Bernau: Seit 2022 bietet die Stadt Bernau eine berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher an. Svenja Hellmuth ist die erste Absolventin dieses Modells in Bernau. Sie hat ihre Ausbildung mit Bravour gemeistert und hält seit Juni ihren erfolgreichen Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin in der Hand. Auch einen Arbeitsvertrag mit der Stadt Bernau hat die 25-Jährige inzwischen unterschrieben.
Arbeitsalltag, Lernen und Privatleben unter einen Hut bringen
„Es war nicht immer leicht, den anspruchsvollen Arbeitsalltag in der Kita, das Lernen und die familiären Pflichten unter einen Hut zu bringen“, berichtet Svenja Hellmuth rückblickend. „Trotzdem war die berufsbegleitende Ausbildung genau das Richtige für mich. Ich wollte von Anfang an eine enge Verbindung von Theorie und Praxis und wusste durch mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Kita ziemlich genau, worauf ich mich einlassen würde.“ Nach dem Abitur und dem FSJ klappte es jedoch nicht gleich mit einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin. Deshalb hatte Svenja Hellmuth eine schulische Vollzeitausbildung in Berlin begonnen.
Drei Tage Praxis – zwei Tage Schule
Nach der Geburt ihrer Tochter ging die Basdorferin erneut auf die Suche nach einer berufsbegleitenden Erzieher-Ausbildung und stieß dabei auf das Angebot der Stadt Bernau. Nachdem sie das Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen hatte, konnte sie am 1. August 2022 in der Kita „Kindergärtnerei“ ihre Ausbildung im zweiten Lehrjahr berufsbegleitend fortsetzen. Berufsbegleitend hieß für Svenja Hellmuth: von Montag bis Mittwoch 20 Stunden praktische Arbeit in der „Kindergärtnerei“ sowie donnerstags und freitags 16 Stunden die Schulbank drücken am OSZ II Barnim in Eberswalde.
„Was in einer schulischen Vollzeitausbildung an fünf Tagen in der Woche vermittelt wird, muss berufsbegleitend in zwei Tagen absolviert werden. Das war kognitiv herausfordernd und die vielen Inhalte waren nur mit vielen Hausaufgaben zu bewältigen“, erklärt Svenja Hellmuth. „Glücklicherweise konnte ich mich jederzeit auf die Unterstützung meiner Familie verlassen, die mir viel von meinen anderen Pflichten abgenommen und mir stets den Rücken für meine Ausbildung frei gehalten hat. Dennoch musste ich gut strukturiert vorgehen und alles gut organisieren“, sagt die junge Mutter.
Praxisanleiterin als wichtige Stütze
„Rückendeckung“ für den praktischen Teil ihrer Ausbildung bekam Svenja Hellmuth von ihrer Praxisanleiterin Claudia Riedel-Haselow in der Kita „Kindergärtnerei“. Die Stadt hatte der gestandenen Erzieherin eine Ausbildung als Praxisanleiterin ermöglicht. „Dafür hat Frau Riedel-Haselow fünf Monate lang einmal wöchentlich im Bildungszentrum in Lobetal die Schulbank gedrückt“, berichtet Kitaleiterin Christiana Morys, der es wichtig war, die Begleitung der Auszubildenden auf professionelle Füße zu stellen.
„Anfangs hatte Frau Hellmuth die Beobachterrolle, dann durfte sie gemeinsam mit mir mitmischen und zunehmend habe ich mich in den zwei Anleiterstunden pro Woche in die Beobachterrolle begeben“, beschreibt Claudia Riedel-Haselow ihr Vorgehen. „Einmal wöchentlich gab es ein Reflexionsgespräch, von dem ich richtig profitiert habe“, sagt Svenja Hellmuth. Auch bei den Hausaufgaben hatte sie Unterstützung durch ihre Betreuerin, die zum Beispiel ihre Planungen für die verschiedenen pädagogischen Angebote gelesen hat, bei denen detailliert beschrieben werden muss, was die Kinder im jeweiligen Beschäftigungsfeld mit welchem Ziel lernen sollen.
„Frau Riedel-Haselow und ich haben immer empathisch auf Augenhöhe agiert“, hebt die frisch gebackene Erzieherin hervor. „Damit sind wir gut gefahren“, bestätigt ihre Praxisanleiterin.
Anspruchsvoll, aber lohnend
Rückblickend kann Svenja Hellmuth jedem empfehlen, der sich für den Beruf der Erzieherin/des Erziehers interessiert, den anspruchsvolleren Weg der berufsbegleitenden Ausbildung zu wählen. „Die Praxiserfahrung hat mir bei den schulischen Anteilen sehr geholfen, denn ich wusste, wovon die Lehrer sprechen, konnte die Theorie und deren Sinnhaftigkeit besser einordnen“, erklärt die 25-Jährige. Einen weiteren Vorteil sieht die junge Frau in der tariflichen Vergütung, die die Stadt Bernau für die 20 Stunden Praxisanteil gezahlt hat, und in der hohen Sicherheit, nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung in eine unbefristete Anstellung übernommen zu werden.
„Für die Kitas ist es von großem Wert, mehr als sechs Monate Zeit zu haben, die potenziellen neuen Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter anzuschauen und ihre Entwicklung begleiten zu können. So kann sich die Stadt gut ausgebildete und fachlich überzeugende Fachkräfte sichern“, schätzt Kitaleiterin Christiana Morys die Vorteile auch auf Arbeitgeberseite ein.
Die Stadt Bernau bietet jährlich zwei Plätze zur berufsbegleitenden Ausbildung als Erzieherin/Erzieher in einer der städtischen Kitas an. Die Ausschreibung für die Ausbildungsplätze des kommenden Jahres erfolgt im vierten Quartal 2024.