Eberswalde: Wer dieser Tage das GLG Martin Gropius Krankenhaus in Eberswalde betritt, wird unmittelbar durch die im Atrium ausgestellten Kunstwerke angezogen. Es sind Malereien, Zeichnungen und Plastiken, in denen sich das Thema „Sehnsucht“ in den unterschiedlichsten Facetten widerspiegelt. Die Arbeiten sind im Rahmen der Kunsttherapie entstanden. Diese Therapieform hilft Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Rahmen des umfassenden Behandlungsangebots auf ihrem Weg zur Besserung und Heilung. Beeindruckend sind die Ergebnisse der Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema, die noch bis zum 21. August besichtigt werden können.
Ist Sehnsucht eine Sucht? Wenn Sehnsucht unstillbar wird, die Gedanken eines Menschen vollkommen beherrscht und ein zwanghaftes Ausmaß erreicht, könnte sie durchaus anderen Süchten zugeordnet werden. Selten aber erlangen Sehnsüchte eine solcherart pathologische Ausprägung. Es dominieren doch eher die stillen, oft verborgenen Sehnsüchte, die den Menschen in seinen Zielen beflügeln und vorantreiben. Sei es in der Liebe, sei es in der Suche nach sicheren Orten, nach Ruhe, nach Frieden, nach Zugehörigkeit, nach Familie, nach Wissen und Antworten, nach Sinnhaftigkeit, nach Freiheit, Selbstverwirklichung, nach Mut und Träumen. Von allem bietet die Ausstellung etwas.
Als in der Kunsttherapie mit der Vorbereitung der Ausstellung begonnen wurde, gab es ganz unterschiedliche Reaktionen. „So kam es zum Beispiel auch zur Auseinandersetzung mit häufig belastenden Themen, belastenden Situationen und Lebensereignissen, die über das Gestalten sichtbar und besprechbar wurden“, sagt Kunsttherapeutin Anne Weege. „Der Austausch darüber öffnete Wege zum Verständnis, es entstand ein Gefühl des Gesehen-und-Verstanden-Werdens, Belastung konnte mitgeteilt und geteilt werden. So gelangten Patienten über die Auseinandersetzung mit der Thematik zur inneren Stabilisierung und Entwicklung neuer Perspektiven.“
Von Goethe stammt das Zitat: „Liebe und Sehnsucht sind die Flügel des Geistes für große Taten.“ Und Marie von Ebner-Eschenbach schrieb: „Nicht die sind zu bedauern, deren Sehnsüchte nicht in Erfüllung gehen, sondern diejenigen, die keine mehr haben.“
„Allen Bildern gemeinsam ist, dass sie uns in ihrer Direktheit und Offenheit erreichen und zu einem persönlichen Blick auf das Thema Sehnsucht mitnehmen“, sagt Jana Koschinski, Koordinatorin Fachtherapie im Zentrum für psychische Gesundheit des Krankenhauses. „Durch den kreativen Prozess öffneten sich Gedanken, Wünsche, Bedürfnisse und Ziele und fanden Ausdruck in den ausgestellten Werken. Auf eine beeindruckende Art und Weise präsentieren sie zugleich die wertvolle Arbeit der Kunsttherapie gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten, denen ein großes Dankeschön gebührt, dass sie ihre Arbeiten für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben.“
Die Ausstellung „Sehnsucht – Bilder aus der Kunsttherapie“ mit Werken von Patientinnen und Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Stationen K1, K2, J2, der Kinder- und Jugend-Tagesklinik in Eberswalde und der Familien-Tagesklinik „Koralle“ in Bernau sowie der Erwachsenenpsychiatrie der Stationen P1, PSM-K, P2, der Tagesklinik Eberswalde, und der Tagesklinik Bernau kann jederzeit bis 21. August besichtigt werden, der Eintritt ist frei. Das Krankenhaus befindet sich in der Oderberger Str. 8 in Eberswalde.