Neue Ausstellung zur Geschichte der ‘Inspektion der Konzentrationslager‘: Kultur- und Wissenschaftsstaatsekretär Tobias Dünow hat mit Prof. Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, und Prof. Dr. Peter Gerjets, leitender Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen, die überarbeitete und erweiterte Dauerausstellung „Verwaltung als Verbrechen. Die SS-Behörde ‚Inspektion der Konzentrationslager‘“ im so genannten T-Gebäude in Oranienburg (Landkreis Oberhavel) eröffnet.
Staatssekretär Tobias Dünow:
„Die Ausstellung baut eine wichtige inhaltliche Brücke zwischen dem historischen Täterort, der Inspektion der Konzentrationslager, und dem historischen Tatort, dem Konzentrationslager Sachsenhausen. Es ist alliierten Soldaten und Häftlingen zu verdanken, dass Dokumente, die hier gezeigt werden, sichergestellt und in den Gerichtsprozessen nach dem Krieg als Beweismittel für die Verbrechen der Nationalsozialisten verwendet werden konnten. Diese Bedeutung sichtbar und verständlich zu machen, ist eine Vermittlungsaufgabe von internationalem Rang – das zeigt sich auch daran, dass die präsentierten Dokumente aus Archiven, Museen und Gedenkstätten weltweit stammen. Ich freue mich, dass in Kooperation mit dem Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien ein neuer, digitaler Zugang zu den Verwaltungsdokumenten entstanden ist. Eine beeindruckende und notwendige Ausstellung! Mein Dank gilt dem Kuratorenteam und allen Beschäftigten der Gedenkstättenstiftung für ihre großartige Aufklärungs- und Bildungsarbeit.“
Prof. Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten:
„Die Ausstellung über die SS-Behörde, die von Oranienburg aus die Konzentrationslager gesteuert und verwaltet hat, informiert über einen der wichtigsten Täterorte des Nationalsozialismus, der bis heute allerdings weitgehend unbekannt ist. Im Mittelpunkt der crossmedialen Präsentation, die klassische Elemente wie Fotos und Objekte mit digitalen Anwendungen verbindet, steht der auf einem umfangreichen Formularwesen beruhende, erschreckend effiziente bürokratische Apparat der KZ-Inspektion.“
Prof. Dr. Peter Gerjets, leitender Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Wissensmedien:
„Als wissenschaftlicher Kooperationspartner haben wir das Ausstellungsprojekt bei der Entwicklung und Umsetzung des interaktiven Multimedia-Tisches unterstützt. Im Rahmen verschiedener empirischer Studien haben wir untersucht, wie die Vermittlung der komplexen Inhalte zur Bürokratiegeschichte des NS-Regimes optimiert werden kann. Einerseits sollte das Interesse von Ausstellungsbesuchenden gefördert und andererseits ein Verständnis für die psychologisch wichtigen Prinzipien und Mechanismen unterstützt werden, die für das Funktionieren von NS-Verwaltungsstrukturen von hoher Bedeutung gewesen sein dürften.“
Im so genannten T-Gebäude am Heinrich-Grüber-Platz – heute Sitz des Finanzamtes und der Geschäftsstelle der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten – befand sich von 1938 bis 1945 der Sitz der ‘Inspektion der Konzentrationslager‘ (IKL), die von Oranienburg aus das gesamte System der Konzentrationslager verwaltete und steuerte. Zuletzt bestimmten rund 100 SS-Angehörige über die Lebensbedingen in den Lagern, organisierten die Ausbeutung durch Arbeit, ordneten Strafmaßnahmen und Misshandlungen von Häftlingen an und koordinierten Mordaktionen. Für ihre Herrschaft über die KZ-Häftlinge, aber auch für die Schulung, Besoldung und Ausstattung des Lagerpersonals entwickelte die IKL einen umfassenden bürokratischen Apparat, der im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung steht. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen umgesetzt. Kernstück ist ein Multi-Touch-Tisch, an dem Besucher unterschiedliche Dokumente betrachten und entschlüsseln können. Die Merkmale und Kennzeichen, vom Aktenzeichen über Stempel bis zu Anmerkungen und Unterschriften, werden erkennbar gemacht, erläutert und kontextualisiert.
Die Ausstellung „Verwaltung als Verbrechen. Die SS-Behörde ‘Inspektion der Konzentrationslager‘“ entstand im Rahmen eines umfangreichen Digitalisierungsprojekts der Gedenkstätten Sachsenhausen und Buchenwald, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie den Ländern Brandenburg und Thüringen mit insgesamt rund 2,4 Millionen Euro gefördert wurde. Das Land Brandenburg ist hieran mit 795.500 Euro beteiligt. Geöffnet ist die Ausstellung montags, donnerstags und freitags jeweils von 09.00 bis 12.00 Uhr sowie dienstags von 09.00 bis 17.00 Uhr.
Weitere Informationen: www.stiftung-sbg.de