Bernau: Jedes Museum steckt voller Geschichten. Spannende, kuriose, rührende Ereignisse verbergen sich hinter den Ausstellungsstücken im Museum im Steintor und im Museum im Henkerhaus. In der Serie „Museumsfundstück des Monats“ stellt das Team des Museums Bernau jeweils ein Objekt in den Mittelpunkt und erzählt seine Geschichte.
Das Richtrad
Objekt 11 von 319 im Henkerhaus
Das bekannte Sprichwort „sich gerädert fühlen“ beschreibt treffend, wie man sich nach dem Aufstehen manchmal fühlt – erschöpft und zerschlagen. Doch der Ursprung des Ausdrucks führt weit zurück in eine Zeit, in der das „Rädern“ eine grausame Form der öffentlichen Hinrichtung war.
„Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde diese grausame Strafe vor allem Schwerverbrechern auferlegt. Die Verurteilten wurden auf Holzkeilen festgebunden, während ihre Gliedmaßen, beginnend an den Beinen, mit einem Rad zerschlagen wurden. Anschließend wurde der zertrümmerte Körper in das Rad eingeflochten und auf einen Pfahl gesetzt, um als warnendes Beispiel zu dienen – eine Abschreckung, die den Tod manchmal noch Tage auf sich warten ließ“, erläutert Julian Seelig, der aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr im Museum Bernau absolviert.
Einen besonderen Einblick in diese düstere Vergangenheit bietet die Ausstellung im Museum im Henkerhaus. Besucherinnen und Besucher können hier das Bernauer Richtrad besichtigen. Gleichzeitig wird in der Ausstellung der Schädel des zweifachen Giftmörders Winter gezeigt. Winter wurde zwar zum Tod durch das Rad verurteilt, starb jedoch bereits in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar 1795, mutmaßlich an den Folgen giftgetränkter Speisen. Seine Leiche wurde dennoch fünf Tage später öffentlich gerädert. „Wer also morgens aufsteht und sagt, dass er sich wie gerädert fühlt, übertreibt daher maßlos“, betont Julian Seelig augenzwinkernd.
Geöffnet ist das Museum im Henkerhaus dienstags bis freitags von 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr, samstags, sonntags sowie feiertags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.