Bernau: In einem innovativen Projekt sollen die Kinder der städtischen Kitas in Bernau stark gemacht werden, um besser mit den sich verändernden Bedingungen in der Gesellschaft umgehen zu können. Ob Trennungen, finanzielle Sorgen, Medienkonsum, Corona oder Stress – schon die Kleinsten erfahren viele Sorgen. Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse will die Stadt ein umfassendes Projekt anstoßen, damit die Kleinsten zu starken Kindern werden.
Der Alltag von Kita-Kindern sieht heute komplett anders aus als vor zehn oder zwanzig Jahren. Die klassische Familie aus Mutter, Vater, Kind ist zum Beispiel immer seltener anzutreffen. Patchworkfamilien und Trennungserfahrungen gehören längst zum Kita-Alltag. Auch das Spielen hat sich verändert. Heutzutage werden die Angebote immer digitaler. „Unsere Kita-Kinder haben unwahrscheinlich viel Stress. Das macht sich an frustrierten, teils aggressiven Kindern bemerkbar“, berichten die Kita-Leiterinnen Josephine Kuhl und Christiana Morys aus ihren Einrichtungen. Dass dies einrichtungsübergreifend der Fall ist, kann Bildungsdezernentin Yvonne Dankert-Schmidt bestätigen. „In allen Einrichtungen erzählen uns die Fachkräfte von diesen Entwicklungen. Das müssen wir ernst nehmen. Deshalb sind wir froh, bei der Techniker Krankenkasse ein Projekt gefunden zu haben, dass auf unsere Bedürfnisse individuell angepasst werden kann und das über einen längeren Zeitraum gehen wird“, so die Dezernentin.
Bei „Starke Kinder für Bernau“ werden alle Vorschulkinder, die Eltern und die Kita-Teams ein Jahr lang begleitet. Es geht um strategische Stressbewältigung, um Resilienzförderung und um die Bewusstseinsschaffung für bestehende Probleme. Die Techniker Krankenkasse möchte über das Projekt langfristig das seelische Wohlbefinden der Kinder stärken und das direkte Umfeld – Eltern und Erzieherteams gleichermaßen – unterstützen, indem zielgerichtete Maßnahmen bis in den familiären Kontext hineinwirken.
Die Stadt Bernau, die Techniker Krankenkasse und die Akademie Starke Kinder Berlin Brandenburg wollen in dem gemeinsamen Projekt Kinder mit einem ganzheitlichen Ansatz fördern und ihnen Strategien zu Bewältigung von Stresssituationen auf den Weg geben sowie die Eltern und Pädagogen in den Entwicklungsprozess mit einbeziehen. „Wir wünschen uns, dass es unseren Kindern gut geht. Ich hoffe, dass dieses Projekt auf Zustimmung stößt. Ich persönlich finde es wichtig, dass wir die Kinder und ihr Umfeld mit nachhaltigen, aber dennoch niedrigschwelligen Angeboten erreichen. Es wird ein Lernprozess für alle, aber auch mit Erfolgsaussichten für alle“, so Bürgermeister André Stahl.
Im Fachausschuss, dem Ausschuss für Bildung, Jugend, Kultur und Sport wurde über das Vorhaben informiert. Die Ausschussmitglieder gaben Hinweise und weitere Ideen und zeigten großes Interesse am Vorhaben. Im April soll ein entsprechender Antrag auf Projektstart in der Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden. „Das emotionale Wohlbefinden von Kindern wird uns immer häufiger als Thema begegnen. Und bisher ist dieser Bereich nicht Standard in der Fachausbildung, deshalb ist dieser ganzheitliche und für uns Pädagogen nachhaltige Ansatz sehr wichtig. Das Erlernte können wir dann immer wieder anwenden“, so Christiana Morys, Leiterin der Kita Kindergärtnerei. „Bisher hatten wir vor allem punktuelle Weiterbildungsangebote. Mit dem neuen Ansatz wird ein langfristiger Lernprozess angeschoben“, verdeutlicht Dezernentin Yvonne Dankert-Schmidt.
Wenn die Stadtverordneten das Projekt befürworten, kann im zweiten Quartal der Startschuss für das über drei Jahre angelegte Projekt „Starke Kinder für Bernau“ fallen. Dann soll umgehend ein Steuerkreis aus Verwaltung, Pädagogen und Mitgliedern des Fachausschusses gebildet werden, der in gegenseitiger Absprache die Schritte des Projektes bespricht und festlegt.
In Bernau besuchen mehr als 3800 Kinder eine von 30 Kitas. Die Stadt Bernau bei Berlin ist Trägerin von 15 Einrichtungen, wobei zehn Kindertagesstätten für Kinder von null bis sechs Jahren sind.