Bernau: Zwischen der Goethe- und der Lessingstraße, durchkreuzt von der Schillerstraße, verläuft die nach dem deutschen Schriftsteller und Journalisten benannte Carl-von-Ossietzky-Straße (* 3. Oktober 1889 in Hamburg; † 4. Mai 1938 in Berlin). Diese Verkehrsader ist Teil jenes Areals der Eberswalder Innenstadt, welches vom Volksmund gerne als „Villenviertel“ bezeichnet wird. Dabei kann der inoffizielle Titel der Gegend durchaus gerecht werden, ist das Wohngebiet nahe des Waldes doch architektonisch geprägt von stattlichen, klassizistischen Villen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Auch der grüne Schützenplatz sowie der Park am Weidendamm sind nicht weit.
Der im Mai dieses Jahres abgeschlossene grundhafte Ausbau der Carl-von-Ossietzky-Straße ist Bestandteil eines übergeordneten Konzeptes1 zur Erhaltung und Entwicklung des Areals als einheitlich attraktives Wohngebiet unter Wahrung der historischen Struktur der Straßenräume. Nach gut zweijähriger Umbauzeit konnte die „Ossi-Straße“ – ebenfalls eine Wortkreation des Eberswalder Volksmundes – am 27. Mai 2024 wieder offiziell für den Verkehr sowie die Anwohnerinnen und Anwohner freigegeben werden. Neben der Erich-Mühsam-Straße und der Schillerstraße kann nun auch diese als vollständig wiederhergestellt gelten. Noch im Juni 2024 soll das große Sanierungsprojekt mit der angrenzenden Gerichtsstraße weitergehen.
„Mit der Wiedereröffnung der Carl-von-Ossietzky-Straße manifestieren wir erneut einen Meilenstein klimagerechter und authentischer Stadtentwicklung. Die historische Straßenstruktur des malerischen Villenviertels bleibt erhalten, Fahr- und Gehwegekomfort sind wiederhergestellt, das ausgeklügelte neue Entwässerungssystem schützt Anwohnerinnen und Anwohner vor den Folgen zunehmender Extremwetter-ereignisse, wie zum Beispiel Starkregen und daraus resultierende Überschwemmungen“, erläutert die Erste Beigeordnete und Baudezernentin Anne Fellner.
Die Veränderungen in der Carl-von-Ossietzky-Straße werden schon auf den ersten Blick deutlich. Am auffälligsten sind hier die insgesamt 66 Kirschbäume, welche zukünftig im Sommer Schatten spenden und die Straße noch besser in die ohnehin grüne Umgebung einpassen. Die vormals bestenfalls noch als holprig zu bezeichnende Fahrbahn ist grundhaft neu aufgebaut und auf einer Breite von ca. 7,5 Metern mit Naturstein gepflastert worden. Granitplatten mit Mosaik und Kleinsteinpflaster bedecken die neuen 2,75 Meter breiten Gehwege und Zufahrten. Auch alle Trinkwasserleitungen inklusive aller Hausanschlüsse wurden erneuert. Gleiches gilt für das Kanalsystem zur klimaangemessenen Entsorgung des Niederschlagswassers. 19 umweltfreundliche LED-Laternen vom Leuchtentyp Alt-Berlin 9003 erhellen fortan die Carl-von-Ossietzky-Straße. Für eine barrierefreie Querung der Kreuzungsbereiche sind diese entsprechend aufgepflastert worden. Gas- und Elektroleitungen wurden neuverlegt.
Während der Bauzeit erschwerten einige besondere Herausforderungen das zügige Vorankommen des Vorhabens. So war beispielsweise der Kanal- und Leitungsbau nur mit Senkung des extrem hohen Grundwasserstandes möglich. Eine Torfschicht im Straßenbereich machte den aufwendigen Austausch der Erdschichten im Abschnitt von ca. 100 Metern bis in eine Tiefe von 0,9 Metern und den Einbau von Geotextil erforderlich.
Die Gesamtkosten des Bauvorhabens belaufen sich auf etwa 2 Millionen Euro. Diese wurden durch Eigenmittel der Stadt Eberswalde, den Mehrbelastungsausgleich des Landes Brandenburg sowie das Bund- und Länderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Aufwertung“ finanziert.
Die Stadt Eberswalde bedankt sich bei der Finow Plan GmbH für die Planung der Verkehrsanlage und Oberflächenentwässerung. Ferner bei der Firma THARO für die Umsetzung des Straßenbaus und der Entwässerung. Außerdem bei der ILB Dr. Rönitzsch GmbH für die Planung der öffentlichen Beleuchtung sowie der Elektroanlagenbau Freier und Küter GmbH für die Bauausführung der Beleuchtung. Dank gilt außerdem der WILAB GmbH & Co. KG Straßenbau- und Baustoffprüfung für die Begleitung der Bauarbeiten.
1 Konzept zur Gestaltung der Anliegerstraßen im Geltungsbereich der Erhaltungssatzung Heinrich-Heine-Straße; beschlossen durch die Stadtverordnetenversammlung im Februar 2012