Bernau: In dieser Woche geht der Leiter des Wirtschaftsamtes, Thomas Rebs, in den Ruhestand. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete der gebürtige Thüringer mit dem großen Allgemein- und Fachwissen und dem trockenen Humor für die Stadt Bernau in unterschiedlichen, verantwortungsvollen Bereichen.
Herr Rebs, wie lange arbeiteten Sie für die Stadt Bernau und wie lange speziell in der Wirtschaftsförderung?
Seit Juni 1990 bin ich bei der Stadt Bernau angestellt. Der erste Bereich, in dem ich eingesetzt war, war das Amt für kommunale Ver- und Entsorgung. Konkret umfasste dieser Bereich den Bauhof und das Referat für Straßenwesen. 1994 folgte die erste Umstrukturierung der Kommune. Von da an war ich nicht mehr für den Bauhof zuständig, wohl aber zusätzlich für die Tourist-Information und den Bereich „Märkte“ aus dem Wirtschaftsamt. Ungeachtet der Zuständigkeitsregelungen ging es in der ersten Hälfte der 1990er Jahren erst einmal darum, ein paar Dinge zu ändern: das Tarifsystem war neu, das bisherige Prämiensystem wurde abgeschafft, die Arbeitsausrüstung für den Bauhof verbessert. Auf Verbraucherseite hatte man sich an Gebühren für Wasser und Abwasser zu gewöhnen – die Nachwendezeit war schon eine Zeit der Umbrüche. Zur Wirtschaftsförderung kam ich erst später.
In den 1990ern veränderte sich nicht nur viel, sondern es entstand auch viel Neues. Genau, in diese Zeit fällt auch die Gründung kommunaler Gesellschaften, wie etwa die Stadtwerke, die die Haushalte mit Fernwärme versorgt oder die STAB Grundstücksentwicklungsgesellschaft. Auch der Wasser- und Abwasserzweckverband ist ein Kind dieser Zeit. Es gab viele rechtsfreie Räume, die nach und nach gefüllt werden mussten. Ein typisch brandenburgisches Problem der 1990er Jahre waren im Übrigen die zahlreichen illegalen Müllkippen. Auch Bernau blieb von diesem Phänomen nicht unberührt und kam nicht umhin, seine Kippen zu sanieren oder abzudichten. Während diese Flächen immer wieder Schwierigkeiten bereiteten, die zu lösen waren, haben sich andere Areale hervorragend und dauerhaft positiv entwickelt. Bestes Beispiel dafür sind die Rehberge. Auf ehemals militärisch genutzter Fläche sind heute Wohnungen, Freizeit- und Sportareale, Gewerbe und infrastrukturelle Einrichtungen angesiedelt, wie etwa die Barnimer Busgesellschaft oder die Polizei.
Der Bereich, den Sie zuletzt bearbeiteten war die Wirtschaftsförderung. Was daran ist so speziell?
Das Hauptaugenmerk bei der Wirtschaftsförderung liegt nicht so sehr in der Ansiedlung neuer Unternehmen, sondern in der Bestandspflege. Da geht es um mögliche Fördermittel, um Flächen mit Entwicklungspotenzial und anderes mehr. Aktuelle Themen sind etwa die Sicherung von Fachkräften oder die Energieversorgung. Insgesamt ist dies ein Bereich, in dem immer wieder bestimmte Themen für eine Weile Konjunktur haben und für die man dann Lösungen finden muss. Das konnte ich in den Jahren und in den Bereichen zuvor ausreichend üben.
Wie beurteilen Sie ihre gemachten Erfahrungen bei der Stadt Bernau?
Ich hatte zahlreiche spannende Aufgaben zu lösen und aufgrund der Umstrukturierungen und Reformen im kommunalen Bereich wurde es ebenfalls nie eintönig. Natürlich ist es schön, zu sehen, was in all den Jahren gewachsen ist – häufig ging es ja um Flächen und darum, wie diese künftig genutzt werden – und dadurch um Immissionen verschiedener Art und ganz einfach auch um Geld. Natürlich lernt man dabei viele interessante Menschen unterschiedlichster Charaktere kennen, mit denen sich manchmal Situationen ergeben, die man nicht so schnell vergisst.
Würde das Erlebte für ein Buch reichen?
Mit Sicherheit sogar für ein dickes Buch! Aber zum einen ist da der Datenschutz, der hier deutliche Grenzen setzt, zum anderen bin ich eher ein Freund des gesprochenen Wortes in kleiner Runde. Und manche Anekdoten funktionieren einfach am Besten, wenn man sie erzählt.