Bernau verfügt über eine gesunde Grünstruktur: Mit ca. 35 Hektar öffentlichem Grün (das sind 49 Fußfallfelder), 1.640 Hektar Wald und rund 12.000 Straßen- und Parkbäumen besitzt die Stadt einen ordentlichen „Fundus“ an Grün, der unterhalten und im Sinne der biologischen Vielfalt erhalten, umgebaut und erweitert werden soll.
Wiesen, Rasen, Strauch- und Gehölzpflanzen, Gräser und Blumen … überall grünt und blüht es derzeit in der Stadt und bietet Jung und Alt die Möglichkeit, Natur zu erfahren und sich zu erholen. Die Panke plätschert vor sich hin, der Teufelspfuhl im Panke-Park ist gut gefüllt, die Wallgräben entlang der Stadtmauer führen ordentlich Wasser und die Fontäne im Schwanenteich sprudelt zur Freude der Parkbesucher, was zu dieser Jahreszeit in den zurückliegenden Jahren aufgrund von Hitzewellen und ausbleibendem Niederschlag nicht immer selbstverständlich war. Die Teiche und Gewässer mit einem regelmäßigen Zufluss sind gut gefüllt.
„Was unsere Grünstruktur in der Stadt bis hinaus in den Forst angeht, sind wir gut aufgestellt, aber wir müssen weiter kontinuierlich dranbleiben“, meint Jürgen Brinckmann, Leiter des Infrastrukturamts, zu dem der Bereich Grünunterhaltung und Forst gehören.
Sein Ressort ist ständig bemüht, Areale in der Stadt auszumachen, die begrünt werden können – und seien sie noch so klein wie beispielsweise Baumscheiben oder Verkehrsinseln. „All diese Maßnahmen tragen zu einem verbesserten Stadtklima bei und sorgen dafür, dass Niederschläge versickern können“, erklärt Jürgen Brinckmann. Auch versiegelte Flächen haben ihren Nutzungsanspruch und sind aus einer Stadt nicht wegzudenken, aber sie haben den Nachteil, sich in Hitzeperioden stark aufzuheizen.
Maßnahmen für ein besseres Stadtklima
Das haben die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung erkannt und verwandeln deshalb peu à peu Plätze, Straßenecken, Verkehrsinseln und Baumscheiben im innerstädtischen Bereich in bepflanzte Areale. „Dafür verwenden wir klimaresistente, trockenheitsverträgliche und gleichzeitig üppige Pflanzen, die zudem insektenfreundlich, langlebig und selbsterhaltend sind“, berichtet der Leiter des Infrastrukturamts. Als Beispiele nennt Jürgen Brinckmann die entsiegelten Flächen an der Ecke Berliner Straße/Brüderstraße, am gegenüberliegenden Steintor und an der Bahnhofspassage.
„Die innerstädtischen Bereiche sind hochfrequentiert und unterliegen einem hohen Nutzungsdruck beispielsweise durch Veranstaltungen und Feste. Deshalb gibt es für die Begrünungsmaßnahmen von manchen Bernauerinnen und Bernauern auch Gegenwind“, meint der Amtsleiter. Meist sind die Bedenken hinweggefegt, wenn die Ergebnisse sichtbar sind und sich die befürchteten Einschränkungen als unbegründet erweisen. Dies zeigt sich seit längerer Zeit auf einer Freifläche am Mühlentor.
„Wenn Sonnenbraut und Sonnenhut, Scharfgarbe, Buntnessel, Katzenminze, diverse Gräser und Bäume auf ehemaligen Abkürzungswegen üppig grünen und blühen, dann nehmen die Bürger auch minimale Umwege in Kauf“, sagt Sonja von Weingraber, Mitarbeiterin im Bereich Grünflächen der Stadt und für einige dieser inzwischen hochakzeptierten Umgestaltungen verantwortlich.
Leuchtturm-Projekt Bahnhofsvorplatz in den Startlöchern
Was an der Bahnhofspassage bereits umgesetzt ist, lässt am Bahnhofsvorplatz noch auf sich warten. Die trapezförmige Fläche zwischen Bahnhofspassage und Ladestraße lädt mit ihren zahlreichen schattenspendenden Bäumen, Stauden, Gräsern und Blumen nicht nur Insekten ein, sondern ist zu einem beliebten Treffpunkt für Einkaufende und Kinobesucher geworden. Auf den Bänken und Sitzmauern nehmen – je nach Jahreszeit eher im Schatten oder lieber in der Sonne – Wartende Platz zum Ausruhen, Plaudern, Zeit vertreiben. Ein kleiner Bachlauf, der über einen Quellstein gespeist wird, sorgt für zusätzliche Kühle.
