Bernau: Stadttauben verursachen Dreck und übertragen Krankheiten – so lautet die gängige Meinung vieler Menschen. Deshalb sind sie nicht gern gesehen. Das trifft in Bernau insbesondere auf das Fahrradparkhaus am Bahnhof zu, das die Stadt in regelmäßigen Abständen von Taubenkot, aber auch menschlichen Exkrementen reinigen lassen muss.
Deshalb stellten sich die Verantwortlichen der Stadt die Frage: Wie kann man das „Taubenproblem“ lösen, ohne die Tiere unbarmherzig zu töten? Letzteres ist gesetzlich auch nicht zulässig: Stadttauben zählen zu den wildlebenden Wirbeltieren und unterliegen damit dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und dem Tierschutzgesetz (TierSchG).
Taubenschlag im Fahrradparkhaus
Trotzdem hat sich die Stadt etwas einfallen lassen: Ein Taubenschlag im abgetrennten Treppenhaus des Fahrradparkhauses sorgt seit einem dreiviertel Jahr für eine sichere und saubere Unterkunft für die Tauben. Tierärztin Catharina Grasnick von der Tierarztpraxis Rafael versorgt die Vögel im Bedarfsfall medizinisch und impft sie gegen Krankheiten. Susanne Hegewald von der „Stadttaubenhilfe Bernau“ füttert sie artgerecht mit Weizen und anderen Körnern und sorgt für frisches Trinkwasser.
„Viele Menschen stört zu Recht der flüssige, grünliche Kot der Tauben. Dieser ist jedoch Folge einer Durchfallerkrankung, die die Tiere bekommen, wenn sie unsere Essensreste verspeisen“, erklärt Susanne Hegewald. Einige Radfahrer werfen beispielsweise ihre nicht mehr benötigten Pausenbrote ins Fahrradparkhaus – möglicherweise aus falschverstandener Tierliebe oder einfach aus Unachtsamkeit. „Wenn die Tauben artgerecht gefüttert werden, sind ihre Hinterlassenschaften fest und klein und können problemlos beseitigt werden, ohne Verunreinigungen oder gar Verätzungen am Gebäude zu verursachen“, sagt die Frau mit Herz für Tauben.
Susanne Hegewald reinigt den Taubenschlag im Treppenhaus regelmäßig und sorgt für saubere Nist- und Schlafplätze. Rund 80 Tauben sind bisher in den Taubenschlag eingezogen.
Tauben brüten sechs bis sieben Mal im Jahr. Damit sich ihre Population nicht weiter vergrößert, geht Susanne Hegewald systematisch auf „Eierklau“. Etwa zehn Eier „stibitzt“ sie wöchentlich aus den Nestern und ersetzt sie durch Gipsattrappen als eine tierschutzkonforme Methode zur Bestandsregulierung.
Deutlich weniger Unrat
„Da sich die Tiere die meiste Zeit des Tages im Taubenschlag aufhalten, verursachen sie deutlich weniger Unrat im Fahrradparkhaus“, sagt Marco Lehnhardt vom Gebäudemanagement der Stadt. Damit die Tauben möglichst nicht mehr durch die Ein- und Ausgänge der Menschen hinein- und hinausfliegen müssen, wurde ein Einflughaus auf dem Dach des Fahrradparkhauses installiert. Im Taubenschlag selbst stehen Nistboxen für die Tiere. Damit sind alle Vorkehrungen für ein dauerhaftes Umsiedeln der Tauben in den Taubenschlag getroffen.
Bitte nicht füttern
Die „Stadttaubenhilfe Bernau“ und die Stadtverwaltung appellieren an die Bernauer, keine Essensreste mehr im Fahrradparkhaus zu hinterlassen, damit die Tauben und auch andere Tiere erfolgreich aus dem Abstellbereich der Fahrräder vergrämt werden.