Bernau: Der 9. November ist in ganz Deutschland und so auch in Bernau ein denkwürdiger Tag. Zum einen wird an die Pogrome vor 86 Jahren erinnert. Der Tag im Jahr 1938 ging als Reichskristallnacht in die Geschichtsbücher ein. An diesem Tag zerstörte das nationalsozialistische Regime Geschäfte und Synagogen der jüdischen Bevölkerung. Zum anderen erreichte am 9. November 1989 die friedliche Revolution ihren Höhepunkt und die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland fiel. „Wir standen am 9. November zusammen, um an zwei bedeutende Ereignisse unserer Geschichte zu erinnern: Einerseits feierten wir das 35-jährige Jubiläum des Mauerfalls, das uns Freiheit und Einheit brachte. Andererseits gedachten wir der schrecklichen Pogromnacht, die uns immer daran erinnern wird, wie wichtig es ist, wachsam gegen Hass und Ausgrenzung zu bleiben. Möge dieser Tag uns daran erinnern, wie wertvoll Freiheit und Respekt füreinander sind und dass wir stets Verantwortung für eine friedvolle und gerechte Zukunft übernehmen müssen“, so Bürgermeister André Stahl.
Musik und Tanz in der Jahnstraße
Vormittags trafen sich interessierte Bürger und Stadtverordnete am Gedenkort an der Jahnstraße, wo drei originale Mauerteile seit 15 Jahren an die friedliche Revolution von 1989 erinnern. Bürgermeister André Stahl und Silke Nessing, die Sozialdezernentin des Landkreises Barnim, hatten zum Gedenken an das historische Ereignis eingeladen. Beide erinnerten sich, wie sie als junge Erwachsene den Tag erlebten und das Gehörte kaum fassen und einordnen konnten. Zur Musik von David Hasselhoffs „Looking for freedom“ und Nenas „99 Luftballons“ tanzte die Eastside Funcrew und rundete das freudige Gedenken ab.
Zum 20. Mauerfalljubiläum wurde von der Stadtverordnetenversammlung in Bernau beschlossen, drei Mauerteile vom Künstler Thierry Noir gestalten und in Bernau aufstellen zu lassen, um so Geschichte direkter vermitteln zu können. Zum jetzigen 35. Jubiläum des Mauerfalls legten Stadt und Kreis farbenfrohe Kränze in Form eines Peace- und Herzzeichens nieder.
Kerzen am Abend
Im Bürgersaal des Neuen Rathauses trafen sich unzählige Bernauerinnen und Bernauer und gedachten der Gräueltaten rund um die Pogromnacht 1938. Das Netzwerk für Toleranz und Weltoffenheit erinnerte an die Opfer mit einer Gedenkveranstaltung, einer Tanzdarbietung und einem Lichterspaziergang entlang der Stolpersteine in der Innenstadt. „Wir wollen der Opfer gedenken und die Stimmen einzelner von ihnen hören, aber auch darüber nachdenken was damals geschehen ist und wie wir heute leben wollen“, so die Vertreterinnen des Netzwerks, die die Namen der Bernauerinnen und Bernauer verlasen, die deportiert wurden. Abschließend wurden Kerzen zu den Stolpersteinen im Gedenken an die ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger getragen.