Bernau: In unserer globalisierten Gegenwart ist kein Fleckchen der Erde mehr unvernetzt. Bernau bildet da keine Ausnahme. Die Galerie Bernau möchte ein Jahr lang aus verschiedenen künstlerischen Perspektiven einen Blick auf die Stadt und ihr(e) Netzwerk(e) werfen. Ein Netz ist mehrdimensional, flexibel und vielschichtig. Es verbindet und kann im realen, materiellen oder digitalen Raum existieren. Jede*r von uns ist verschiedentlich in beruflichen und privaten sowie sozialen Netzwerken unterwegs. Auch die Stadt Bernau ist Teil verschiedener Netzwerke, sei es die Anbindung an das Berliner S-Bahn-Netz, durch Städtepartnerschaften oder mit ihren Social-Media-Kanälen. Das Bauhaus hat mit seinen Ideen Bernau mit der ganzen Welt vernetzt.
„Die Galerie steht im Spannungsfeld von Regionalität und Globalität. Ihr ist aufgetragen, Zeitphänomene sinnlich greifbar zu machen durch Symbole, Allegorien und Metaphern“, sagte bereits die erste Galerieleiterin Gunda Ihlow. Diesem Gedanken folgend möchte die Galerie sowohl Bernauer*innen als auch Besuchenden von außerhalb durch künstlerische Standpunkte zeigen, wie die Stadt in Vergangenheit und Gegenwart vernetzt war und ist – und wie sie es in Zukunft sein kann. Wünschenswert sind Positionen von Menschen, die gegangen oder gekommen sind, die ihre Kunst hier vor Ort und/oder außerhalb mit einem Draht nach Bernau produzieren. Weiterhin ist ein Ziel, nachhaltige Vernetzung zu ermöglichen, diese kann vor allem auch in digitalen Räumen stattfinden.
Die fünf Ausstellungen sollen eine möglichst große Bandbreite öffnen und die Besucher*innen kreativ anregen, sich aus künstlerischem Blick mit dem Thema Netzwerk auseinanderzusetzen. Die letzte der fünf Jahresausstellungen ist explizit einer Künstlerin gewidmet, die in Bernau gewirkt und genetzwerkt hat, hierfür führte die Jury eine separate Auswahl durch.
So blicken wir ein Jahr lang auf eine moderne vernetzte Stadt mit ihren traditionellen und aktuellen Bezügen ins Umland und die ganze Welt und freuen uns auf alle Impulse, die dieses vielschichtige Thema mit sich bringt. Ein Netz muss auch hier und da geflickt werden, sicher ist aber, dass es immer weiterwachsen kann. Wir möchten im Jahr 2025 zum Stärken und Wachsen der Bernauer Netz(werk)e beitragen.
Das Jahresmotto sowie die Jurymitglieder (unten genannt) wurden in der „AG Jahresthema“ zusammen mit dem Kulturamtsleiter der Stadt sowie der Vorsitzenden des Kulturausschusses gewählt.
52 Künstler*innen aus Brandenburg und Berlin bewarben sich um einen Platz im Jahresprogramm 2025 der Galerie Bernau. Aus den Einsendungen wählte eine unabhängige Fachjury, bestehend aus Christine Avenarius (Soziologin und Netzwerkforscherin), Ann-Kathrin Rudorf (Kuratorin), Johanna Seeger (Koordinierung- und Fachstelle Partnerschaft für Demokratie Bernau), Rebecca Stoll und Stephan Schmidt (Team Galerie Bernau) und Jiaying Wu (Bernauer Künstlerin) am 27. Juni 2024 die Ausstellungen für das Jahr 2025 aus.
In fünf Ausstellungen wird auf unterschiedliche Weise auf das Thema „Bernau verNETZt“ geblickt: Es geht um Kommunikation, um digitale Netzwerke, die Stadt, Menschen und Verbindendes als Ausgangspunkt für verschiedenste Formen für Netzwerke. Die Bernauer*innen sollen partizipativ eingebunden werden, Ausstellungen verändern sich und werden auf unterschiedliche Arten entwickelt und gestaltet.
Übersicht der Ausstellungen für 2025
1) Talking with oneself
Künstler: Andrew Rumball
08. Februar bis 29. März 2025
Eröffnung: Freitag, 7. Februar 2025
Begleitveranstaltung: Samstag, 29. März 2025
Die titelgebende Installation „Talking with oneself“ des britischen Künstlers Andy Rumball ist selbst ein Netzwerk und zugleich ein Gesprächsangebot an die Besuchenden. Eine Portraitserie aus den Netzwerken des Künstlers sowie der Stadt Bernau versucht Kontakt aufzunehmen, Betrachtende können eine eigene Nachricht verfassen und sich dem Netzwerk anschließen. Das Beteiligungs-angebot ist niedrigschwellig und sie stetig im Wandel begriffene Exposition lädt zum mehrfachen Besuch der Galerie ein. Die Installation soll als Netzwerk zwischen Künstler und Publikum funktionieren, gleichzeitig zwischen den verschiedenen Materialien und der Zeit. Der Gedanke des Kommunikationsnetzes ist ein geeigneter Ausgangspunkt für das Jahresprogramm zum Thema Netzwerke, es setzt vor allem in der Ortsgesellschaft an und setzt Impulse für das gesamte Jahr.
