Eine aktuelle Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Wüstenrot Stiftung zeichnet das Wanderungsgeschehen der vergangenen Jahre detailliert nach und beschreibt anhand von sechs Fallbeispielen, was die neue Landlust für kleine Gemeinden bedeutet. Analysiert wird neben den Themen Infrastruktur und Arbeitsmarkt auch, wie sich das Leben in Dörfern und Kleinstädten durch Bedürfnisse und Erwartungen der Zugezogenen verändert. Aus Sicht des DStGB bildet die Trendumkehr hin zu mehr Zuzug auf dem Land viele Chancen, die auch die Studie bestätigt. So können bspw. Bildungsinfrastrukturen aufrecht erhalten und Fachkräfte gewonnen werden.
Nach der Studie sind es vor allem Menschen im klassischen Familienalter zwischen 30 und 49 Jahren mit ihren minderjährigen Kindern und Berufseinsteiger zwischen 25 und 29 Jahren, die ländliche Regionen für sich entdecken. Erschwinglicher Wohnraum, eine gute Verkehrsanbindung, ein schneller Internetanschluss und eine gute Kinderbetreuung locken die Menschen in den Ort. Die Erwartungen an das Leben dort können sehr unterschiedlich sein. Wer selbst auf dem Land aufgewachsen ist und nur vorübergehend in der Stadt gelebt hat, weiß in der Regel, was ihn oder sie erwartet. Manche Zugezogene dagegen müssen das Zusammenleben auf dem Dorf erst (kennen)lernen.
Die lesenswerte Studie beschreibt aus Sicht des DStGB die Chancen aber auch die Herausforderungen für die ländlichen Kommunen durch Zuzug. Wichtig ist, dass sich Städte und Gemeinden auf Neubürgerinnen und Neubürger einstellen und diese integrieren. Die Studie zeigt anhand der Beispiele u.a. welche Bedeutung hierbei Vereine und Veranstaltungen haben.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland lebt auf dem Land und die ländlichen Räume tragen wesentlich zur Wirtschaftskraft Deutschlands bei. Sie haben darüber hinaus ein hohes Potenzial, das in Zeiten enormer Transformationsaufgaben mehr als bisher aktiviert werden muss. Auch mit Blick auf die drängenden Herausforderungen des Klimawandels sind die ländlichen Räume zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen und für den Ausbau erneuerbarer Energien von herausragender Bedeutung.
Wenn es gelingt, die richtigen Weichen für die ländlichen Räume zu stellen, stärken wir nicht nur die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, sondern Deutschland insgesamt als Wirtschafts- und Lebensstandort. Aus Sicht des DStGB müssen daher ländliche Räume mehr als bisher in das Blickfeld aller Politikfelder. In einem aktuellen Positionspapier spricht sich daher der DStGB deutlich gegen drohende Mittelkürzungen bei den Bundesmitteln für die ländliche Entwicklung aus. Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2024 wird aktuell im Bundestag beraten. Er sieht massive Streichungen bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) vor.