Bernau: Auf dem Bahnhofsvorplatz von Bernau in unmittelbarer Nachbarschaft zum ODF-Denkmal befindet sich jetzt eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Bernauer Sinti. Am 16. Mai 2023 wurde sie in einer feierlichen Zeremonie eingeweiht.
„Ich bin stolz, dass Bernau als eine von wenigen Städten im Land, einen Erinnerungsort für die Sinti geschaffen hat. Deshalb danke ich den Stadtverordneten, dass sie im Jahr 2019 den Beschlussvorschlag eingebracht hatten, einen Erinnerungsort für Sinti zu schaffen“, so Bürgermeister André Stahl. Gemeinsam mit Petra Rosenberg, der Vorsitzenden des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. enthüllte er die Gedenktafel, auf der folgende Zeilen zu lesen sind:
Die Stadt Bernau erinnert und gedenkt der Sinti, die in der Nähe des Bahnhofs wohnten.
Kinder, Frauen, Männer wurden in Folge der rassistischen Ideologie und Politik der Nationalisten
am 8. März 1943 in das Vernichtsungslager Auschwitz deportiert.
Zudem wurden die 34 Namen der acht Sinti-Familien, die 1943 aus Bernau deportiert wurden, verlesen und für jeden einzelnen eine weiße Rose niedergelegt.
Die inhaltliche Gestaltung der Tafel geschah in einem engen Zusammenwirken der Bernauer Verwaltung mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. , dem politischen Raum und Vertretern der Bernauer Bürgerschaft. „Ihnen allen – insbesondere der Landesvorsitzenden Petra Rosenberg, der Kulturausschussvorsitzenden Dagmar Enkelmann, Dieter Korcak und Sabine Oswald-Göritz danke ich für die Umsetzung des Projektes. Damit erinnern wir mit einem sichtbaren Zeichen. Denn bis heute wird von vielen vergessen, dass dem Völkermord der Nationalsozialisten auch 500.000 Sinti und Roma zum Opfer fielen“, so der Bürgermeister.
Dies bekräftigte auch Petra Rosenberg in ihren Ausführungen. Vor allem gedachte sie dem Gedenktag des Widerstands der Sinti und Roma am 16. Mai 1944 gegen ihre geplante Vernichtung im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. „Mein Vater war als 17-Jähriger beteiligt an diesem Aufstand gegen die geplante Ermordung. Ermordung, Ausgrenzung, Deportationen – das alles ist geschehen und Teil unserer Geschichte. Deshalb ist die Einweihung heute ein wichtiges Zeichen der Mahnung. So etwas darf sich nie wieder wiederholen“, so Petra Rosenberg. Sie erinnerte außerdem daran, dass die Sinti ein Teil der Bernauer Bevölkerung waren. Ein Großteil der Bernauer Sinti-Familien lebte im unmittelbaren Umfeld zum Bahnhof. Von diesem Ort wurden sie auch 1943 nach Berlin und von dort weiter ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie wie so unfassbar viele Menschen starben. „Zum anderen ist der Bahnhofsvorplatz seit vielen Jahren der Ort der Erinnerungskultur in unserer Stadt. Hier am am ODF-Denkmal gedenken wir Jahr um Jahr den Opfern des Faschismus im Allgemeinen und nun auch den Sinti im Besonderen“, so André Stahl.
Unter den Gästen der Einweihungsfeier mischte sich auch Brandenburgs Kulturstaatssekretär Tobias Dünow. „Ich finde es sehr wichtig, dass in Bernau an prominenter Stelle erinnert wird. Der Gedenkort im Zentrum von Bernau erinnert nicht nur eindrücklich an die NS-Verbrechen an Sinti und Roma und deren jahrhundertelange Ausgrenzung – er hat auch eine deutliche und wichtige Botschaft für die Gegenwart: Sinti und Roma gehören zu unserer Gesellschaft, unserer Geschichte, unserer Kultur“, so der Kulturstaatssekretär des Landes Brandenburg.
Die Gedenktafel aus Bronze stammt von dem Bildhauer Reinhard Jacob aus Panketal. In einem weiteren Schritt wird daran gearbeitet, einer Stele mit allen Namen der Opfer am Gedenkort umzusetzen.