Am 07. Mai 2024 fand zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und dem Verband Deutscher Großbäckereien die erste Tarifverhandlung über mehr Lohn für die Beschäftigten der ostdeutschen Brotindustrie statt. Die Verhandlung endete ohne Tarifabschluss. Grund hierfür ist das ernüchternde Angebot der Arbeitgeberseite.
Das Angebot der Arbeitgeberseite sieht lediglich eine Lohnerhöhung von 4,18 Prozent bzw. einem Mindestbetrag von 150€ zum ersten Juli dieses Jahres vor, gefolgt von einer weiteren 3,1-prozentigen Erhöhung im zweiten Jahr. Die Monate Mai und Juni des aktuellen Jahres sehen noch keine Lohnerhöhung vor. Ersatzweise soll eine Inflationsausgleichsprämie von 400 Euro netto gezahlt werden. Dieses Angebot lehnte die NGG-Tarifkommission als völlig unzureichend ab.
„Die Beschäftigten der Brotindustrie verdienen mehr als dieses knappe Angebot. Die Energiepreise sind um fast 20 Prozent gestiegen und im Osten deutlich höher als in anderen Bundesländern. Zusammengenommen mit dem Nachwuchsmangel im Bäckerhandwerk muss sich die Branche insgesamt attraktiver aufstellen.“, so Uwe Ledwig, NGG-Verhandlungsführer und Vorsitzender der NGG im Osten.
Ledwig weiter „Eigentum verpflichtet. Und wenn die Unternehmens– und Vermögenseinkommen immer weiter ansteigen, muss davon auch etwas bei den Beschäftigten ankommen. Die Schere zwischen Einkommen und Arbeit und Vermögen geht immer weiter auseinander. Darum bleibt unsere Forderung nach 380€ Entgelterhöhung weiter bestehen.“
NGG und ihre Mitglieder fordern die Erhöhung aller Entgelte um 380€ monatlich. Der Festgeldbetrag ist der NGG-Tarifkommission dabei besonders wichtig, um die unteren Lohngruppen von den starken Auswirkungen der Inflation zu schützen.
Zum Hintergrund: Das Tarifgebiet Brotindustrie Ost ist stark von den Backwarenherstellern Harry-Brot und Lieken dominiert. Lieken gehört zur tschechischen Agrofert-Gruppe und ist die Nummer zwei der deutschen Backwarenhersteller. Bekannte Markenprodukte sind Golden Toast und Lieken Urkorn. Harry-Brot GmbH ist der größte deutsche Backwarenhersteller mit zahlreichen Misch-, Vollkorn- und Toastbroten. In der ostdeutschen Brotindustrie sind über 2.500 Beschäftigte von dem Tarifvertrag erfasst. In den Tarifgebieten Hessen und Baden- Württemberg ist in dieser Woche ein neuer Tarifabschluss gelungen. Die NGG schließt Streiks in Ostdeutschland nicht aus.