Bernau: Seit 19. Oktober, 8. und 10. November würdigen Ausstellungen an drei Orten das fotografische Werk des mit Bernau eng verbundenen Fotografen Micha Winkler. Sie präsentieren in zeitlicher Parallelität einen Auszug aus dem umfangreichen Werk des Foto-Künstlers seit den 1980er Jahren bis zu seinem frühen Tod. Zwei Monate nach der Auszeichnung Winklers mit dem Brandenburgischen Kunstpreis in der Kategorie Fotografie starb er unerwartet und unfassbar für Familie, Freunde und Weggefährten im Oktober 2022, 64-jährig.
Themengruppen in der Galerie Bernau
Die Galerie Bernau widmet sich seinen Werkgruppen, denen er über die vier Jahrzehnte seines Schaffens treu geblieben ist. Es sind Dokumentationen von Jazz- und Punk-Konzerten und vom Arbeitsalltag in der DDR, die Micha Winkler zu Erzählungen macht. Zu sehen sind Fotos aus den Werkhallen des VEB Elektrokohle Lichtenberg und den Gummiwerken Berlin. Sie zeigen harte Alltagsrealität, davon gezeichnete Gesichter, ein Agieren in Produktionsprozessen und manchmal auch ein Innehalten.
Micha Winkler teilt dem Betrachter gerne mit, dass er die Distanz als Fotograf vorsätzlich durch Empathie ersetzt.
Fotos von der Kunst im Bernauer Stadtraum im Kantorhaus
Die kleine, aber feine Ausstellung im Kantorhaus präsentiert Fotos von Micha Winkler zur Kunst im öffentlichen Raum in Bernau – Fotos mit dokumentarischem Charakter, die im Auftrag der Stadt Bernau entstanden. Gewürdigt werden die Werke von Emerita Panasowová, Friedrich Schötschel, Friedrich B. Henkel und Wieland Förster. Die Bildhauer öffneten für Micha Winkler auch die Türen ihrer Ateliers.
Der Fotograf hält nicht nur sein eigentliches Motiv fest, sondern zeigt darüber hinaus, wie Kunst, Architektur und Landschaftsgestaltung in Bernau miteinander in Verbindung stehen.
„Diesen Blickwinkel können die Besucher der Ausstellung im Kantorhaus unmittelbar selbst nachvollziehen, wenn sie aus den Räumen heraustreten auf den offenen Hof“, berichtet Sabine Oswald-Göritz, die im Kulturamt der Stadt für die Ausstellung im Kantorhaus verantwortlich zeichnet. „Hier am ältesten Wohnhaus in Bernau treffen historische Bausubstanz von 1582/83 und moderne Architektur einer geplanten Musterstadt aus den frühen 80er Jahren zusammen. Vor dem Hintergrund der Fachwerkfassade des Kantorhauses fügt sich die Bronzeplastik ‚Weiblicher Akt‘ aus dem Jahr 1964 des nahmhaften Bildhauers Wieland Förster harmonisch in das Gesamtbild ein.“
Fotografien mit der Camera Obscura in der Galerie im Rathaus Biesenthal
Der dritte Ort der Micha-Winkler-Retrospektive findet sich in der Galerie im Rathaus Biesenthal. Dort sind seine Fotografien mit der Camera Obscura versammelt, mit der er den Augenblick in einen längeren Erzählmoment ausdehnte. Die Realität erscheint auf diesen Bildern verändert, da die Aufnahmen sehr lange Belichtungszeiten erforderten. Alles, was sich hektisch, schnell, zielstrebig bewegte, wurde auf den Fotos zu Schemen, zum Nebelstreif.
Mit den spezifischen Abbildungseigenschaften der Kamera erschaffte Micha Winkler Bilder, die ungewöhnliche Sichtweisen und Schärfeverteilungen zeigen. Diese Perspektiven vereinen Aspekte der modernen Medien, wie der Digitalfotografie, und erinnern zugleich an klassische Malerei durch ihre anmutige Weichheit. Sein Blick, sein Erfassen war immer genau und konkret.
Sein Handwerkszeug im Umgang mit der Camera obscura hatte Micha Winkler auch gern in Kursen und Workshops in Bernau und Biesenthal weitergegeben.
Micha Winklers genauer Blick und sein konkretes Erfassen wird in der „Retrospektive an drei Orten“ nachvollziehbar:
In der Galerie Bernau, Bürgermeisterstraße 4, vom19. Oktober bis 14. Dezember 2024, mittwochs bis freitags 10-18 Uhr, samstags 10-14 Uhr
Im Kantorhaus in Bernau, Tuchmacherstraße 13, vom 8. November bis 14. Dezember 2024, freitags, samstags und sonntags 12-16 Uhr
In der Galerie im Rathaus Biesenthal, Am Markt 1, vom 10. November 2024 bis 15. März 2025, dienstags 10-13 Uhr und 14-18 Uhr, donnerstags, freitags und samstags 10-14 Uhr
Der Eintritt zu den drei Retrospektive-Orten ist frei.