Barnim Aktuell: Wie bewerten Sie das Ergebnis der Kommunalwahlen in der Stadt Bernau?
Das Ergebnis der Kommunalwahlen in Bernau zeigt uns deutlich, dass viele Bürgerinnen und Bürger unzufrieden mit dem Status quo sind. Der hohe Zuspruch für die AFD ist alarmierend und verdeutlicht, dass wir als demokratische Parteien mehr tun müssen, um die Sorgen und Ängste der Menschen ernst zu nehmen und ihnen realistische und zukunftsorientierte Lösungen anzubieten. Unser Ziel muss es sein, durch konstruktive Politik und konkrete Verbesserungen das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen. Wir sehen aber auch, dass es in Bernau noch eine starke Mitte gibt. Und mit der lässt es sich gut arbeiten für unsere schöne Stadt.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Stadt Bernau in den nächsten Jahren und wie wollen Sie diesen begegnen?
Bernau wächst, Wirtschaft und Infrastruktur wachsen jedoch bisher nicht mit. Die Ansiedlung von größeren Unternehmen und Start-Ups scheinen kaum Thema zu sein – gleichzeitig wünschen sich aber viele lukrative Arbeit in der Stadt anstelle des ewigen Pendelns nach Berlin. Dabei hören vor allem Zugezogene oft den Vorwurf, dass sie nur zum Schlafen nach Bernau kämen. Welch’ ein Widerspruch. Bernau verstrickt sich im Klein-Klein und gibt sich mit zu wenig zufrieden. Anstatt echte Lösungen anzupacken, streitet man sich über Parkplätze für kurze Erledigungen in der Innenstadt. Obwohl es ungleich schöner wäre, längere Aufenthalte in einer Innenstadt zu genießen, die viel zu bieten hat und nicht um 18 Uhr menschenleer ist. Die schnellen Erledigungen, wie so mancher Gang ins Rathaus, ließen sich viel besser digital von zuhause durchführen. So blieben sogar Parkplätze frei für Menschen, die dort wohnen und für die, die Ansprechpersonen vor Ort im Rathaus wirklich brauchen. Doch dafür muss sich die Stadt mehr zutrauen, als nur hinter der Digitalgesetzgebung hinterherzulaufen – und ich wette, unsere E-Government-Beauftragte hat nach all’ den analogen Jahren schon damit ordentlich zu tun. Die Modernisierung der Verwaltung, die Förderung von digitaler Kompetenz und Inklusion von Jung und Alt und die Entwicklung zu einer Smart City können dem Fachkräftemangel und auch dem überbordenden Verkehr entgegenwirken und das Leben der Menschen erleichtern.
Welche Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer Arbeit während der kommenden Legislaturperiode zuerst setzen und welche im Laufe der Zeit?
Zu Beginn meiner Amtszeit möchte ich die Digitalisierung der Verwaltung stärker unter die Lupe nehmen. Hier braucht es eine digitale Transformation, die alle Verwaltungsangestellten mitnimmt und Bürgerinnen und Bürger einbindet. Nur die Anforderungen des Onlinezugangsgesetzes zu erfüllen, ist zu wenig. Wir sollten daran arbeiten, die Menschen als aktiven Part in der Entwicklung zu sehen und nutzerzentrierte Lösungen zu schaffen. Richtig gut wird Digitalisierung nämlich erst, wenn die Menschen mit ihren Bedürfnissen einbezogen werden. Langfristig möchte ich den Ausbau in Richtung Smart City in den Blick nehmen. Darüber lassen sich ein fehlender Austausch der Stadtgesellschaft untereinander, fehlende attraktive Arbeitsplätze oder mangelnde Gesundheitsversorgung mithilfe digitaler Technologien lösen. Hier geht es nicht darum, Bernau komplett zu digitalisieren. Stattdessen soll die analoge Welt sinnvoll digital erweitert werden – immer auch mit denjenigen im Hinterkopf, die aus verschiedenen Gründen nicht von Digitalisierung profitieren können oder möchten.
In 3 Monaten sind Landtagswahlen. Wie haben die aktuellen Wahlergebnisse auf Ihr Engagement zu diesen Wahlen Einfluss?
Die aktuellen Wahlergebnisse sind ein klares Signal, dass wir intensiver mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog treten müssen. Nicht immer heißt das, dass wir ihre Wünsche direkt umsetzen müssen. Aber wir müssen echte Lösungen finden, die ihre dahinter liegenden Bedürfnisse erfüllen. Die Wahlergebnisse bestärken mich in meinem Engagement, für eine Politik zu werben, die die Menschen wirklich erreicht und ihre Bedürfnisse adressiert.
Vielen Dank