Eberswalde: Unter der Überschrift „Freiheit wollen wir! 70 Jahre danach: Der Volksaufstand im Gespräch“ lud die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur zum Gesprächsabend mit dem Historiker Christoph Wunnicke ins Museum Eberswalde ein.
Über 50 Personen begrüßte die Museumsleiterin Birgit Klitzke im Dachgeschoss des Museums. Man spürte, dass die Menschen Redebedarf zum Thema hatten. Susanne Kschenka moderierte das Gespräch mit Herrn Wunnicke, Zeitzeugen aus Eberswalde und dem Publikum.
Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zählt zu den bedeutendsten Massenprotesten gegen die kommunistische Herrschaft im Ostblock. Auch in Brandenburg gingen tausende Menschen auf die Straße. Auf Kundgebungen, Streiks und Demonstrationen in Städten und Dörfern richteten sie zahlreiche Forderungen an das SED-Regime. Daraufhin wurde in vielen Kreisen der Ausnahmezustand verhängt, sowjetische Truppen marschierten auf und der Aufstand wurde gewaltsam niedergeschlagen. Im Nachgang kam es zu Verhaftungswellen, Strafverfahren mit langen Haftstrafen und Todesurteilen.

Eberswalde war das regionale Zentrum des Aufstands. Vor allem ausgelöst durch Bauarbeiter der Bau-Union Potsdam von der Baustelle der „Pionierrepublik Wilhelm Pieck“ am Werbellinsee (heute Seezeit-Resort) beginnen später Streiks in Eberswalde und Finow. Herr Wunnicke erzählte dem Publikum, darunter auch viele jüngere Besucher:innen, wie es zum 17. Juni kam.
Der Zeitzeuge Herr Wühle erinnert sich: „Es war ja verboten sich mit drei Personen irgendwo draußen aufzuhalten. Ich war damals 12 Jahre alt und mit meinen Eltern zum Polterabend bei der Nachbarin eingeladen. Das war direkt auf der anderen Straßenseite, nur kurz ein paar Meter über die Brücke. Und da stand ein Soldat, der wollte uns nicht durchlassen. Mein Vater verlangte dann einen Offizier, den der Soldat auch holte. Mit dem konnte mein Vater dann mit seinen zwei Worten russisch die er sprach, sich verständigen, dass wir nicht drei Personen waren, sondern nur zwei ein halb und rübergehen durften. Der Polterabend war dann sehr verhalten, man hat dann nicht laut gefeiert.“
Andere Zeitzeugen berichteten ebenfalls von ihren Erlebnissen oder denen Angehöriger am 17. Juni und auch Menschen aus dem Publikum bereicherten die Veranstaltung mit ihren Erinnerungen und Berichten.
Frau Klitzke resümiert: „Für uns war der Abend ein voller Erfolg. Es ist schön, dass mit dem Museum Eberswalde ein Ort existiert, an welchem Menschen über historisch prägende Ereignisse ins Gespräch kommen können.“
Die Ereignisse des 17. Juni 1953 in Eberswalde, Finow und dem Barnim können über die App berlinHistory entdeckt werden. Dieser digitale Erinnerungsort zeigt erstmals eine zusammenhängende Dokumentation der Geschehnisse vor Ort, nicht nur in Berlin, sondern auch in Brandenburger Orten.