‚Wasser in der Stadt‘ bilden“, so die Dezernentin. Auch prüfe die Verwaltung derzeit ganz konkrete Projekte, zum Beispiel ob der Teufelspfuhl höher eingestaut werden kann. Dadurch könnte in der Zukunft ein höherer Wasserstand erreicht werden, um die angrenzenden Bruchwälder zukünftig besser mit Wasser versorgen zu können.
Weiterhin ist die Fortführung der Mäandrierung der Panke geplant. Die Panke ist im Bereich Bernau bereits zwischen Teufelspfuhl und Börnicker Chaussee, ein Stück an den Hesselwiesen sowie vor der Malzmühle Eichwerder und an weiteren Stellen Panketals wieder wie in ihrer natürlichen Form verschlingt. „Das Gemeinschaftsprojekt soll fortgesetzt werden, hängt aber immer von der Flächenverfügbarkeit sowie dem Stand der Planungsgenehmigungen ab“, erklärt der Infrastrukturamtsleiter. Die Fortsetzung der Ertüchtigung des Fließgewässers ist seinen Aussagen nach enorm wichtig, da durch eine naturnahe Mäandrierung des Gewässers mehr Wasser in der Fläche bleibt und die Panke sich besser ausdehnt. Außerdem verbessert sich der Lebensraum Fließgewässer für die darin lebenden Tiere und insgesamt sinkt die Unterhaltungsleistung, die durch den Wasser- und Bodenverband im Auftrag seiner Mitgliedskommunen erbracht werden muss, da sich das Gewässer in seiner natürlichen, kurvenreichen Form selbst erhält. Derartige Maßnahmen müssen die Kommunen nicht alleine stemmen. Denn die Renaturierung von Gewässern wird aus Ausgleichsmitteln der Unteren Naturschutzbehörde finanziert. „Unser aller Ziel ist bei allen Projekten und Maßnahmen eine Entwicklung leistungsfähiger Anlagen, die helfen, mit den Auswirkungen des Klimawandels besser umgehen zu können und so langfristig der Natur Bernaus helfen“, so die beiden Fachleute der Stadtverwaltung