Unter dem Dach des Gesundheitsministeriums und in enger Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzministerium ist heute in Potsdam das Zentrale Netzwerk Hitzeschutz gegründet worden. Das Netzwerk wird von der neuen Fachstelle Hitzeschutz im Ministerium koordiniert und ist Bestandteil der Umsetzung des Hitzeaktionsplans, mit dem die Landesregierung die Brandenburger Bevölkerung vor den Auswirkungen extremer Hitze schützen will. An der Gründungsveranstaltung, die von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher eröffnet wurde, nahmen rund 60 Vertreterinnen und Vertreter von kommunalen und Landesbehörden sowie verschiedenen beteiligten Organisationen teil. Ziel des Netzwerks ist es, alle relevanten Akteurinnen und Akteure auf Landesebene zu bündeln und konkrete Hitzeschutz-Maßnahmen zu entwickeln. Die Gründung des Netzwerktreffens ist ein zentrales Ziel des im vergangenen Jahr vorgestellten Gutachtens zum Hitzeschutz, das vom Klimaschutz- sowie vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben wurde. Der Hitzeaktionsplan ist eine der wichtigsten Maßnahmen im Bereich Gesundheit der Brandenburger Klimaanpassungsstrategie, die derzeit in der Landesregierung unter Federführung des Klimaschutzministeriums abgestimmt wird.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher:
„Die Folgen der Hitze in Brandenburg sind in den vergangenen Jahren unübersehbar geworden. Nicht nur die Landwirtschaft hat unter extremer Trockenheit und Dürre zu leiden, längst betrifft das Problem unsere unmittelbare Umwelt: Bäume sterben, die Waldbrände nehmen zu, der Grundwasserspiegel sinkt in einem Maße, das zur Besorgnis Anlass gibt. Immer neue Hitzerekorde werden aufgestellt, die Menschen, besonders die Älteren leiden extrem unter den hohen Temperaturen, die Todesfälle häufen sich. Die gesundheitlichen Effekte von Hitze gehören übrigens immer noch zu den am stärksten unterschätzten Folgen des Klimawandels – bis hinein in die Ärzteschaft, wie Untersuchungen zeigen. Der Kampf gegen den Klimawandel und gegen die Folgen der Hitze ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die viele Akteurinnen und Akteure betrifft. Deren gesamtes Know-how bündeln wir nun in einem Netzwerk. Was wir hier entwickeln und umsetzen, dient letztendlich dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, speziell der vulnerablen Gruppen – und das sind am Ende das Tages sehr viele Menschen: Ältere, Kinder, Schwangere, Menschen mit Behinderungen oder Beschäftigte an heißen Orten. Indem wir dafür arbeiten, die Zahl der Hitzetoten und hitzebedingten Krankheitsfälle zu reduzieren, leisten wir einen aktiven Dienst am Gemeinwohl.“
Klimaschutzminister Axel Vogel:
„Brandenburg ist bereits jetzt im deutschlandweiten Vergleich überdurchschnittlich von den klimatischen Veränderungen betroffen und ein bundesweiter Hotspot für zunehmende Trockenheit und Hitze. Die Klimaanpassung ist neben dem Klimaschutz damit die zweite Säule einer vorausschauenden Klimapolitik. Mit einer Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bereitet sich das Land Brandenburg zum ersten Mal systematisch und ressortübergreifend auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels vor. Die in Abstimmung in der Landesregierung befindliche Klimaanpassungsstrategie umfasst zwölf Handlungsfelder, darunter Wasserhaushalt, Natur, Land- und Forstwirtschaft, Verkehr und Wirtschaft, Tourismus und kulturelles Erbe, Katastrophenschutz – und eben auch Gesundheitsschutz. Unter den rund 200 geplanten konkreten Maßnahmen der Strategie ist das Netzwerk Hitzeschutz-Hitzeaktionsplan Brandenburg ein ganz wichtiger Baustein.“
Im Zentralen Netzwerk Hitzeschutz sollen möglichst leitende Akteurinnen und Akteuren verschiedenster Behörden und Organisationen im Land zusammenarbeiten. Das betrifft Vertreterinnen und Vertreter aller Bereiche, die sich mit dem Thema Hitzeschutz befassen, darunter Gesundheit, Katastrophenschutz und Rettungswesen, Arbeitsschutz, Soziales und Stadtplanung. Geplant sind zwei jährliche Treffen. Auf dem ersten sollen die Maßnahmen für die jeweils bevorstehenden Sommermonate vorbereitet werden, das zweite dient der Evaluation der gemachten Erfahrungen und Ergebnisse. Eine weitere Aufgabe des Netzwerks ist zudem die Unterstützung bei der Erstellung von spezifischen Hitzeaktionsplänen, insbesondere auf kommunaler und institutioneller Ebene, wie Pflegeeinrichtungen, zu forcieren und konkrete Maßnahmen insbesondere zum Schutz vulnerabler Gruppen anzustoßen, umzusetzen und weiterzuentwickeln.
Basis für die Gründung des Netzwerks ist ein vom Klimaschutz- sowie vom Gesundheitsministerium finanziertes Gutachten für einen Hitzeaktionsplan. Dieses Gutachten umfasst den aktuellen Stand der Forschung zur gesundheitlichen Bedrohung durch Hitze und zu Instrumenten, die zur Vorsorge anerkannt und erprobt sind. Unter anderem wird eine Reihe von konkreten Maßnahmen aufgelistet, die zur Hitzevorsorge auf Landesebene, in den Kommunen und von Organisationen und Verbänden realisiert werden können. Die Maßnahmen betreffen Bereiche wie Pflege, Schule, Gemeinschaftsunterkünfte, Breiten- und Spitzensport, Tourismus, Rettungs- und Einsatzkräfte, Landes- und Kommunalbeschäftigte und besonders gefährdete Branchen.
Brandenburg gehört zu den am stärksten von Hitze betroffenen Regionen Deutschlands und verzeichnet – hinter Berlin – die meisten Hitzetage. Seit den 1950er Jahren hat sich die jährliche Anzahl der heißen Tage (Tage mit einer Höchsttemperatur von mehr als 30 Grad Celsius) von etwa 5 auf fast 15 verdreifacht. Besonders auffällig ist das Jahr 2018 – in jenem Jahr trat der häufigste Wert seit Wetteraufzeichnung in Brandenburg auf – nahezu ein ganzer Monat mit Höchsttemperaturen von über 30 Grad Celsius.
In vergangenen Sommer wurden an 18 Tagen Hitzewarnungen vom Deutschen Wetterdienst ausgesprochen. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg registrierte im vergangenen Jahr 219 Hitzetote für Brandenburg. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2021 (111) und sogar mehr als vier Mal so viele wie im Durchschnitt der Jahre seit 1985 (54). Zum Vergleich: 2020 waren 145 Hitzetote erfasst worden, 2019 waren es 126. Der bisherige traurige Rekord wurde 2018 mit 362 Hitzetoten erreicht.