Der veröffentlichte Bio-Marktbericht wurde erstmals für Brandenburg und Berlin erstellt. Er ist Teil des im Koalitionsvertrag vereinbarten Ökoaktionsplans, der im Umwelt- und Agrarministerium 2021 erarbeitet wurde. Die Studie benennt den derzeitigen Marktbedarf ökologischer Produkte und zeigt Absatzmärkte sowie Anbau-, Verarbeitungs- und Vermarktungspotenziale auf. Landwirtschaftsminister Axel Vogel hat mit den Autoren des Berichts und einer Expertin aus der Praxis Ergebnisse, Trends und Empfehlungen der Studie in einer Pressekonferenz vorgestellt.
Agrarminister Axel Vogel:
„Unser Ziel ist es, eine Umstellung auf eine ökologische Wirtschaftsweise zu befördern und die Potenziale zu heben. Dafür ist der Biomarktbericht eine gute Grundlage. Wir sehen: Die Anbauflächen in unserem Land und der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel haben sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Aber der Bedarf an regionalen Bio-Produkten in Brandenburg und insbesondere beim riesigen Absatzmarkt Berlin kann mit den aktuell bestehenden Öko-Anbauflächen in Brandenburg, aber insbesondere auch mit den in der Region vorhandenen Verarbeitungsmöglichkeiten noch nicht befriedigt werden. Verbraucherinnen und Verbrauchern ist wichtig zu wissen, wie ihre Lebensmittel erzeugt werden und wo sie herkommen. Kurze Transportwege garantieren Frische und schützen Umwelt und Klima. Deshalb sehen wir in der Kombination von Bio und Regional weiterhin gute Wachstumschancen. Dafür brauchen wir mehr Wertschöpfungsketten und Verarbeitungsmöglichkeiten in der Region.“
Neben einer Datenauswertung zur Biomarktsituation haben die Studienautoren auch Marktakteure zu Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Herausforderungen befragt (SWOT-Analyse) und Handlungsempfehlungen für die Branche sowie die öffentliche Hand abgeleitet.
Öko-Anbaufläche und Öko-Betriebe
Der Anteil der landwirtschaftlichen ökologisch bewirtschafteten Fläche ist im Jahr 2023 auf 17,3 Prozent angewachsen (2022: 16,6 Prozent). Die Anzahl ökologisch wirtschaftender Betriebe stieg von 1.593 auf 1.632. Seit Beginn der Legislaturperiode ist also ein Flächenwachstum von insgesamt 4,4 Prozent beziehungsweise 50.992 Hektar zu verzeichnen (2019: 12,9 Prozent / 174.253 Hektar).
Ausgaben und Erlöse
Die Verbraucherausgaben für Bio haben in Brandenburg und Berlin um insgesamt 6,7 Prozent zugenommen. Brandenburg verzeichnete im bundesweiten Vergleich das stärkste Wachstum bei frischen Bio-Produkten (11,6 Prozent). Die anteiligen Verbraucherausgaben für Bio-Lebensmittel sind mit 5,8 Prozent geringer als in Berlin (Anteil: 12,0 Prozent). Berlins Bio-Markt wuchs mit 5,1 Prozent.
Die Landwirte in Brandenburg erwirtschafteten 2023 rund 31 Prozent der Verkaufserlöse mit Getreide (bundesweit 12 Prozent) und 30 Prozent mit Fleisch (deutschlandweit: 19 Prozent). Dass bei einem Brandenburger Anteil von 12 Prozent an der deutschen Bio-Fläche der Anteil an den Verkaufserlösen für die Landwirtschaft hier 4,5 Prozent beträgt, liegt insbesondere an einer durch die natürlichen Gegebenheiten bedingten extensiveren Produktion.
Bedeutung der Anbaukulturen
Beim Obst ist im Bioanbau in Brandenburg lediglich der Apfel relevant.
Beim Gemüse sind die „klassischen Schwergewichte“– wie Möhren, Rote Bete, Zwiebeln, Erbsen und Bohnen – wenig in Brandenburg vertreten, etwas besser sieht es bei den Einlegegurken und Kürbissen aus. Der Bio-Spargel ist hier die wichtigste Kultur, auch wenn dieser – verglichen mit dem konventionellen Anbau – eine untergeordnete Rolle spielt. Während auf konventioneller Flächen rund 4.400 Hektar Spargel angebaut werden, wächst Bio-Spargel auf 253 Hektar (6 Prozent in Brandenburg. Bundesweit ist der Biospargelanteil 8 Prozent.). Bio-Gurken, insbesondere auf dem Biohof Schöneiche erzeugt, werden auf 14 Prozent der Brandenburger Gurkenflächen angebaut.