Auch die begrünte Verkehrsinsel an der Ladestraße setzt Maßstäbe. „So wollen wir gern weitermachen und haben auch kleine Flecken im Fokus wie die Kreuzung am Gaskessel. Dort möchten wir die Mittelinsel des Fußgängerüberwegs anteilig entsiegelt und zum Blühen bringen“, erklärt Sonja von Weingraber. Bevor selbst solch übersichtliche Projekte realisiert werden können, bedarf es umfangreicher Abstimmungen – beispielsweise mit dem Landesbetrieb Straßenwesen.
Für das Leuchtturm-Projekt Bahnhofsvorplatz läuft aktuell die Ausführungsplanung. Ziel des Vorhabens ist es, die Aufenthaltsqualität des Platzes aufzuwerten und die Hitzebelastung zu reduzieren. Auf dem Bernauer Bahnhofsvorplatz treffen verschiedene klimabasierte Problemfelder aufeinander. Der Bahnhofsvorplatz liegt inmitten des Stadtzentrums und ist zu einem hohen Grad versiegelt, so dass die Sommerhitze zu einer extremen Aufheizung der Fläche führt.
„Teilflächen des Bahnhofsvorplatzes sollen entsiegelt und begrünt werden und neue Ausstattungselemente zum Verweilen einladen“, skizziert Torsten Balk, Sachgebietsleiter Tiefbau/Grünflächen, grob die Planungen.
Alte und neue Bäume sollen auf dem Bahnhofsvorplatz für eine natürliche Atmosphäre und für schattige Sitzmöglichkeiten sorgen. Vom Bahnhofsgebäude führt eine Baumallee in Richtung Altstadt. Ein Trinkwasserbrunnen und ein Armkneippbecken werden platziert.
Darüber hinaus entsteht ein berankter Laubengang (Pergola) mit fünf Sitzbänken im Bereich des Aufzugs bis hin zum Treppenaufgang am Fahrrad-Parkhaus. Der Gang erhält einen versickerungsfähigen Belag. Große und kleine Bernauerinnen und Bernauer können sich außerdem auf eine Wasserspielfläche mit Fontänen und vier Sitzbänken freuen.
Die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes ist einer der Bausteine, um die Kommune an den Klimawandel anzupassen und nachhaltig die Lebensqualität für die Bürger in unserer Stadt zu verbessern. „Vor wenigen Tagen haben wir das positive Votum bekommen, dass unser Projekt als förderwürdig eingestuft wurde. Nach vollständigem Vorliegen und Prüfen der Antragsunterlagen erhält die Stadt Bernau den Zuwendungsbescheid“, freut sich Claudia Lorenz, Fördermittelmanagerin der Stadt. „Direkt im Anschluss gehen wir in die Ausschreibung und hoffen, im kommenden Frühjahr mit diesem für Bernau so wichtigen Projekt starten zu können“, so Torsten Balk vom Bauamt.
Parks als grüne Lungen
Neben dem Stadtwald verfügt Bernau über mehrere „grüne Lungen“. Die größte davon ist der Panke-Park, der von einer Militärbrache zum Naherholungsgebiet umgestaltet wurde. Das 19 Hektar große Areal mit seinem fünf Kilometer langen Wegenetz ist nicht nur bei den Anwohnern des neuen, modernen Wohngebiets am Pankebogen beliebt.
Der Panke-Park ist ein Naherholungspark mit unterschiedlichen Landschaftstypen. Der Teufelspfuhl mit seinem dichten Erlen- und Pappelbewuchs und den Seerosenteppichen atmet Kühle auch an heißen Tagen. Die zahlreichen Aktionsinseln – wie Spielplätze für Groß und Klein, ein Rodelberg, das Atrium, der Beach-Volleyballplatz, der Fitnessparcours – laden im gesamten Gelände zu sportlicher Betätigung und zum Spielen an der frischen Luft ein.
