Bernau: „Multitalentiert, höchst kreativ und produktiv, auch nach mehr als 30 Jahren bei der Stadtverwaltung Bernau noch auffallend motiviert“, so beschreiben ihn die Kolleginnen und Kollegen aus seinem Arbeitsumfeld. Die Rede ist von Utz Gennermann, Mitarbeiter des Bernauer Heimatmuseums. Zu seinen jüngsten Projekten gehörte eine Ausstellung mit Bildern des Heimatmalers Schmidt-Bernau im Kantorhaus an der Tuchmacherstraße, die viel Beachtung fand. Utz Gennermann hatte das Ausstellungskonzept maßgeblich beeinflusst, Leihgaben herangeschafft und Zeitzeugen zu Leben und Werk des Malers befragt.
Leider verlässt Utz Gennermann, der selbst ein begnadeter Künstler ist, zum 1. August seinen Posten und geht in den Ruhestand. „Es ist wirklich schade, dass er geht“, bedauert Museumsleiterin Franziska Radom das Ausscheiden ihres Mitarbeiters, der stets alle Herausforderungen annahm und brillante Ideen parat hatte.
Was von ihm bleibt
Utz Gennermann hinterlässt auch nach seinem Ausscheiden an vielen Stellen in der Stadt seine Handschrift. Die Einträge in gestochener Schrift in das „Goldene Buch“ der Stadt z.B. zum Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder für die mehrfache Paralympics-Goldmedaillengewinnerin Marianne Bugenhagen entsprangen seiner Feder. Ein bis zwei Personen, die Besonderes für Bernau geleistet haben, erhalten jährlich während eines feierlichen Empfangs im Rathaus das Ehrenzeichen der Stadt. Die höchste Bernauer Auszeichnung entwarf ebenfalls Utz Gennermann.
Ab 1. Dezember erfreut jedes Jahr ein Weihnachtskalender in den Fenstern des Historischen Rathauses Jung und Alt. Die Märchenbilder, die sich hinter den Zahlen verbergen, stammen auch von dem inzwischen 64-Jährigen. „Ich habe versucht, mit wenigen, aber typischen Details, das jeweilige Märchen erfassbar zu gestalten“, berichtet der Hobbykünstler.
Die Liste der Spuren ließe sich noch unendlich weiterführen: Die lustigen kleinen Hussitenfest-Männchen, die Kulissenentwürfe für das alljährlich stattfindende Schwertkämpfertreffen und die „Schlacht um Bernau“ für das Hussitenfest, Kalender mit gezeichneten Bernauer Stadtansichten, Sticker für die Städte mit hussitischer Tradition …. gehen auf das Konto des Mannes, der nicht nein sagen kann, wenn ein Wunsch an ihn herangetragen wird.
„An erster Stelle steht bei mir die Idee im Kopf, bevor die Skizzen und Zeichnungen folgen“, erläutert Utz Gennermann seine Arbeitsschritte. Die Arbeit von Hand ist ihm immer noch das wichtigste. Den Computer nutzt er als Handwerkszeug zur Ergänzung und nicht als Allheilmittel.
1991: Start als Grabungszeichner
Angefangen bei der Stadt hat der gelernte Instandhaltungsmechaniker 1991 im Rahmen einer ABM-Maßnahme, nachdem der Ur-Bernauer auch zuvor schon nebenberuflich für seinen Heimatort tätig war. „In Bernau sollte nach 1990 viel gebaut werden. Da habe ich im Grabungsteam als Grabungszeichner die archäologischen Untersuchungen begleitet“, berichtet der 64-Jährige. 1992 folgte dann ein fester Vertrag als Mitarbeiter des Heimatmuseums – für Restaurierung, Archivierung und den Museumsdienst. „Ich sehe noch viel Potenzial für unser Heimatmuseum“, sagt Utz Gennermann, im Depot stehend umgeben von unzähligen „Schätzen“, die für nachfolgende Generationen noch gehoben werden können, Gegenstände, deren Bedeutung für die Bernauer Stadtgeschichte eingeordnet werden müssen. Nach 30 Jahren Museumsarbeit unter der Ägide von Bernd Eccarius-Otto hat Utz Gennermann sowohl für ihn als auch für die neue Museumsleiterin, Franziska Radom, studierte Historikerin, viele lobende Worte parat. „Sie packt es gut an! Es bleibt spannend, welche Funde und Befunde ihr gelingen werden“, so der Noch-Museumsmitarbeiter.
„Mit Utz geht viel Wissen und Können. Ich hätte sehr viel Lust, bei weiteren Projekten mit ihm zusammenzuarbeiten“, lässt Franziska Radom verlauten. „Ich stehe hin und wieder gern zur Verfügung“, heißt es von dem Bald-Pensionär.
Keine Langeweile im Ruhestand
Jetzt will der 1,90 Meter große, sportliche Mann, der in seiner Jugend zweimal DDR-Meister im Handball war, endlich ausgiebig seinen sportlichen Aktivitäten und Hobbys wie dem Stand-up-Paddeln, Radfahren, Wandern und Angeln nachgehen, sein Boot ausbauen und damit über die Mecklenburgischen Seen schippern oder gemütlich in Marienwerder am Kanal sitzen. Da hält es der Heimatverbundene mit dem alten Goethe: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.“
„Ich werde mir neue Perspektiven suchen“, sagt er. Und sein Skizzenbuch wird er stets dabeihaben, verrät er noch zum Abschluss.