Die Studienautoren sehen in der Erweiterung des Bio-Obst- und des Bio-Gemüseanbaus das größte Wachstumspotential – allerdings ist der Einstieg in den Anbau von Bio-Gemüse mit hohen Investitionskosten und hohem Personalaufwand verbunden; oft fehlen Frische-Logistik und Verarbeitungsmöglichkeiten. Ähnlich verhält es sich auch mit Bio-Kartoffeln, die ein gutes Einstiegsprodukt in die Bio-Außer-Haus-Verpflegung sind. Fehlende Kapazitäten bei der Schälung bremsen Ausbaupotenziale allerdings noch aus.
Auch im Ackerbau wird ein hohes Wachstumspotential gesehen. Wichtigstes Bio-Getreide ist der Roggen (42 Prozent der Bio-Getreidefläche) der allerdings zu wenig regional verarbeitet wird. Auch beim Hafer, der zweitwichtigsten Kultur, braucht es weitere Verarbeitungsmöglichkeiten. Groß ist der Anteil von Bio-Sonnenblumen, die auf über 4.000 Hektar in Brandenburg angebaut wurden (Bio-Anteil 18,7 Prozent).
Beim Fleisch besteht eine ausreichende Versorgung mit Bio-Rindfleisch. Bei der Bio-Schweine- und Bio-Geflügelproduktion sieht die Studie geringere Wachstumspotentiale.
Mit vier Molkereien ist Brandenburg stark vertreten. Die Bio-Milchviehbetriebe konzentrieren sich auf die produzierte Milchmenge. Bei der Bio-Milcherzeugung für Butter, Joghurt oder Käse besteht noch Steigerungspotential: Derzeit werden mehr Rohmilchäquivalente eingekauft als in Brandenburg zur Verfügung stehen.
Befragung der Marktakteure
Der große Absatzmarkt Berlin wird weiterhin als Chance gesehen. Zu geringe regionale Verarbeitungskapazitäten und fehlende Fachkräfte wurden als Wachstumshemmnisse identifiziert. Steigerungspotentiale bestehen laut Befragung in der öffentlichen und privaten Gemeinschaftsverpflegung – weniger jedoch in der Gastronomie.
Neben einer weiteren Förderung der Bio-Landwirtschaft sehen die Befragten weitere Potentiale und Stärken in der Vernetzung, die unter anderem vom Verband pro agro und der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau unterstützt wird.
Agrarminister Axel Vogel dankte den Autoren der Studie für die Analysen und Empfehlungen.
Vogel:
„Über die Förderung für den ökologischen Landbau, für Beratung und den Aufbau von Wertschöpfungsketten stellt das Landwirtschaftsministerium auch weiterhin die Weichen für die gewünschte bessere bio-regionale Versorgung in der Region. Mit dem von uns eingeführten Qualitätszeichen „bio Brandenburg“ werden Öko-Produkte von hier besser erkennbar und können bei Ausschreibungen für die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Kantinen punkten. Mit Marktinformationsgesprächen zwischen Erzeugern und Verarbeitern sowie mit Bio-Praxistagen zum Wissenstransfer und zur Vernetzung führen wir die Umsetzung unseres Ökoaktionsplans auch 2024 fort.“
Der Ökoaktionsplan wurde 2021 unter Federführung des Agrar-Umweltministeriums gemeinsam mit rund 50 Akteurinnen und Akteuren aus Landwirtschaftsbetrieben, der Verarbeitungs- und Vermarktungsbranche, aus Verbänden, wissenschaftlichen Einrichtungen und Bildungseinrichtungen, Verwaltung und der Bürgerschaft erarbeitet.
Für die Erstellung des Bio-Marktberichts hatte das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) und Ecozept Deutschland beauftragt. Diana Schaack und Burkhard Schaer stellten auf der Pressekonferenz die Berichtsinhalte vor, Elke Röder von der Terra Naturkost Handels KG brachte die Perspektive der Branche ein.