„Beim Gestalten des Parks haben wir versucht, den Wildnischarakter mit seiner bestehenden Vegetationsstruktur zu erhalten“, erklärt Torsten Balk. Durch gezielte Neuanpflanzungen von verschiedenen Eichenarten, Ahorn und Linden Obstbäumen, Buchen, Esskastanien, Quitten, Vogelkirschen und Blumeneschen wurde die biologische Vielfalt erhöht und dabei darauf geachtet, dass die neue Vegetation mit dem Klimawandel zurechtkommt. „Das Besondere am Panke-Park ist, dass er ein naturnahes Areal geblieben ist mit Bereichen, in denen Amphibien und Wildtierarten ungestört leben können“, sagt der Sachgebietsleiter aus dem Bauamt.
Ganz anders sieht es dagegen im 58.000 Quadratmeter großen Stadtpark aus. Er ist ein klassischer Volkspark mit einem robusten Wegenetz, bei dem sich Rasenflächen und Wechselflor-Rabatten abwechseln und der einem hohen Nutzungsdruck unterliegt durch diverse Veranstaltung wie das Hussitenfest, das Dinner-Picknick, der Tag der Vereine, Kunst- und Handwerkermarkt sowie sportliche Events.
„Feste sind wichtige Multiplikatoren für die Stadtgesellschaft, haben Strahlkraft weit über Bernau hinaus und tragen so wie das Grün zu einer hohen Lebensqualität in der Hussitenstadt bei“, meint Jürgen Brinckmann.
Aber nicht nur zum Feiern kommen die Bürger in den Stadtpark: Durch seinen alten, schattenspendenden Baumbestand, seinen Mehrgenerationenspielplatz und seine Innenstadtlage ist diese grüne Lunge bei Alt und Jung beliebt. „Wir sind sehr bemüht, die alten Bäume zu hegen und zu pflegen. Sie sind nicht nur für die Luftqualität bedeutsam, sondern stellen auch einen kompakten Lebensraum für Insekten und Vögel dar“, erklärt Jürgen Brinckmann. „Das können junge Bäume, die wir selbstverständlich auch im Stadtpark nachpflanzen, noch nicht leisten.“
Die kleineren Parkanlagen sind ebenso wichtig für das Stadtklima: Beispiel Goethepark, dessen saftiges Grün und angenehme Kühle die Fußgänger erfrischt, wenn sie vom Bahnhof kommend die Alte Goethestraße entlanglaufen oder den Weg durch den Park nehmen, um in die Innenstadt zu gelangen. Darüber hinaus wird dort in einer Senke das Wasser aus der Alten Goethestraße „gelagert“. Auch der Elysium-, der Schwanenteich-, der Krimhild- und der Külzpark haben solch positive ökologische Effekte.
Label „StadtGrün naturnah“ für Bernau
„Bei all unseren grünen Anstrengungen müssen wir die unterschiedlichen Anforderungen, wie ein ansprechendes Stadtbild zu schaffen, die Artenvielfalt zu schützen, die veränderten Klimabedingungen zu berücksichtigen sowie soziale und kulturelle Belange miteinander in Einklang bringen. Insgesamt sind wir gut aufgestellt, was Bernau mit dem Label ‚StadtGrün naturnah‘ im September 2023 vomBündnis ‚Kommunen für biologische Vielfalt e.V.‘ bescheinigt wurde“, ergänzt Dunja Marx, Dezernentin für Bau-, Gebäude-, Stadtplanungs- und Infrastrukturangelegenheiten.
Im Rahmen des Rezertifizierungsprozesses für das Label „StadtGrün naturnah“ hat sich die Verwaltung vorgenommen, sich noch intensiver mit den Themen Regenwasser und Regenwasserrückhalt sowie Starkregen zu befassen. Dafür wurde die Arbeitsgruppe StadtGrün naturnah in weitere Arbeitskreise unterteilt, um sich speziellen Themen zur Anpassung Bernaus an den Klimawandel zu widmen.
Um auch die wohngebietsnahen Grünflächen weiter zu entwickeln, wird eine engere Zusammenarbeit mit den Wohnungsverwaltungen angestrebt. „Auf vielen Ebenen ist zu verzeichnen, dass bei den Bürgern ein Umdenken stattgefunden hat. Dies steht sicherlich auch im Zusammenhang mit Erfahrungen durch Trockenperioden, Hitze und Starkregen. Das Interesse aus der Bürgerschaft an einer Mitarbeit in den Arbeitskreisen freut uns sehr und zeigt, wie wichtig den Bernauerinnen und Bernauern ihre Stadtentwicklung ist“, sagt Dunja Marx.