2) Unsichtbare Netzwerke
Künstler*innen: Marina Resende & Jakob Wirth
12. April bis 24. Mai 2025
Eröffnung: Freitag, 11. April 2025
Begleitveranstaltung: Samstag, 24. Mai 2025
Das Ausstellungsprojekt von Marina Resende und Jakob Wirth „Unsichtbare Netzwerke“ greift aktuelle Fragen und Kritik zur Einbindung von Konsument*innen in die digitalen Netzwerke von weltweit tätigen Produktanbietern als Thema auf und setzt sich mit lokalem Bezug mit den Machtstrukturen der modernen Gesellschaft auseinander. Es geht um Parkraummangel und Wohnungskrise, Handlungsfähigkeit und Ökologie. Die Herangehensweise folgt einem aktivistischen Ansatz, der das Publikum sicherlich nachhaltig zum Nachdenken anregt. Marina Resende und Jakob Wirth arbeiten vor allem in Kollektiven und zeigen damit eine wichtige Perspektive auf das Thema Netzwerk im künstlerischen Kontext.
3) Conversations with Monsters
Künstlerinnen: Ida Lawrence & Eva Pedroza
07. Juni bis 26. Juli 2025
Eröffnung: 06. Juni 2024
Begleitveranstaltung: 26. Juli 2025
Die beiden Künstlerinne zeigen in ihrem Ausstellungsprojekt „Conversations with Monsters“ Animationen, Zeichnungen, Keramiken und Gemälde unter Einbezug der Stadtarchitektur Bernaus. Sie gehen aus der Galerie in den Stadtraum hinaus auf und möchten so an verschiedenen Stellen ein breites Publikum ansprechen. Die Entdeckung von Figuren als Teil der Gebäudefassaden und die Verknüpfung mit der Stadthistorie bietet im Sommer Möglichkeiten zu interaktiver Vermittlung rund um das Thema Netzwerk auf individueller, historischer und lokaler Ebene. Auf humorvolle Art bietet die Ausstellung die Möglichkeit für Bernauer*innen, ihre Stadt aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, neues zu entdecken und sich anders miteinander zu vernetzen und in Kontakt zu kommen.
4) Flavour Friends
Künstler*innen: Renata Müller-Tiburtius & Daniel Theiler
16. August bis 04. Oktober 2025
Eröffnung: Freitag, 15. August 2025
Begleitveranstaltungen: werden noch auf unserer Website bekannt gegeben
Das Projekt „Flavour Friends“ bringt eine weitere Form des Netzwerkens in die Galerie. Kulinarische Entdeckungsreisen führen Menschen zusammen, die sich in der Galerie gemeinsam an einen Tisch setzen und vernetzen. Das Konzept beinhaltet eine fröhliche, einladende Ästhetik und knallige Bildsprache, die jedoch gleichzeitig Kritik an den globalen Lebensmittelnetzwerken kommuniziert. Eine hybride Raumgestaltung fördert das Gemeinschaftsgefühl und ermöglicht aktive Teilnahme der Besuchenden. Die Ausstellung soll für bewussteren Konsum sensibilisieren und beinhaltet spielerische Elemente wie ein Memory der Zutaten. Die Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung werden noch auf unserer Website bekannt gegeben.
5) Nach Polen
Künstlerin: Christa Jeitner
18. Oktober bis 13. Dezember 2025
Eröffnung: Freitag, 17. Oktober 2025
Begleitveranstaltung: Samstag, 13. Dezember 2025
Auch im Themenjahr 2025 widmet die GALERIE BERNAU die letzte Ausstellung des Jahres einer lokalen Position. Die 1935 geborene Künstlerin Christa Jeitner hat ein beeindruckendes Lebenswerk, bestehend aus Zeichnungen, textilen Collagen und Objekten geschaffen. Ihre Arbeiten verbinden die Beschäftigung mit Übersetzungsprozessen von Gegenwart in Vergangenheit. Sie regt uns an, zu reflektieren: Wie erinnern wir an Vergangenes? Was bedeutet kollektives Erinnern? Ihr Engagement für die deutsch-polnische Versöhnung, die Erinnerungskultur der Nachkriegszeit sowie ihre Auseinandersetzung mit der Shoa waren geprägt von der Zusammenarbeit mit lokalen wie (inter)nationalen Netzwerken und haben umgekehrt die Kunstszene Bernaus geprägt. Die Ausstellung vernetzt das langjährige Schaffen der Künstlerin mit gegenwärtigen Fragen des Erinnerns.
GALERIE BERNAU
Die Galerie Bernau ist eine kommunale Galerie für zeitgenössische Kunst, zentral im historischen Stadtkern von Bernau bei Berlin gelegen. Die Aufgabe der Galerie besteht darin, zeitgenössische Kunst in Ausstellungen und Begleitveranstaltun-gen einem breiten Publikum zu präsentieren und zu vermitteln. Gleichzeitig sollen regionale Künstler*innen gefördert werden. In der Galerie werden jährlich fünf Ausstellungen zu einem Jahresthema gezeigt. Die Galerie Bernau befindet sich in Trägerschaft der BeSt – Bernauer Stadtmarketing GmbH und wird gefördert durch die Stadt Bernau bei Berlin.